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Kunstwart und Kulturwart — 28,4.1915

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Heft 20 (2. Juliheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14421#0093

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digungen sind gerade für die Schrift--
steller fchwer. Deshalb werden wir
aus Schriftstellerkreisen ersucht, jene
Bestimmungen in ihrer Allgemein-
heit aufzugeben. Wir entspre-
chen dem hierdurch. Der Her--
ausgeber und sämtliche Mitglieder
der Kunstwart-Leitung stellen aber
ihre eigenen Kunstwartbeiträge nach
wie vor unter der einzigen Bedin-
gung deutlicher Quellenangabe für
die Dauer des Krieges dem Nach-
drucke srei. Wir teilen ferner mit,
daß wir für die Kriegsdauer auch aus
das uns gesetzlich zustehende Recht
der „Schutzsrist" an abgedruckten
literarischen Beiträgen bei Quellen-
angabe „aus dem Kunstwart« zugun-
sten der Versasser verzichten.

FreihandeL der Begriffe und
Gefühle

ie angebornen Verschiedenheiten
der Begriffe und Gefühle, oder,

besser gesagt, der Weise zu begreisen
und zu sühlen, welche sowohl ganzen
Stämmen, als einzelnen Menschen
eigentümlich und die Folge von Nei-
gungen und Stolz oder verkehrten
Ansichten oder leidenschastlichen
Äberhebungen sind, gestalten sich mit
der Zeit bei der blinden Menge zu
nnübersteiglichen Grenzen, welche die
Menschheit so zerteilen, wie Gebirge
oder Meere die Landschaften abgren-
zen. Daraus geht nun sür die
tzöhergebildeten und Besseren die
Pflicht hervor, ebenso mildernd und
versöhnend auf die Beziehungen der
Völker einzuwirken, wie die Schisf-
sahrt zu erleichtern oder Wege über
Gebirge zu bahnen. Der Freihandel
der Begrisse und Gefühle steigert
ebenso wie der Verkehr in Produkten
und Bodenerzeugnissen den Reich-
tum und das allgemeine Wohlsein
der Menschheit. Goethe

Unsre Bilder und Noten

/-^^^ir sahren heute mit der Abbildung der neuen Gedenkblätter sür
v H Gesallene sort, die der Dürerbund aus den rund dreihundert
Stücken ausgewählt hat, welche auf sein Preisausschreiben hin
eingingen.

Bruno Bieleseldts Blatt fand bei den Feldgrauen unsres Er-
holungsheims unter unsern Gedenkblatt-Entwürsen die beste Aufnahme
von allen. Das Motiv ward von den Leuten aus dem Volk sofort als
„tzeimat" ausgefaßt, als „verklärte" Heimat. Auch das Grab mit seinem
Kreuz vor der strahlenden Sonne, das ging ihnen allen nah. „Hier vorn
vor den Eichen, da sind wir, und von da sieht man nun wie durch ein
Fenster in die liebe Heimat hinein, für die er gestorben ist." Bezeichnend
schien uns Preisrichtern, daß kein einziger Soldat dadurch gestört wurde,
daß seine Heimat vielleicht ganz anders aussah. Wir glauben, Biele-
seldts Gedenkschein löst die Ausgabe besonders glücklich sür volkstüm-
liches Empfinden.

Robert Budzinskis Druckschnitt „Durch Todesnacht bricht ewges
Morgenrot" setzt bei den Betrachtern die Fähigkeit voraus, sich vom Ge-
wohnten srei zu machen, dann aber bietet er ihnen auch ein künstlerisches
Geschenk. Den Preisrichtern wenigstens erschien dies Blatt als die künst-
lerisch reise Gestaltung einer überaus glücklichen Eingebung. Wir be-
gegnen jetzt peinigend vielen Versuchen, mit gezeichneten und gemalten
Phrasen, die ans den Allegorie-Mappen der Kunstgewerbler und Dekora-
teure stammen, auch diesen Ausgaben der Zeit beizukommen. Budzinski
hat auf all diese Äußerlichkeiten verzichtet. Der Kopf des „Vollendeten" ist
 
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