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Kunstwart und Kulturwart — 28,4.1915

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Heft 19 (1. Juliheft 1915)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14421#0056

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und sie so in der „Hausbilderei« aufzubewahren. Die Freude an ihnen
wird nicht nachlassen, sondern wachsen.

Daß in diese ernste Zeit auch ein Lachen klinge, stellen wir mit der
gebührenden Ehrfurcht noch einmal Gulbranssons D'Annunzio vor.
Dieses Meisterblatt der Karikatur ist schon vor mehr als zehn
Iahren im „Simplizissimus" erschienen, und der Kunstwart hat es da-
mals schon und später nochmals für seinen alten Kampf gegen den D'An-
nunzio-Rummel zum Bundesgenossen gebeten. Ist es nicht wunderbar,
wie das weitere Leben des göttlichen Maestro vom Annunziatenorden
Gulbranssons Menschenblick bestätigt hat?

Wenden wir uns vom delirierenden Narren wieder zum Ernst, und
bilden wir das erste der Dürerbund-Gedenkblätter ab, von
denen wir kurz an andrer Stelle sprechen. Es ist von Rudolf Lipus
und ist dasjenige der im Preisausschreiben ausgezeichneten Blätter, welches
äußerlich am wenigsten vom Äblichen abweicht. Kameraden beim Abschied
vom Feldgrabe — das haben wir schon oft gesehn. Aber der Wert des
Lipusschen Gedenkblattes liegt nicht nur darin, daß es gut gezeichnet und
sorgsältig durchgeführt ist. Man vergleiche das Blatt mit andern gleichen
Gegenstands auf den menschlichen Gehalt hin. Keine Spur von Senti-
mentalität und ebensowenig von Theater. Eine schlicht-sreundliche Land-
schaft, mit einem ganz schlichten Himmel darüber — in der Landschaft
ebensowenig Pose wie bei den Menschen. Aber jeder dieser Menschen
hier ist mit der Seele ganz dabei, wie ein Kamerad so was mit sich ab-
macht. Ia, so sind Männer. Einer hat gesagt: „Das Blatt ist feldgrau
gefühlt."

Die Leiste über der ersten Seite dieses Heftes, man könnte sie „Äber
den Dünsten" nennen, ist von Fritz Philipp Schmidt nach dem „Haus-
buche deutscher Lyrik". Ebenso das kleine Schlußstück „Blüten aus Dornen".
oethes „Freisinn"-Gedicht ist in Schumanns Vertonung allbekannt,
und an Leidenschaft und Treue gegen den Gehalt des Gedichtes wird
diese nie übertrosfen werden. Nur mit grundsätzlich andern Mitteln durfte
es gewagt werden, das Gedicht noch einmal musikalisch zu fassen. Der
Männerchor Alfred Schuberts kann sich an Gewalt der Deklamation
nicht mit Schumanns Lied messen, aber ein echtes, wirkungsvolles Chor-
stück, das dem edeln Gedicht nicht Gewalt antut, ist ihm doch geglückt. Be-
sonders die harmonische Steigerung auf „Sterne" und die hoch schwebende
Mittelstrophe zeugen von tongestalterischem Können. Wir geben das Stück
um so lieber wieder, als gediegene kleine Chorsätze nicht eben häusig her-
vorgebracht werden.

Herausgeber: vr. d. e. Ferdinand Avenarius in Dresden--Blasewitz; verantwortlich: der
Herausgeber. Mitleitender vr. Hermann Ullmann, Qr. Wilhelm Stapel, Wolfgang
S cbu mann. — Für bildende Kunst: Prof. P aul G chultz e »Naumburg in Saaleck bei Kösen
in Thüringen — In Ssterreich-Ungarn für Herausgabe und Schristleitung verantwortlich: vr. Richard
Batka in Wien Xlll/s — Sendungen für den Lext ohne Angabe eines Personennamens an Lie
,Kunstwart»Leitung" in Dresden-Blasewitz — Manuskripte nur nach vorheriger
Vereinbarung» widrigenfalls kcine Derantvortung übernommen werden kann — Derlag von
Georg D. W. Lallwey — Druck von Kastner L Lallwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — GeschLsts»
stclle für Berlin: Georg Siemens, 57, Kurfürstenstraße 8 — GeschSftsstelle für Ssterreich-Ungarn,
Hofbuchhandlung Moritz Perles, Wien I, Seilergafle q
 
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