trachter sieht aus den ersten Blick, daß hier das Helle aus dem Dunkel
herausgehoben und gestochen ist. Garben, Garben, sichelrauschende Ar-
beit, und der flimmernde Lichtdunst des heißen Tages.
Das schöne Blatt von Hans Schroedter „Der Erntewagen",
das vor unserm Hefte steht, braucht keines begleitenden Worts. Line
Zeichnung voller Markigkeit und Kraft — und wie Budzinskis Blatt ein
Schnitt mit dem Messer, der das Weiße aus dem Schwarzen löst.
Die drei Seiten meist älterer Karikaturen aus Feindesland bringen
kleine Abbildungen aus den beiden Büchern des Delphin-Verlags in
München: „Unsre Feinde, wie sie einander lieben" von Klette und „Unsre
Feinde, wie sie uns hassen« von Stieve. Zwei Bücher, die übrigens
nicht nur wegen ihres Bilder- sondern mindestens ebenso wegen ihres
Wort-Materials nützlich (wenn auch nicht immer angenehm) zu betrachten
sind. Die Ausdrücke „lieben^ und „hassen" wird man freilich nicht buch-
stäblich nehmen. So Beißendes in vielen dieser Karikaturen steckt, sie
sind schließlich doch allergrößtenteils auch bei ihrem ersten Lrwachsen nicht
Schierling gewesen, sondern eher Brennessel, wenn nicht gar bloß Bier-
rettig. Rnter den Zeichnern der reichhaltigen beiden Bücher sind manche
der ersten Karikaturisten Europas, das stärkste Bild aber ist doch wohl
das — eines Iapaners, der Schädelhaufen.
Die Kopfleiste über der ersten Seite ist aus dem „Spielmann". Das
heitere Schlußbildchen, von Fritz Philipp Schmidt, kommt aus dem
„Hausbuche".
ie Zeit ist jetzt der Erinnerung an die Tage des Kriegsausbruchs
gewidmet. Auch unfere Notenbeilage ruft diese wieder wach. Isolde
Kurz' Gedicht „Orakel^ stammt aus den ersten Tagen des Krieges und
wurde auch während ihrer alsbald vertont. Es veranfchaulicht die Span-
nung, die auf allen Deutschen lag, als endlich das Gewitter sich entladen
wollte: welches Schicksal wird uns begegnen? „Wie wird das Los uns
fallen?" fragt die Dichterin; Antwort fucht sie im Gebaren des deutschen
Volkes, in der herrlich festen und zuversichtlichen Haltung der Männer und
Frauen. Sie findet „Entschließung wandellos" — in diesen beruhigenden,
lösenden Worten, die Kraft und Sieg verheißen, liegt der Schwerpunkt
des Gedichts. Die Vertonung hebt ihn durch die bedeutungsvollen Oktav-
achtel auf Cis und die langen Noten der Singstimme fein hervor. Danach
wandelt sich auch das Baßmotiv, das vorher ungeduldiges Haften anzu-
deuten schien; nun kündet es fiegreich schreitende Kraft. Wir meinen,
heute, da diese Kraft weltgeschichtliche Taten vollbracht hat, wird man dies
Lied aus der Zeit unsver furchtbarsten Schicksalerwartung nicht ohne Er-
griffenheit spielen. Sein Kompvnist ist der unsern Lesern fchon bekannte
junge Münchner O. L. Crusiu.s. Das Lied erschien als Nr. ^03—der
Hausmusik des Kunstwarts.
herausgeber: Oe. d. c. Ferd. Avenarius in Dresden-Blasewttz; verantwortlich: der Herausgeber —
Berlag von Georg D- W. Callwey, Druck von Kastner Sc Callwev, k. Hofbuchdruckerei in Blünchen —
Fn Österreich-Ungarn für herausgalbe und Schriftleitung verantwortlich: Ur. Rtchard Batka in Wien XIN's
herausgehoben und gestochen ist. Garben, Garben, sichelrauschende Ar-
beit, und der flimmernde Lichtdunst des heißen Tages.
Das schöne Blatt von Hans Schroedter „Der Erntewagen",
das vor unserm Hefte steht, braucht keines begleitenden Worts. Line
Zeichnung voller Markigkeit und Kraft — und wie Budzinskis Blatt ein
Schnitt mit dem Messer, der das Weiße aus dem Schwarzen löst.
Die drei Seiten meist älterer Karikaturen aus Feindesland bringen
kleine Abbildungen aus den beiden Büchern des Delphin-Verlags in
München: „Unsre Feinde, wie sie einander lieben" von Klette und „Unsre
Feinde, wie sie uns hassen« von Stieve. Zwei Bücher, die übrigens
nicht nur wegen ihres Bilder- sondern mindestens ebenso wegen ihres
Wort-Materials nützlich (wenn auch nicht immer angenehm) zu betrachten
sind. Die Ausdrücke „lieben^ und „hassen" wird man freilich nicht buch-
stäblich nehmen. So Beißendes in vielen dieser Karikaturen steckt, sie
sind schließlich doch allergrößtenteils auch bei ihrem ersten Lrwachsen nicht
Schierling gewesen, sondern eher Brennessel, wenn nicht gar bloß Bier-
rettig. Rnter den Zeichnern der reichhaltigen beiden Bücher sind manche
der ersten Karikaturisten Europas, das stärkste Bild aber ist doch wohl
das — eines Iapaners, der Schädelhaufen.
Die Kopfleiste über der ersten Seite ist aus dem „Spielmann". Das
heitere Schlußbildchen, von Fritz Philipp Schmidt, kommt aus dem
„Hausbuche".
ie Zeit ist jetzt der Erinnerung an die Tage des Kriegsausbruchs
gewidmet. Auch unfere Notenbeilage ruft diese wieder wach. Isolde
Kurz' Gedicht „Orakel^ stammt aus den ersten Tagen des Krieges und
wurde auch während ihrer alsbald vertont. Es veranfchaulicht die Span-
nung, die auf allen Deutschen lag, als endlich das Gewitter sich entladen
wollte: welches Schicksal wird uns begegnen? „Wie wird das Los uns
fallen?" fragt die Dichterin; Antwort fucht sie im Gebaren des deutschen
Volkes, in der herrlich festen und zuversichtlichen Haltung der Männer und
Frauen. Sie findet „Entschließung wandellos" — in diesen beruhigenden,
lösenden Worten, die Kraft und Sieg verheißen, liegt der Schwerpunkt
des Gedichts. Die Vertonung hebt ihn durch die bedeutungsvollen Oktav-
achtel auf Cis und die langen Noten der Singstimme fein hervor. Danach
wandelt sich auch das Baßmotiv, das vorher ungeduldiges Haften anzu-
deuten schien; nun kündet es fiegreich schreitende Kraft. Wir meinen,
heute, da diese Kraft weltgeschichtliche Taten vollbracht hat, wird man dies
Lied aus der Zeit unsver furchtbarsten Schicksalerwartung nicht ohne Er-
griffenheit spielen. Sein Kompvnist ist der unsern Lesern fchon bekannte
junge Münchner O. L. Crusiu.s. Das Lied erschien als Nr. ^03—der
Hausmusik des Kunstwarts.
herausgeber: Oe. d. c. Ferd. Avenarius in Dresden-Blasewttz; verantwortlich: der Herausgeber —
Berlag von Georg D- W. Callwey, Druck von Kastner Sc Callwev, k. Hofbuchdruckerei in Blünchen —
Fn Österreich-Ungarn für herausgalbe und Schriftleitung verantwortlich: Ur. Rtchard Batka in Wien XIN's