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Kunstwart und Kulturwart — 36,2.1923

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Heft 7 (Aprilheft 1923)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14438#0059

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beharrliche Slimrnung ist, die durchs
ganze Leben geht."

„Wahrscheinlich deswegen", sagte ich,
„weil dem Humoristen mehr an seiner
Stimmung als an dem Gegenstand ge--
legen ist, weil er jene unendlich höher
als diesen anschlägt."

Goethe: „Ganz recht kommentiert, und
sogar ganz in meinem Sinne! Wieland
z. B. hatte Humor, weil er ein Skep-
tiker war, und den Skeptikern ist es
mit nichts ein großer Ernst. Wieland
hielt sich niemandem responsabel, nicht
seiner Familie, nicht seinem Fürsten»

und handelte auch so. Wem es aber
bitter Ernst ist mit dem Leben, der
kann kein Humorist sein. Wer unter--
steht sich denn, Humor zu haben» wenn
er die Unzahl von Verantwortlichkeiten
gegen sich selbst und Andere erwägt,
die auf ihm lasten? wenn er mit Ernst
gewisse bestimmte Zwecke erreichen will?
Doch damit will ich den Humoristen
keine Vorwürfe machen. Muß man
denn gerade ein Gewissen haben? Wer
fordert es denn?"

Goethe, Anterhaltungen mit
Fr. von Müller

Unsre Bilder und Noten

lovakische Bäuerin" steht unter dem Bilde von KarlHanusch — Direktor
Kunstschule in Plauen —, welches wir im Anfang des Heftes bringem
' Line reiche, üppige, allenthalben durchgeführte, übrigens im OriginaL
auch farbig beglückend frohe Füllung der Bildfläche kennzeichnet es, die ben--
noch von klaren Kompositionselementen beherrscht ist; eine altmeisterlich-liebe«
volle Ausführung des Größten wie des Kleinsten dazu, vom Spitzenmuster am
Hemd über das Holzgeäder bis zum Blattgeripp. Pedantisch? Uns scheint: nur
liebevoll sachlich. And sogar die stille, große Poesie des Vorwurfs scheint uns
keineswegs vom Handwerklichen angekränkelt: Poesie des weiten Ostens, der
tausend Rätsel seines tief njaturhaften Menschentums, hier anklingend leise in
der beweideten Ebene, sprechend aus der unnahbaren Versonnenheit der unerhört
„typischen" Frauengestalt, dringlich fragend aus der rätselhaft einkomponierten
Eva-Schlange, ein „gefrorenes Märchen" . . .

Van Dycks Bildnis des Malers Nyckaert bringen wir aus Freude an der
prachtvollen, selbst bei einem van Dyck seltenen Kraft der Porträtkomposition und
des männlichen packenden Ausdrucks einer geschlossenen, großzügigen Persönlich-
keit. Die Beilage ist gedruckt mit einem Klischee der Firma Franz Hanfstaengl
in München, welches dem Werk „Meisterwerke der Gemäldegalerie des Prado"
zunächst gedient hat. D.ieses schöne und wichtige Werk ist in dem Beitrag „Kunst-
bücher" in diesem Heft besprochen und seb hier nochmals der Aufmerksamkeit der
Kunstfreunde empfohlen.

Im Iuni-Heft von haben wir zwei Lieder Georg Stolzenbergs
nach Lexten von ArnoHolz veröffentlicht und dazu einen Aufsatz über Stolzen-
berg und Holz, darin wir die seltsame, einzigartige Verbindung zwischen dem
Schaffen des Musikers und des Dichters darstellten. Zu Holz' sechzigstem Ge-
burtstag, dessen wir im vorderen Äeil dieses Heftes gedenken, hat uns Herr
Stolzenberg abermals ein Lied nach Holzschem Text zur Verfügung gestellt,
wiederum eine jener innigen Vermählungen frei fließender Melodie, rein lyrisch,
aller „Formen" l-edig strömender und darum allein der willigen Hingabe des
Spielers und Sängers ganz sich erschließender Musik mit schlichtest empfundener
Dichtung, eines jener in eins zusammengewachsenen Doppelwerke, die Stolzen-
berg-Holzsches Schaffen von je kennzeichneten.

Verantwortlich: Wolfgang Schunrann, Dresden-Blasewitz. Mitleiter: Or. E K.Fischer. InSsterreich
verantwortlich: Hofrat vr. Karl Giannoni, Mödling bei Wien, Dominikanergasse w. Sendunge«
für den Text ohne Angabe eines Personennamens an die »Kunstwart-Leitung* in Dresden-
Blasewitz — Manuskripte nur nach vorher iger Dereinbarung, widrigenfallS keineDerant-
wortung übernommen werden kann — Verlag von Georg D. W. Lallwey, Druck von Kastner L Lallwey
Buchdruckerei in München — Geschästsstelle für Berlin: Georg SiemenS. ^ 57, Kurfürstenstraße s.
 
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