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Kunstwart und Kulturwart — 36,2.1923

DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1923)
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Epicurus; Metrodorus; Lukretius: Aus den Nachsokratikern
DOI Artikel:
Hauptmann, Gerhart: Aus Gerhart Hauptmanns Aufzeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14438#0176

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Wünsche nicht, daß, was geschieht, so geschieht, wie du es willst, sondern
wolle, daß es geschehe, wie es geschieht.

HsV^-anche Leute treffen das ganze Leben hindurch Vorbereitungen auf das
-^^Leben, als ob sie nach dern sogenannten Leben erst recht leben würden:
.sie bemerken nicht, daß uns allen das tödliche Gift des Werdens eingegeben
worden ist.

Lukr etius

nglückseliger Geist der Menschen, verblendete Herzen!

^Ach wie dunkel ist doch, von welchen Gefahren urnfangen
Luer Leben, die Spanne, die doch so kurz euch bemessen!

Seht ihr denn nicht, daß Eines allein die Natur für sich fordert:

Daß vom Schmerz der Körper sei frei und der Geist sich ersreue
Heiterer Lust, erlöst von Furcht und jeglicher Sorge?

Nie war mehr die Fülle des Stoffes zerstreut, als sie jetzt ist,

Noch auch weiter getrennt durch Zwischenräume die Teile.

Denn ihm wächst nichts zu, noch geht davon etwas verloren.

Darum fand die Bewegung, in der sich des Urstoffs Atome

Ietzo befinden, schon statt in unvordenklichen Zeiten

Und sie wird künftig stets nach demselben Gesetz sich vollziehen.

Was da entsteht, wird ferner entstehn bei gleicher Bedingung,

Wird bestehen und wachsen und fröhlich die Kräfte entfalten,

Wie das Naturgesetz es einem jeglichen Wesen ermöglicht.

Keinerlei Macht auch vermag die Welt als ganzes zu ändern:
Nirgends gibt's einen Raum, wohin nur ein Stäublein des Stoffes
Flüchten sich könnt aus dem All, noch wo neu eine Kraft sich je bilden
Könnte, um einzudringen von dort in den Nmkreis des Weltalls
Und so das Wesen der Dinge und ihre Bewegung zu wandeln.

Aus Gerhart Hauptmanns Aufzeichnungen

s gibt heute keinen die Zeit beherrschenden Geschmack, sondern nur
l^einen beherrschenden Nngeschmack, von dem sich gänzlich zu befreien
^s^der Künstler gezwungen ist; dadurch erlangt er dann eine größere
Freiheit, als unter der Tyrannei des besten Geschmacks.

Der Maler: was geht die ganze meinem Pinsel nicht entflossene Welt
mich an!

O

Ursprung des Dramas ist das ein- zwei- drei- vier- fünf- ilnd mehrge-
spaltene Ich.

Die früheste Bühne ist der Kopf des Menschen. Es wurde darin gespielt,
lange bevor das erste Theater eröffnet wurde.

Immer mehr „Nndramatisches" dramatisch zu begreifen ist der Fortschritt.
 
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