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Kunstwart und Kulturwart — 36,2.1923

DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1923)
DOI Artikel:
Buddhistische Dichtungen
DOI Artikel:
Epicurus; Metrodorus; Lukretius: Aus den Nachsokratikern
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https://doi.org/10.11588/diglit.14438#0174

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Wann werd' im Wald ich, in der Bergeshöhle
Hörend den Pfau, den schönen Haarbuschträger,
Aufstehn von meiner Ruh', um nachzusinnen
Dem Ewigen? Wann wird mir solches werden?

Wann kampfgeübtem Llefanten gleichend
Werd' ich die Freud' an aller Lust zermalmen,
Versenkungstief den Hang zu holdem Schein
In mir ertöten? Wann wird das zuteil mir?

Wann werd' ich wie der Arme, der verfolgt
Vom Gläubiger verborgnen Schah entdeckt,
Beglückt sein, weil sich mir die Lehr' erschließt
Des großen Weisen? Wann wird's mir zuteil?

„Geschlagen und geschmäht bitter,

Gepeinigt hat er mich, beraubt:"

Die das in ihrem Sinn hatten,

Finden der Feindschaft Ende nicht.

„Geschlagen und geschmäht bitter,

Gepeinigt hat er mich, beraubt:"

Die darauf nicht den Sinn richten,

Finden der Feindschaft Gnde bald.

Denn nicht durch Feindschaft wird Feindschaft
Zu Lnd auf Lrden je geführt.

Durch Nichtfeindschaft zur Ruh' kommt sie:
Dies ist das ewige Gesetz.

Aus den Nachsokratikern

Epikuros

^W^ie Äbel will die Gottheit entweder nicht beseitigen oder sie kann es
^D^nicht; oder sie kann es, aber will es nicht; oder sie will es weder, noch
kann sie es; oder sie will und kann es. Wenn sie es kann und nicht
will, so ist sie mißgünstig: eine Eigenschaft, die ihr billigerweise fremd sein
sollte. Wenn sie es weder 'will noch kann, so ist sie mißgünstig und schwach,
also auch keine Gottheit. Wenn sie es aber will und kann, was allein der
Gottheit würdig ist, woher kommen dann die Äbel, oder warum werden sie
nicht von ihr beseitigt?

Der Tod geht uns nichts an; denn ein aufgelöster Organismus empfindet
nicht; was aber nicht empfindet, geht uns nichts an.

Wer einmal weise geworden ist, kann nicht in die entgegengesetzte Seelen»
stimmung verfallen und kann sie sich auch nicht willkürlich einbilden.

Wir bieten, einer dem andern, ein genügend interessantes Schauspiel.
 
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