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Kunstwart und Kulturwart — 36,2.1923

DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1923)
DOI Artikel:
Epicurus; Metrodorus; Lukretius: Aus den Nachsokratikern
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https://doi.org/10.11588/diglit.14438#0175

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Wir sollteir uns einen tüchtigen Mann erwählen und immer vor Augen
stellen, damit wir gewissermaßen unter seinen Augen leben und alles tun,
als ob er es sahe.

Der Philosoph ist ein leerer Schwätzer, durch dessen Wort keine mensch-
liche Leidenschaft geheilt wird. Denn wie die Medizin nichts nützt, wenn
sie nicht den Körper von Krankheit befreit, so auch die Philosophie, wenn
sie nicht die Seele von Leidenschaft befreit. ^

Wer des Guten, das ihm geworden, nicht mehr gedenkt, ist in seinem
Herzen ein Greis geworden.

Bei den sonstigen Tätigkeiten stellt sich die Frucht kanm ein, wenn sie
zu Ende geführt sind, bei der Philosophie aber ist die Frende die Beglei-
terin der Erkenntnis; der Genuß folgt nicht erst auf das Lernen, sondern
das Lernen selbst ist Genuß.

Weder wer vorschnell, noch wer zaudernd Freundschaft schließt, ist zu
loben. Man muß auch etwas wagen für die Freundschaft.

Wir brauchen die Freunde nicht, um sie zu brauchen, sondern um des
Glaubens zu leben, daß wir sie brauchen dürfen.

Die Anerkennung der Welt muß von selbst kommen; wir haben uns nur
mit unsrer eigenen Heilung zu befassen.

Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.

Bei einem freien Leben kann man nicht viel Geld erwerben, weil das
nicht leicht geht, ohne daß man sich in den Dienst von Pöbelmassen oder
Gewalthabern begibt; aber man besitzt da alles in nie versagender Fülle.

Bei einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung hat der Unterliegende
den größeren Vorteil, insofern er etwas hinzulernt.

*

Der erste Schritt zum Heil ist die Reinhaltung der Iugend und die Vor-
sicht vor Leuten, die alles mit ihren ruhelosen Begierden beflecken.

Metrodoros

habe dich, Zufall, zum voraus überwunden und deine heimlichen
^^Schleichwege verrammelt. Wir werden uns weder dir noch irgendeinem
andern Amstand ausliefern und preisgeben. Nein, wenn uns einmal die
Notwendigkeit hinausführt, so pfeifen wir hell auf das Leben und auf alle,
die sich sinnlos daran anklammern, und scheiden aus dem Leben mit einem
schönen Lobgesang, der in das Bekenntnis ausklingt: wir haben gut gelebt!
 
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