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Kunstwart und Kulturwart — 36,2.1923

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Heft 11 (Augustheft 1923)
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Illinger, Werner: Untragisches Leben
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14438#0214

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Der andre Mensch nämlich, der tragisch erleben kann und der sich für
Trauerspiele eignet, der muß hassen können, damit sichtbare Konflikte auf
der Bühne entstehen . . .

Als man aber den alten Galilei verbrannte, weil er die Wahrheit nicht
widerrufen wollte, betrat er, ohne jemandem zu fluchen, noch sein Schicksal
beklagend, gewissermaßen abwesend, den Scheiterhaufen: „Ach, es war nur
ein mäßiges Schauspiel ..." WernerIlling

GedichLe

Vsn Werner Zlling

Die drei SLufen des Buddha

O Durst der gelben Wüsten,
der mein Herz vom Blut geleert —

O Fieberwut der Küsten,
die durch die Adern Gifte gärt —
so schwank ich zwischen den Toten,
ewig Entsetzen im Ohr. . .

Aus Sträuchern, die Nast mir boten,
stöbern mich tzunde hervor, —
die brüllenden Elefanten
treiben den Tiger ins Netz,
und mit Sinnen, sturrnhaft entbrannten,
folgen die Männer der tzetz.

Gefangen oder frei, ewig gefangen
stürzt über mich der tzimmel Schwüle
und wühlt in meinen Leib die Sonnenschlangen,
die glühenden. Dann nehmen in der Kühle
der Nacht die Frauen mich als Fackel in ihr tzaus. . .
so schwank ich zwischen den Lebendigen
bald Panther, bald Schwalbe, bald Maus.

Immer mit fliegenden, wendigen
Flanken — denn diese Flucht fordert Kraft
und List. Schmal ist die Trift
zwifchen Leben und Tod, und es rafft
den Müden der Schlaf wie Gift.

Des Verweilens Freudeschauer
trägt mir Feinde ein.

Alle liegen auf der Lauer,

Sterne, Mond und Sonnenschein.

Meine Flucht wird niemals ohne Zeugen seinl —

II.

Du großer, milder Schatten über mir,
furchtlos erblindet in Dämonennächten,
furchtlos besichtet, wenn der Sonnenstier
sein zornig tzaupt erhebt, o laß verflechten
* Vergleiche Begleittext am Schluß des tzefres.
 
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