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Kunstwart und Kulturwart — 36,2.1923

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Heft 10 (Juliheft 1923)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14438#0184

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den. Bieles sprrcht gegen erne gesetz-
liche „Erlaubnis zunr Töten". Es ist
hinlänglich bekannt, und niemand dars
diese Gründe verachten. Äber alle sie
aber sollte und müßte zuletzt siegen nicht
Eulenbergsches Weine-Mitleid, doch
klare Einsicht in das restlose Sinnleer-
werden etlicherExistenzen,Vertrauen auf
die Bereitschaft derHauptbeteiligten, Ver-
antwortung zu tragen und das Erdenk--
liche zu vollbringen, dies alles auf dem
Grunde einer Lebensstrmmung, welche
wächst im Zeichen desGedankens, daß wirk-
lich das Leben der Güter höchstes nicht rst.

Ein Gesetzentwurf zu dieser Frage
ist oft erörtert worden. SollteLulenberg
dazu beigetragen haben, sie „in Fluß
zu bringen", so wenig er ihr auch ge-
wachsen war, so wäre das die wünschens--
werteste Folge des Anfwandes, der für
die Aufführung notwendig war. S.

Der VoLks-Meyer

Kritlk üer Kritik unö Crwiüerung

^M Aprilheft des Kunstwarts ist die
OVolksausgabe von C. F. Meyers
Werken des Verlags Haessel von unserm
Referenten abfällig beurteilt worden,
und zwar im Hinblick auf die Farbe
des Einbands, den Aberzugsstoff, dio
Ornamentierung und die Answahl. Herr
Fritz Eckardt, der diese Ausgabe veran-
laßt hat, schickt uns hierzu einige Rich-
tigstellungen. Da sie bemerkenswerte-
prinzipielle Fragen berühren, drucken
wir sie teilweise im folgenden ab.

Zu den Farben bemerkt Herr Eckardt:
die Pappbandfarbe liege auf der Ost-
waldschen Farbentafel bei 90, der blaue
Oberschnitt auf derselben bei 58. Der
Zweiklang Gold und Blau sei also „vom
malerischen Standpunkt" als „Zwei-
klang" erwiesen. Er bemerkt ferner:
„Der Aberzugsstoff ist als eines der
teuersten und haltbarsten Umschlagpa-
piere im Buchgewerbe bekannt (das
Haltbare ist das Grundlegende für eine
verlegerischeAusstattungsentscheidung)".
Für die Zeichnungen des Herrn Fried-
rich führt Herr Lckardt das folgende an:
„Ein alter Dürerbund-Grundsatz sagt,
daß Schund und Kitsch zu bekämpfen
sind mit Kampfmitteln der gleichen
Stoßkraft und Wirkung. Ich habe die
Pappbandausstattung des Volks-Meyer
nach diesem Grundsatz gearbeitet: Wirk-
sam neben Schund in den Auslagen

der Paprer-, Schreibwaren- und Bahn-
hofsbuchhandlungen. Damit C. F.Meher
völlig neue Leserkreise zu erschließen,
darauf zielt diese Linbandausführung,
was dem Referenten offensichtlich nicht
zum Bewußtsein kam." Schließlich be-
merkt Herr Lckardt: Seit sieben Iahren
war keine Möglichkeit, beispielsweise die
sieben kleinen Novellen C. F. Mehers
einzeln zu kaufen. Wenn die endliche
Abstellung dieses sowohl im Lehrberus
wie im Buchhandel als unerfreulich
empfundenen Mangels vom Referen-
ten mit der Redensart beantwortet wird,
Lsne Auswahl sei am Platze gewesen, so
vermag er nicht die Pflichten des Ärver-
legers, noch die Bedürfnisse der litera-
risch Arbeitenden zu überblicken. — Herr
Eckardt wirft abschließend unserm Refe-
rat „in Wesentlichen Punkten mangelnde
Sächkenntnis" vor und bezeichnet es als
„Musterbeispiel kritischer Anfähigkeit".

Hierauf die Antwort desReferenten:
h Ostwalds geniale Äat, die Farben-
bestimmbarkeit nachzuweisen, bin ich be-
reit, mit jedem Beurteiler zu feiern.
Den Nachweis, daß einästhetisch er-
freulicher Lindruck durch mechanische
Auswahl bestimmter Klänge erzwungen
werden kann, halte ich weder für er-
'bracht noch für erbringbar, wie de:nn
auch die weitaus überwiegende Mehr-
zahl der Künstler und Kunstkenner die-
sem Versuch, ästhetische Wirkungen me-
^chanisch zu erreichen, ablehnend gegen-
übersteht. Herrn Eckardts Versuch, die
Schönheit seiner Farbengebung aus Ost-
wald zahlenmäßig zu beweisen, ist nichts
weiter, als ein Hieb in die Luft von
einem unhaltbaren Standpunkt aus.

2. Daß ein Aberzugsstoff haltbar sein
soll, wird gewiß kein Wohlmeinender
bestreiten. Ich habe die technische Oua-
lität des Aberzugsstoffes niemals be-
mängelt, sondern nur von „Packpapier-
braun" gesprochen. Es dürfte nicht allzu
schwer fallen, Packpapiere von ähnlicher
Farbe, wie dieser Aberzugsstoff sie auf-
weist, zu finden. Insofern bin ich be-
rechtigt, meine Äußerung aufrecht zu
erhalten und Herrn Lckardts Einwand
als fehlgehend zu bezeichnen. Wenn
Herr Eckardt das braune Papier als
„Gold" bezeichnet, so beruft er sich auf
den der Offentlichkeit fremden fachwis-
senschaftlichen Sprachgebrauch, den an-
zuwenden ich keine Arsache hatte.

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