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Kunstwart und Kulturwart — 36,2.1923

DOI Heft:
Heft 12 (Septemberheft 1923)
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Unsre losen Blätter, Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14438#0288

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Mappe des Kunstwarts heißt es dazu: „Da saust der Lebendige wie 'eine
Rakete aus dem Sarg, und der nachschleisende Mantel glüht wie eine benga-
lische Garbe. Gin blaulich-schwefelgelber, rötlich-violetter Schein, wie von bren--
nendem Pulver, flammt hier gespenstisch auf. Um den Sarg liegen die Soldaten
wie Grdschollen; man sieht nichts als Klumpen, auf denen der bengalische Wider-
schein flackert. Das Gesicht Christi ist gelb; die zwei Augen gleichen schwarzen
Nadelköpfen. Die Schrift sagt bei der Grzählung von der »Verklärung«: »sein
Alntlitz leuchtete wie Feuer«. Raffael konnte sich bei dem bekannten Bild der
vatikanischen Pinakothek nicht von der Gesichtsbildung trennen und hüllte
Iesus in weißen Wolkenschein; Grünewald opfert kühnlich das Gesicht, wir
sehen nur eine Feuerkugel. Aber die vergißt man nicht."

Lorenzo Lottos „Anterredung", die wir als zweite Beilage veröffent-
lichen, findet sich im Palazzo Pitti. Lotto lebte von bis l556. Mit Palma
Vecchio zusammen war er ein Schüler Bellinis. Aber ihn sagt Muther in
seiner Geschichte der Malerei: „Gine weit kompliziertere Erscheinung als Palma
und Bordone ist Lorenzo Lotto, ja es ist überhaupt kaum möglich, ihn einer
bestimmten Gpoche einzugliedern, da er in seinen frühen Werken noch wie
ein Nachzügler der Muranesen, in seinen späten schon wie ein Vorläufer
der Barockzeit wirkt. Sogar in den Bildern, die als Paradigmen des klassischen
Stils gezählt werden können, ist er überaus vielseitig. Lr malte Madonnen-
bilder, vor denen man überrascht in den Galerien stehen bleibt, da das Köpf-
chen Warias so apart und die kühle Farbenharmonie von so bestrickendem Reiz
ist; er malte Mlegorien, ü)ie die drei Lebensalter der Pittigalerie und den
Lriumph der Keuschheit im Palazzo Rospigliosi in Rom, die ebenfalls zu
den schönsten Gingebungen des Cinquecento gehören." Muther nennt unser
Bild also „Die drer Lebensalter"; gleichviel, wie man es nenne, seine reine
Schönheit spricht für sich selber.

Die „heilige Familie" von Fran^ois Millet, eines seiner andächtigsten
Bilder, geben wir als dritte Beilage in einer älteren, technisch vorzüglich ge-
lungenen Wiedergabe.

«H^nsere Notenbeilage bildet den Schluß des im Iulihest veröffentlichten Quar-
^tetts B-Dur von Iohann Stamitz, worüber das genannte Heft einen Artikel
brachte.

Verantworllich: Wolfgang Gchumann, Dresden-Blasewitz Mitletre-: !>r E K. ?iicher. In österreich
verantwortlich: Hofrat vr. Karl Giannoni, Mödling bei Wien. Dominikanergaffe l5. Sendungen
für den Text ohne Angabe eineS Person ennamens an die »Kunstwart-Leitung' in Dresden»
Blasewitz — Manuskripte nur nack vorherigerDereinbarung. widrigenfallt keine Derant«
wortung übernommen werden kann — Verlag von Georg D. W. Lallwey, Druck von Kastner L Lallwey
Buchdruckerei in München — Geschäftsstelle Mr Berlin: Georg Giemens. ^ S7. KurMrstenftratze 8
 
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