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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0281

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Das Museo Giovio zu Como

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200. Aus: P. Jovii Descriptio Larii Lacus, ed. di D. Somentius,
Venetiis 1559

Antwort wie die einzige, durch das Gemälde in Como überlieferte Ansicht, auf der das Museum freilich
nicht als ein besonders hervorragendes Werk hoher Baukunst erscheint (Abb. 199). Wenn nicht ein
heimischer Meister im Spiele war, konnte Giovio etwa einen Mann wie den Maler und Architekten
Domenico Giuntalodi zu Rate gezogen haben, von dem es bezeugt ist, allerdings erst für die Vierziger-
jahre, daß er ihn oft in Angelegenheiten aller Art beauftragte5. 1538 hatte dieser sich von seinem Geburts-
ort Prato nach Rom gewandt, arbeitete unter anderem für Ferrante Gonzaga und lieferte Zeichnungen
für „palagi, giardini, fontane ed altre cose mirabili ed eccelenti“ (zitiert nach Thieme-Becker).
In jenen Jahren kam der Bauherr jährlich für einige Monate nach Como, und im übrigen fiel seinem
Bruder, Messer Benedetto Giovio, die nicht einfache Aufgabe zu, alles recht nach Wunsch anlegen und
ausführen zu lassen. In einem Brief vom 29.<August 1539 an seinen Freund Monsignore Nicola Renzi
fällt zum erstenmal das Wort Museum: „Ich lasse immer weiter am Musaeum arbeiten und freue mich
daran bei jedem Hinkommen.“ Hier also ist der Augenblick, wo das humanistische Denken der italieni-
schen Renaissance in Giovio den altehrwürdigen Namen Museum oder Musaeum, griechisch poucfeiov,
ursprünglich eine den Musen geweihte, der Ausübung der Schönen Künste und der Gelehrsamkeit
gewidmete Stätte, entzündet und in der neuen Bedeutung für das Abendland fruchtbar gemacht hat.6
1541, so erzählt ein Lokalhistoriker, Francesco Fossati aus Como, war unsere Stadt in großer Aufregung
wegen der möglichen Durchreise Karls V., wofür Benedetto Giovio sich einen einzigartigen, festlichen
Empfang ausgedacht hatte, dessen Verlauf er dem Statthalter del Vasto mitteilte. Demnach sollte
der Kaiser, über den See herkommend, am Museum aussteigen, wo neun Mädchen, die neun Musen dar-
stellend, jedes ein Lobverschen gesungen hätten, und ein hübscher junger Bursche, in der Rolle des
Apoll, sollte liebliche Dinge vorbringen, die jenes Gottes und des Kaisers Karl würdig gewesen wären.
Aber durch die Niederlage des Habsburgers in den Gewässern vor Algier sei eine so große Ehre für Como
und die Familie Giovio zunichte gemacht worden.
Anfang der Vierzigerjahre muß die Villeggiatur am Corner See im großen und ganzen vollendet gewesen
sein. Als Gewährsmann dafür darf Antonio Francesco Doni gelten, der ein entlaufener Mönch, umher-
5 Giovanni Battista Giovio, Elogio di Monsignor Paolo Giovio il Senicre, in: Andrea Rubbi, Elogi italiani, Tomo VIII, Venezia
(1783).
6 Vgl. meinen zur Hundertjahrfeier des Historischen Museums zu Frankfurt gehaltenen Vortrag „Geschichtlicher Sinn und Histo-
rische Museen“, in: Schriften des Historischen Museums XI, Frankfurt am Main 1958, S. 5-18.
 
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