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Bibliotheca Hertziana [Editor]; Bruhns, Leo [Honoree]; Wolff Metternich, Franz [Honoree]; Schudt, Ludwig [Honoree]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0493

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Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und ihre Freunde im Park der Villa d’Este in Tivoli

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zeichnen beschäftigt war. In Frankfurt malte er 1782 mit seinem Vater den Vorhang zum neuerbauten
Schauspielhaus und ging 1784 nach Rom, wo er sich bis zum Jahre 1790 aufhielt16.
Schütz war Goethe außerordentlich dankbar, daß er durch ihn näheren Kontakt mit der Herzogin be-
kommen hatte, die ihn schon von Düsseldorf her kannte. Ihm war daran gelegen, durch die Verbindung
mit einem fürstlichen Familienmitglied und einem Hof in feste Stellung zu gelangen, denn seine Hoffnung,
durch den Erbprinzen von Nassau-Saarbrücken eine solche Tätigkeit zu bekommen, war ungewiß. So
schrieb er an Goethe: ,,. . . Ich bin ein so großer Schuldner von Ihnen geworden, und das in allem Be-
tracht, daß ich kaum mehr weiß, auf was Art ich’s anfange diese große Schuld in etwa nur wieder gut
zu machen. Erstens sage ich Ihnen unendlichen ewigen Dank für die große Güte und Freundschaft, so
Sie gegen mich hatten, und mich dieser vortrefflichen, an sich einzigen deutschen Fürstin so sehr emp-
fohlen haben, daß ich in aller Gnade von ihr aufgenommen worden bin, und [sie] mir auch von dem
ersten Augenblick an befahl, ihr öfters aufwarten zu dürfen . . . Ihre Durchlaucht erkannten mich auch
noch gar zu gut von Düsseldorf her und hatte am verflossenen Sonntage eine große Freude hey der Tafel
in Erinnerung der damahligen Reise und erinnerte sich noch aller Städte und schönen Gegenden mit dem
mahlerischen Gefühl. O welche Dame! Eine Dame, der ich wünschte einen Pestonischen Tempel in Rom
zum ewigen Denkmal auf bauen zu können, zum Ruhm Ihrer und zur Ehre der deutschen Nation, die da
Glück haben, Unterthanen von einer so erhabenen deutschen Fürstinn zu seyn. Überhaupt ist es eine
Gesellschaft, die der ganzen deutschen Nation ihre Ehre wieder in Rom [auf] festen Fuß setzt, und ich
nun aufs Neue stolz darauf bin ein Deutscher zu seyn. Herr Herder, welch vortrefflicher edler Mann!. . .“17
Nach der Rückkehr der Herzogin aus Neapel am 20. Februar 1789 - Herder und Reiffenstein hatten sie
begleitet - wurde die Verbindung des Freundeskreises um Anna Amalia noch enger. Die schönen Früh-
jahrstage waren mit emsigen Besichtigungen und fröhlichen Ausflügen ausgefüllt. Einzig Herder konnte
sich immer noch nicht ganz auf heitern. Gleich nach seiner Rückkehr aus Neapel schrieb er an seine Frau:
„Seit gestern sind wir wieder in Rom und statt des hellen, ewig beweglichen Meeres stehen stille, dunkle
Zypressen mir vor den Augen, an denen sich kein Wipfelchen regt. Alles ist stumm und tot um uns her.“18
So fiel ihm der Abschied aus dem „Grab des Altertums“, wie er Rom einmal nannte, nicht schwer.
Luise von Göchhausen berichtete über Herders unglücklichen Gemütszustand an Goethe, sie bedauerte
aufrichtig den Abschied des Weimarer Freundes aus Rom. In diesem Brief vom 23. April 1789 finden wir
zum erstenmal die Ankündigung eines Ausfluges nach Tivoli, den die Gesellschaft dann im Mai gemeinsam
unternahm: ,,. . . Eine einzige Sache thut mir leid, Herder geht von uns! Wenn ich indessen bedenke,
wie wenig Fähigkeit ihm zum Genuß bleibt, wenn er fern von Weib und Kindern ist, so tröste ich mich.
Nur fürchte ich, wem’s in Rom weh ist, dem wirds nirgends wohl werden. Wir reisen noch zusammen
nach Albano und Tivoli, alsdann geht er dahin wo’s sempre nero ist . . . In unserem Vaterland, finde ich,
braucht man Lebenskraft meist zum Ertragen, hier bloß zum Genießen; hat man die, für’s übrige ist
alles gesorgt . . .“19
Auch an Friedrich Justin Bertuch berichtete das Fräulein von dem bevorstehenden Ausflug: ,, .. .Wir
waren in Frascati, Albano, und in wenigen Tagen werden wir auch auf einige Zeit nach Tivoli gehen.
Diese Gegenden sind zauberisch schön und durch den herrlichen Frühling jetzt doppelt festlich ge-
schmückt . . .“20
16 Eine römische Kunstzeitschrift, „Memorie per le belle Arti“, in 4 Bänden 1785-1788 erschienen (keine Herausgeber und Autoren
angegeben), erwähnt die Tätigkeit von Johann Georg Schütz in Rom. Im Bd. III (1787), S. 79, wird ,,il Sig. Giorgio Schutz, figlio
di un celebre pittore paesista di Francoforte sul meno“ genannt, von dem schon im Bd. I (1785, S. 174) berichtet wird, daß er für
,,il signore Baron Diede di Feirstenstein Ambasciadore di S. M. Danese alla corte britanica“ zusammen mit Friedrich Bury zur
Ausschmückung eines Saales Malereien gefertigt hat: „Consiste questo ornamento, in sei finti bassirilievi dipinti a chiaroscuro,
. . . Autori di questi chiaroscuri sono stati due giovani pittori Tedeschi li signori Schiit e Bury . . .“ Im gleichen Auftrag hatten
noch die Maler Christoph Unterberger aus Cavalese vier Supraporten und Albert Christoph Dies aus Hannover fünf Veduten
gemalt. Die erwähnten Gemälde ließ der Reichsfreiherr Wilhelm Christoph von Diede zum Fürstenstein als Wandfüllungen für
einen Saal im Schloß Ziegenberg in der Wetterau während seines Aufenthaltes in Rom malen. Die Bilder sind nicht erhalten.
Siehe: Veit Vat,enttn, Goethes Beziehungen zu Wilhelm von Diede, in: Festschrift zu Goethes 150. Geburtstagsfeier, dargebracht
vom Freien Deutschen Hochstift, Frankfurt am Main 1899. (Den Hinweis auf Ziegenberg verdanke ich Frau Dr. Josefine Rumpf
vom Goethe-Museum Frankfurt a. M.)
17 Otto Harnack, Zur Nachgeschichte der Italienischen Reise, a. a. O., S. 153 Nr. 64, Brief vom 4. April 1789.
18 Wilhelm Bode, Ein Lebensabend . . ., a. a. O., S. 22, Brief vom 21. Februar 1789. 19 W. Deetjen, Die Göchhausen,
a. a. O., S. 93f. Nr. 39. Brief vom 23. April 17 8 9 . 20 W. Deetjen, Die Göchhausen, a. a. O., S. 97 Nr. 40, Brief vom 2. Mai 1789.
 
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