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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 4.1930

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Sartoris, Alberto: Die Bühnen-Versuche von Enrico Prampolini
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https://doi.org/10.11588/diglit.17292#0338

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ENRICO PRAMPOLINl. Pantomime „Le marchand
de coeurs." Mulik von Franco Casarola. Aufgeführt
im Theätre de la Madeleine, Paris 1927.

Während der Aufführung war das helle beweg-
liche Dreieck durchfcheinend und leuchtend, das
Quadrat dahinter beweglich, und die Leiter wurde
in fchwingender Bewegung gehalten.

ENRICO PRAMPOLINl. "The Heart Merchant."
Pantomime. Music by M. Franco Casarola. Perfor-
med in the Theätre de la Madeleine, Paris 1927-
During the performance the light movable triangle
was transparent and luminous, the square behind
it movable, and the ladder was kept swinging to
and fro.

ENRICO PRAMPOLINl. »Le marchand de coeurs«,
pantomime. Representee au „Theätre de la Made-
leine," Paris 1927.

Durant le spectacle, le triangle clair mobile efait
transparent et lumineux, le disque carre derriere
lui etait mobile et l’echelle avait un mouvement
pendulaire

Zweite Möglichkeit: Bühnenplaftik oder dreidimenfionale Bühnenumwelt,
die lieh der reinen Plaftik und der Architektur bedient, aber letzterer nicht als
perfpektivifchen oder fchmückenden Mittels, fondern als lebendiger plafti-
fcher Wirklichkeit, als konftruktiven Faktors. Es gibt daher bei der Bühnen-
handlung auf drei Ebenen kein „Präfentierbrett" mehr, keine abftrakte Plaftik,
keinen Flächenraum.

Dritte Möglichkeit: Bühnendynamik oder vierdimenfionale Szenerie. Ihre
wefentlichen Elemente find Raumarchitektur, rhythmifche Bewegung als un-
erläßliche Einheitsbedingung und gleichzeitige Entwicklung von Szenerie
und Bühnenhandlung. Es muß daher die gemalte Szenerie der Lichtarchitektur
farbiger Räume weichen, die die Bühnenhandlung in vielfach-dynamifchem
Sinne fortführen und die dynamifche, die Raumidee in vielfachem Ausdruck
verwirklichen.

Diefe fchematifche Aufhellung Prampolinis über die Bühnenmöglichkeiten,
welche Abfchaffung des „Schaugerüftes" und der Bühnenwölbung bedeutet
und ftatt deffen Aufhellung neuer Elemente, fenkrechter, fchiefer und vieldi-
menfionaler und die fphärifche Ausdehnung plaftifcher, in den Raum rhyth-
mifch eingegliederter Gründe, Bewegung leuchtender Maffen, verlegt den
perfpektivifchen Gefichtswinkel über die Horizontallinie hinaus in eine gleich-
zeitige gegenfeitige Durchdringung, ja wirklich eine zentrifugale Ausftrah-
lung.

Wo fich Prampolini aber als extremer Neuerer erweift, das ift feine Theorie
des fpi elenden Raums. Craig definiert den Schaufpieler alsFarbenmaffe;
Appia ftellt eine Rangordnung des Autors, des Schaufpielers und des Raums
auf; Tairoff begreift den Schaufpieler als Gegenftand, d. h. eines der zahl-

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