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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 5 - Nr. 8 (2. Februar - 23. Februar)
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— ——

Heute Morgen,“ ſagt Peter, „bin ich ſchon in Eicht grad ſo gut für die Wesße, als für ihn, den
aller Frühe ausgegangen, um den Schuh zu {uden — Johann geſchaffen fei, ımd er beſchloß, das Thier
aber — ganz gradaus geſprochen! der Schuh ift eigent= | mur in Frieden zu laſſen, denn — Gretchen müſſe
lich der Schlüffel gewefen, um hier inz Haus zu auch felber wiffen . ,,

kommen.“ Vertraulich fortfahrend!? „Jungfer Sanne! Wie Onkel Johann von dem Pfirſich auf einmal
O bn ı berlieht, ach verlieht!“ auf Gretchen lam, daß vußte er felbet nicht, aber
„O Du lieber Himniel!“ dentt Sanne,da fommt HUN — mun hat er den Lärm vernonmen, den feine
es ſchon!“ Schweſter macht, und er ſieht ſie dort hinten am
Seitdem ich Gretchen, ’3 iſt jetzt ein Jahr her, Brunnen ſtehen und hört einen Spektakel, als wenn
zum erſtenmale hier im Dorfe fah,“ fährt Peter mit | der Teufel ihr am Kragen waͤre
Nachdruͤck fort, indem er mit dem Schuh auf den Und ja, das war er. Daß er ſie erfaßte, das
Tiſch {IOlägt, „feit der Zeit habe ich mir immer ge= | fühlte ſte ımd weiß ſie gewiß wenn ſie es auch nicht
ſagt, die muß e3 ſein, die und feine Andere!“ ausſpricht. Und doch, derfelbe, der e& ihr angethan

Die Jungfer erſchrack erſchraͤck gang gewaltig, | hat, war guch der Erſte, der ihr einen Cimer Waſſer
als hätte fie einen Wehrwolf geſehen; vielleicht fanı | über die brennenden Kleher gießt und den bellenden
es bon dem Schlage mit dem Schuh, und fie fieht | Hund bei Seite ſtoͤßt Nein, ſie weiß nicht, ob fie
in den Schornftein und tritt mit Ddem Fuße in die Im fluchen oder im danken ſoll, denn, während
Holzbrände, daß Alez duxcheinander faͤllt Bruder Iohann ſehr heſorgt fragt ob ihre Hände

„Es war, als ich beim Baijtor die Dahlien auf⸗ ſie nicht ſchmerzen und DD er vielleicht auch helfen
binden ſollte ſpricht Peter weiter/ damals war e5, | fönne und wie es gekommen ſei — da fommt Peter
daß ſte mit hrem huͤbſchen Geſichtchen zuerſt über | der eilig ins Haus gelaufen iſt, mit Gretchen ſchon
den Weg lief! Halt! ſagte ich dea. Neii! ſaͤgte fie, vieder zurück und wickelt die tüchtig verbrannten
Ja! fagte ich und ſo ging es fort, bis der Pfarrer, Finger in Watte — und obſchon fie Yauter ſchreit
dem fie ein Rückenſtück gebraͤcht halte aus d& Thüre del dem Schmerze, den ihr diefe Prodezur verurſacht,
kam — umd fort war fie Jungfer Sanne, Gretchen ſo iſt es doch wiederum derſelbe Beter, der ſie aus
wehrte ſich immer, wißt Ihr, weil Ihr mit Vater . .. dem Napfe irinfken läßt, der an einer Kette vom
und daun, weil ſie mit mir nicht heimlich zufalnen. Brunnen herunterhing, Ja, ja, ſie fühlt es wohl
kommen vollte; aber, nicht wahr, als ich Euch geftern daß „der Teind?, der nach dem Ausſpruche des Pla⸗
mit der Hand unter dem Verdeckẽ der Kaͤrre hindurch | neten im Steinböck „lange bei ihr weilte“ — Unterm
vielleicht einen argen Schreck verurſacht Habe, da Schornſtein nämlich — {te ganz anders „in FSlammen
wird’3 Euch wohl ſchon Mar gewefen ſein — Sungfer geſetzt hat“, al8 ſte gedacht — aber der andere Feind
Sanne, ich bin ſo verliebt in Gretchen, daß ich waͤhr⸗ | hatte ſtatt ihrer ein Kind gefreit, obſchon er ihr doch
Haftig . , . aud) gut war, denn er ſtützte fie — nm ſie einer

Aber weiter konnte Kter nicht fommen, denn Qhumacht nahe war — 1nd führte ſie mit Gretchen
grade, als er mit dem Schuh das Schlußwort be= | in das Haus.
kräftigen und Nöhrchen wieder danach (hnappen will, Daß man ſich die Finger Häßlich verbrennen
in demfelben Augenblicke ſeht er, wie Jungfer Sannẽ kann, wenn man UNDOLÄCHLIG ins Fener taſtet — das
von ihrem Stuhle auffpringt, an dem ſchönen Kleide mußte Möhrchen, bildlich geſprochen auch noch erfahren,
Lert und ſchreil und ruft: Hilſe, Hilfe! ich ſtehe in | denn als er die Drei, denen Onkel Sohann folgte,
Flammen, ganz in Slammen !“ ins Haus gchen ſah, da wollte er eine Fliege ſchnappen

Und als Jungfer Sanne den Saum des Kleides, | die ſummend an ihm porbeiſtrich, und ſtieß ſeine Naſe
der gewiß durch ein auf die Seite gefallenes glim= | an den Pfoſten der Scheunenthüre,

mendes Scheit in Brand gerieth, mit der Hand ab- y
reißen will und ſich ſo die Finger brennt, da ſchreit

ſie lauter und lauter, rennt den herbeifpringenden Bevor Peter nun nach Hauſe geht, verweilt er
Peter faſt um 1n fliegt immer ſchreiend in toller noch ein Augenblickchen in dem Gemiüfe= und Blumen⸗
Haſt aus der Küche hinausS, indem Moöhrchen, das garten.

luſtige Nöhrchen iroß Veters Rufen 1und Schelten, Und Peter Mullenk ſagt zu dem niedlichen ſchwarz⸗
ihr bellend und ſpringend nachläuft. ängigen Ding: Sie ſolle nr ruhig fein, e& Wwerde

Und als das fonderbare Schauſpiel die Hühner gang gut gehen; was er mit vielen Worten wahr⸗
und Tauben die vor der Thüre ihr Futter pickten, ſcheinlich nie erreicht hätte, das hat er behend durch
auSeinanderftieben macht und die Schweine au3 dem die That EYUNgeN. Tante Sannıe wird „ia” ſagen
Stalle jagt — in Tolcher Eile, daß ihrer drei zugleich denn Semand wird von einem — den er vielleicht
faſt in der engen Thüre ſtecken bleiben — da hört ſogar früher für den Bundesgenoſſen des Böſen ge⸗
aud) Bruder Sohanıt detı wüſten Qärm und erwacht halten hat — keine Furcht mebr haben wenn er ihm
aus ſeinen truͤbcn Gedanken. Gutes gethan und in der Noth geholfen hat. Ja,

Er ſtand gerade da und ſah nach dem großen | e3 fönne gang guf möglich fein, daß Gretchen Recht
Pfirſich, der geſtern noch ſo rothwanging zwiſchen den hatte, als {fi heute Morgen glaubte, daß Tante Sanne
grünen Blättern hing, und worin jeßt fo eine Male- Elber noch ein Frühlingoblůuiche der Liebe an ihren
fizwespe ein Loch/ wie einen Daunien ſo 9r0ß, ge: | Bufen ſtecken wolle, und daß eine Probhezeihuug aus
freſſen hatte. Schau, da flog die Wespe mit ihrem | jungen Jahren ſie noch inimer beſchaͤftige; aber ſo
goldgelben Leib gerade wieder hin, um ſich Ddaran | diel iſt auch gewiß, daß fie am Herdfeuer feinen
bene zu thun hätte Sohanın mur ein Handum- Augenblick hetreffs Pelers Abſichten einen Zweifel
drehen gekofiet, ım dem garſtigen Tiebe ſein Hand⸗ mehr hegen fönne,



werf zu legen und ihım für guf beizubringen, daß er j 8
Teinen Nüffel beffer daheim ‚gelaffen bätte, aber — (Sortiegung folgt.)
wer bonnte wohl fagen, daß ſo ein Bfirfich nicht viel⸗ —


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is aul d

Kas a za R


 
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