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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 31 - Nr. 34 (3. August - 24. August)
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*

































Sonntag, den 24, Auguſt. 1890
— 8 — —⏑ — Und war das Wetter noch ſo ſchlecht,
A Eing Kurippiade. nod
4 A einem in Wörisho fen geheilten Berner Ober- %‘aitfibaben;__ m}b„b%m gebn !
* * der Emmenthaler „Ioggeli“ folgende gereimte So hieß es ohne Schokung.














ung

Ich hab im Leben viel gekneipt,
Zrank manchen guten Tropfen,

Hür mi war nicht umfonit gebraut
Der Trank aus Mulz und Hopfen.

Auch war ich gar nicht abgeneigt
Dem edien Saft der Trauben;
O fhat in Lujt’ger Brüder Kreis
Mir manches Gla8 erlauben.

DochH fühlt ich ofter als mir lieb —
Wie joll ich’3 doch nur heißen?

ar’S Kheumatismus, Mar e Gicht,
Cin heftig OliederreiBen.

Luch Hämmorrhoiden quälten mich,
Den Zuitand zu verfchärfen ;
Xurzum, e8 fehlte überall,

Im Blut und ın den Nerven.

Drum ging ich zu Herrn Pfarrer Aneipp
Und führt ein firenes Leben :
Gejund zu werden wie ZUVDL,
War jeßt mein einzig Streben.

Kam jonft die ſchöne Urlaubszeit,
So ging’s auf Bergeshöhen,

Und ließ mir von der würzigen Luft
Die Stirn und Wang umwehen.

Zoch diesmal kam ich trau’rigen Muths
Nach Wörishofen gangen ;
Und Harrte auf des Vrarrers Spruch
Nicht ohne vieles Bangen.

Zoch kaum Hört diejer meinen Stand
So ſpricht er: ’3 ift kein Wunder !
Bet ſolchem Lebenslauf zerbricht
Der ſtärkſte Nerv wie Zunder.

Doch gibt’8 ein Mittel klar und leicht,
das liebt den einft’gen Haffer ;

Wer e8 auch früher nicht gelchäßbt,
Den Geilt e&: „Raltes Waijjer“.

Ytimm. täglich ein paar Humpen voll
Und brauchs nach meiner Weife,

So fommt der Blutumlauf und die Kraft
Bald wieder ins Geleife.

Und wie verordnet, that ich bald,
Vieß viermal mich begießen,
Tiskalt die Hinterfront hHinab
Die Waſſerſtrahlen fließen

Von Ober-, Knie und Schenkelguß,
Spricht jeder in der Runde;

Die Worte Halbbad, KRücdenguß
Hört man aus jedem Mlunde.

Manch ſtolzer Graf rümpft anfangs zwar
Die bochaeborene Naſe,

Zoch bald darauf ging barfuß er

Mit uns.im naffen Grafe.



Denn der Herr Pfarrer lehrte uns:
Die meiſten eurer Leiden, -

Sie kommen von Verweichlichung,
Die müßt ihr künftig meiden.

Diyarv härtet eure Leibex ab

Bei Sturmwind und bei Kegen,
Sewöhnt an Naß und Kälte euch,
Das dienet euch zum Segen.

Kurzum es war nicht angenehm,
Sar lange hiex zu weilen,

Und manchen ſah ich ſchleunigſt ſchon
Nach kurzer Zeit enteilen.

Die Wohnung ſchlecht. das Eſſen ſchlecht,
Das war auch ſehr verdrießlich ;

Inde gewöhnt man in der Welt

Ans Schlechteſte ſich ſchließlich

zumalum der Geſundheit Preis,
Vor allem Gut erkoren, SO
Das man erft dann zu ſchätzen mweiß,
Wenn man es hat verloren.

SZo Hielt ich denn fünf Wochen aus
In dieſem bayeriſchen Neſte

Und jah wie jeder neue Tag

Uns brachte neue Gäſte.

Auch ſah ich manchen weiterziehn
Mit dankerfülltemn Herzen,
Der fühlte hier ſich bald befreit
Von jahrelangen Schmerzen.

Auch ich für meine Leiden hab
Dort Beſſeruna gefunden,

Und was mich noch beſonders freut,
Mein Bäuchlein iſt geſchwunden

Drum möcht dem Pfarrer Menſchenfreund,
Ein Denkſprüchlein ich weihen;

Es möge, klinat der Zon auch herb⸗

Zur Freude ihm gereichen.

Auch iſt er ja ein bischen derb,
DochH ehrlich grad und bieder, .
Ihm iſt nichts mehr als Heuchelei
Und Unnatur zuwider.

So wünfch’ ich denn dem edlen Mann
Hum Danke für jein Streben,

Zu lindern andrer Aranfen Pein,
Ein langes frohes Leben.,

Schon einmal ward er todt gelagt,
Mög ſich der Spruch bewähren :
Ein ſolcher lebt noch viele Jahr
Recht fröhlich und in Ehren!


 
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