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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 22 - Nr. 26 (1. Juni - 29. Juni)
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M 26,









. 1890,







Lrioſto und die Briganten von Harfagnana.

Eine Epiſode aus der Geſchichte Ferraras
im 16. Jahrhundert.
Dem Jlalieniſchen nacherzahlt von Philipp Freidank,



Nachdruck verboten.
Fortſetzung)

„Du haſt große Erſparniſſe gemacht und in
Kenten angelegt?“ frug der Kutſcher erſtaunt.

„Vun waͤrum denn nicht?“

„Wie ich gehört habe, geht das gegen die Ab⸗
Müdungen und Grundiäße, welde bel eurer Bande
Berr{hen Q

„Ah. Du glaubſt, ich werde Blut und Waſſer
Fytlen und den Galgen riskiren jenem Troß von
j indel zu Liebe, mit welchent mich der Zufall z
Unmengeführt hat 2!“ *
Aber wie ſteht es mit dem Eide, den Du bei
Eintritt in dieſe Geſellſchaft geſchworen haſt?“
„Gibt es überhaupt gültige Eide bet einer Raͤuber⸗
55 Wenn die {höne Laura meine Liebe erwidert,
Wirft Du Deine blauen Wunder erleben, wie ich
%3 Ding behandle, was D einen Schwur nennft.“

„Sodiel ich gehört habe, herrſcht ja bei deu
Fralefti Weibergemeinſchaft.“
der „DaS iſt wohl möglih; aber ich wuͤrde keinem
Mitalieder der Baͤnde rathen, Anfpriüche auf

eine Fran geltend zu machen.“ .

Aber weshalb gabſt Du mir den Rath, den

"Ötatelli“ al8 Mitglied beizuireten 2“

8 Aun weil . ... nun weil . ... Das gehört
er gar nicht hierher. Die Stunde naht Heran, zu
Üher Dır mit der fchönen Laura abfahren mußt.
f)l[I wirſt den geraden Weg nicht etnhalten, fondern
ü%b einen Settenpfad einfhlagen. Ale3 Mebrige
aife getroft mir. . Abgemadht 2“
„Aogemacht,“ erwiderte Antonto.

Yosı „Schlage ein“, fügte Matheo bei, indem er dem
*urino feie breite Dand Hinhtelt. -
* Vozu das?“ antwortete Antonio mißtrauiſch.

'W hältft ja keine Schwiüre !“
„ „ Schlage nux ein,“ fagte dringlicher der Räuber,
ich werde mein Wort halten!“
e Die beiden dunklen Chrenmänner ſchüttelten ſich
——— und trennten ſich; das Verhängniß nahm
M Lauf.
Dayöivet Stunden ſpäter fuhren Antonto und die
— mir unter dem Namen Lara Kennen
p - t Daben, vom Kofter der Camaldulfenerinnen
den yDer plump gebaute Wagen durchfuchte Langfam
— nach Sıcca, der fih zwijgHen dem Fluffe
binhd)iß und den hohen Fel8wänden des Gebirges
fay e Oiwandte, An einer für dem geplanten Neber-
hetbaffenben Stelle ftürzte ſich Matheo, wie verab-
Ingor JM das Pferd und ſein edler Bundesgenoffe
S0 macte {idh mit fAnellen Schritten davon.

dem




veſenheit eines waffenkundigen ritterlichen Gegners
Ahnung haben, welcher ſtiller Zeuge des Hrutalen
Angriffes war und mit hochgeſchwungener Klinge den
Ränber gegen das ſteile Fllizufer drängte, Matheo
vertheldigte ſich ſo gut er konnte und verfuchte Hor
allen Dingen durch einen erbitterten Angriff Terrain
zu gewinnen. Seine Anſtrengungen waren aber ver-
geblich; ſein Gegner handhabte ſein Schwert fo ge⸗
wandt, daß der Räuher dem Flußufer immer weller
zugedrängt wurde und der Augenblick immer näher
fam, an welchem er den Byden unter feinen Füßen
verlieren muhte. Die Gefahr des Räubers war ſo
augenſcheinlich, daß das auserſehene Opfer des Bri-
ganten vor Entſetzen ſeine Augen mit den Händen
bedeckte. Die junge Dame woͤllte gerade um Gnade
für ihren Bedrängten flehen, als das Geräuſch eines
dumpfen Falles ihr Ohr erreichte. Als das junge
Mädchen wieder die Augen öffuete und ihren Retter
allein an dem hohen Ufer des Fluſſes erblicte, wie
berfelbe, wie wenn nichts gefehen, {jeinen Degen
wieder in die Scheide ſteckte entfohlüpfte ein unfrei-
williger Schrei des Schreckens feinen Lippen. Dies
veranlaßte den Retter aus der Noth näher zu Ireten,
und die Unbekannte mit ritterlichem Anftande zu
bitten, den Wagen zu verlaſſen.

Laſſen wir nun das unſern Leſern ſchon bekannte
Paar das Platean der Berge von Garfagnana be
keigen und beſchäftigen wir unZ mit dem Schickfale
Matheos.

Matheo hatte im Kampfe mit dem Unbekannten
uur eine leichte Wunde erhaͤlten. Sein Jal daͤs
ſtellabfallendẽ Fluzufer hinab verlief iufoferi günftig,
als er in tiefes Waſſer gerathen war, ſo daß er ſich
Der Räuber zog
nun vor, anſtatt das Ufer wieder zu gewiunen, dem
Lanfe des Fluſſes zu folgen. Und ſo rettete er fich
theils ſchwimmend, theils durch das dichte Weiden⸗
geitrüpp kriechend bergaufwärtz. Nachden er 10
mehrere Stunden des Weges unter den größten An-
hengungen zurückgelegt Hatte, beſchloß er wieder daͤs
Fluhufer zu erklettern, um Uinſchaͤul haͤlten zu fönnen.
Er hatte ſoeben die Zweige eines Baumes ergriffen,
um ſich heraufzugtehen, alz Jemand ſeine Hand feſt⸗
hielt. Unwiltkürlich wollte er ſich zurückfallen lafſen,
er bemerkte, daß es die Haud feines Freundes An-
tonio war, welche ihm zur Rettung gereicht wurde,

Als die beiden wuͤrdigen Männer ſich wieder
gegenüber befanden, beeilte ſich Antonie feinem Freunde
ſeine Kürbisflaſche zu reichen, deren Inhalt denfelben
ſichtharlich ſtärkte. Dann unterfuchte der Vetturino
die Wunden ſeines Genoſſen und verband fie, {v gut
er es vermochte. Der Juhalt der Kuͤrbisftafche ein
in der Gegend gebraunter Brauntwein, wurde zugleich
innerlich wie äußerlich als erprobtes Volksheikmittel
angewendet. Nachdem dies geſchehen, lud der Noffe:
lenker ſeinen Genoſſen Matheo ein, durch ein Nach-
mittagoͤſchläfchen den uberſtandenen Schrecken weiter
zu heilen. Die durchnäßten Kleider Naͤtheos wurden
während dieſer Stefta an einem der naͤhen Bäume



edle Paar kouule aber unmöglih von der An-

zum Trocknen aufgehängt.




 
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