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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 35 - Nr. 39 (7. September - 28. September)
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2







— —

A











die chriſiliche Heldin.
Seit einiger Zeit ging das Gerücht um, daß eine
I9 Engläͤnderin, die von der analikaniſchen zur kathol.

4 übergetreten iſt, ſich zur Keiſe nach Molokat an
4 4* um dort fich an der Pflege der armen Ausſätzigen

ketheiligen.
* Der Prinz von Wales hat in einer Verjammlung, in
% er er fo ehrend des Pater Damian, des Apoſtels der
— gedachte, in diskreter Weiſe auf dieſen erhabenen
14 der betteffenden Dame hingewieſen. Von allen
2* drängte ſich die Frage hHeran: Wer iſt die Dame ?
: Diejelbe beftand jedoch darauf, dah man ihren Namen
é/büd?t _ in die Oeffentlichkeit bringe, ähnlich dem Veilchen,
ſich unter ſeinen eigenen Blaͤttern verſteckt, damit ſein
1 e8 . nicht verrathe. Sie hat ihre Keiſe vor einiger
4 auf dem Schiffe „Bothnia“ angetreten und ihr Reiſe—
bereits erreicht. Ihr Name konnte nun doch nicht ver—
ese bleiben und an ihn knüpfen ſich ſo intereſſonte
1* daß wir, jo ſagt das Brüſſeler Fournal“, dieſelben
) T Meren Lefern. nicht vorenthalten wollen.

9 Miß Anny Fowler zahlt ettvaS über 27 Jahre. In

vereinigt ſich mit hervorragenden natürlichen Vorzügen
4 ſchöne Gabe des Herzens und des Geiſtes, welche fie
} das forgjamite pflegte. Miß Fowler iſt die Tochter






8* ſi
z * anglikaniſchen Paſtors, der Seelſorger an einem Ho⸗
Sal in Bath ift. Sie wohnte ‚bei ihren Eltern in dem

;Luv' g';'“ut[)igen Dorfe Coombe Down, drei Kilometer von der
Ü t‘}anuten Siadt. Hören wir, was ſie über die Beweg—
de zu ihrem Uebertritt zum Katholizismus ſagt:
„Ich war noch ein Kind, da feſſelte mich der Gedanke,
vaill Religion, welche ſo viel auf die Engel hält, den Bei—
ünd dieſer guten Geiſter anruft und behauptet, daß ein
144 derfelben uns beſtändig ſchützend nahe ijt, müſſe doch
j lel 2 2 3
ımd mc beffer ſein als die meinige. Später ſtudirte ich dieſe
Üigion und wurde dann, Tes ſind jebt 8 Jahre — in
Schooß der römiſchen Kirche aufgenammen. Wie man
2 denken kann, vollzog ſich dieſer Schritt nicht ohne
A ;ud)l}nemgfe\t; weder mein Vater, der zum Clerus der
utaniſchen Kirche gehörte, noch meine Mutter, noch
tine Bekaͤnnten jahen meine Converſion gern. , Doch
— war mein Vaͤter voll Güte gegen mich, und als
ſah, daß dieſelbe eine Thatſache war, gab er nach. So





















‘ er auch bis heute geblieben. Meine Eltern ſind ſelbſt—
y“ [ eitändlich nicht mit meiner Reiſe nach Kalawao einver-

it.qnbeu‚ doch halten ſie es nicht für Pflicht, mir ein Hinder-

2 in den Weg zuͤ legen. Ich habe noch eine ältere
ele die eben aus Südafrika zurückgekehrt iſt,

A ihre Aufgabe erfüllte; ſie wird in der Trennung von
5 * ſchwer tragen; ebenjo meine jüngere Schweſter und
/ [ein Bruder; aber ich fühlte, daß ich fie derlaſſen muß.
99 Din dazu berufen !“
An Diejem Berufe wollte Anny Fowler — jetzt Schweſter
4 0ia Gertrud, Tertiarierin vom Irden des hl. Dominikus
SFolge leiften, indem fie die Leitung des Hofpitals in
—Eflamao übernehmen will, die ihr die hawaitſche Regierung
it einem fehr beſcheidenen Gehalt angeboten hat! Sie

d

en

).

Sal

i⸗

1







1890.





hat fich ſeit langem auf dieſe Aufgabe vorbereitetIch
{tudirte,“ berichtel fie, rin Paris die Heilkunde, nicht in

den Doftorgrad zu erwerben, ſondetn um eine
gute Kranfenpflegerin 3 werden, und ich habe mehrere
Certifitate erlangt. Ich habe auch die Anſtalt Paſteurs
befucht, in der ich Mauches erlernt habe, was mir, wie
ich hHoffe, von bedeutendem Nutzen ſein wird So werde
ich mich namentlih bemühen, Unterſuchungen in Betreff
jener Theorie Paſteurs anzuſtellen, nach welcher man öfters
in dein Organismus der Ausſätzigen Ddasjelbe Mikrob an-
trifft, das bei der Lungenſchwindſucht koͤnſtalirt ijt: wenn
dies der Fall iſt, ſo ſind bei beiden Krankheiten dieſelber
Mittel anzuwenden.!

Man ſieht, Miß Fowler hat die Mittel nicht ver
ſchmäht! welche die menſchliche Wiſſenſchaft darbietet; vo
allem ijt e& aber der Geiſt des Opfers und der Liebe zu
Gott, welcher ſie für die edle Miſſion, der ſie ſich gewidmet
hat in ſo bewundernswerther Weiſe geeignet macht. Hören
wir ſie: „Mein Verlangen, mein heißeſter Wunſch war von
jeher, einen Theil jener großen Thätigkeit Gottes auf Erden
zu übernehmen, auf die ich mich ganz und gar werfen
möchte und mit welcher die vollſte Selbſtverleugnung ver-
buͤnden iſt, die mir geſtattet, Demjenigen nachzufolgen, der
gefagt hat. Eine größere Liebe gibt es nicht, als das
deben einzuſetzen für Die, welche man liebt.

Doch wirklich,“ ſo fährt ſie fort, „ich glaube nicht,
daß dieſe Kachrichten über weine Perſon irgend Jemanden
interejjiren Fönnen, vielleicht mit Ausnahme meiner intimſten
Freunde. Ich bin eine ſehr unbedeuͤtende Perſonlichkeit,
und wenn Sie ettvas3 über mich an die Oeffentlichkeit bringen,
fomme ich mir vor wie der Pharijäer, der auf dem Markte
ſteht. Einem folchen möchte ich um keinen Preis ähnlich
jein. . @3 wäre ja Dann etwas von Heuchelei in mir, Ddie
ſich nicht ziemt für eine Perfon, die ein Opfer bringen will,
das eigentlich für ſie kein ſolches iſt; Denn €s geht für
mich nur _ ein Wuͤnſch . in Erfüllung, den ich ſeit vielen
Jahren in mir trage.“

Ein reizendes Bild einer frommer Seele, entworfen
von ihr jelbjit! Hören wir aber den Schlußſatz Ich will
meinen Krauken viel vorſingen und ſpäter, wenn ich etwas
habe erſparen fönnen, werde ich ein Kladier oder Harmonium
kaufen und ihr Daſein mit Muſik verſüßen“

Unſere Leſer hallen gewiß ſchon jenes Gemälde Tuiaus
geſehen, welches D. H. Cäcilia vorftellt, deren Orgelſpiel
und Geſang die Engel lauſchen. Iſt es nicht ein ähnliches
und eben fo rührendes Bild, das uns Schweſter Rola Ger⸗
rud zeigt, die in jener herrlichen Landſchaft des Siüdens,
im der ein immerwaͤhrender Frühling herrſcht, fromme Lieder
ſingt, um die Leiden armer Ausſätzigen zu lindern? Sa, die
Engel werden zuhören und untex ihnen wird ſich auch die
Seele-de8 Patoͤrs Damian befinden, glücklich, ſein Werk in
dieſer Weiſe gekrönt zu ſehen.

der Abſicht,


 
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