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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 40 - Nr. 43 (5. Oktober - 26. Oktober)
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4
)
























19 Ottober.

— — —







Der Berbſt.
Siill iſt's nun in Flur und Wald,
Und kein Voglein finget mehr,
Alle Blättlein ſinken bald

NRieder, wie ein ſterbend Heer.

Wo ſind die Blümlein wunderſchön,
Die jüngſt uns ſehr erfreut?

Bernichtet durch den rauhen Föhn,
Such'ſt ſie vergebens heut.

Die Sonw’ mit ihrem Glanze
Am Tag ſich ſpat erhebt,
Schau, wie im Nebeltanze
Ihe Strahl ſich Fäder webt.

Der Wald, die Flur, die Sonne

Rerfünden laut un heut:

Vergaͤnglich iſt die Wonne,
Die un8 die Erde beut.

Doch jchöner iſt die Sternenwelt

Am Himmel hell und klar,

Kn ihrem Glanz ſie unS erzaͤhlt
Vom Frühling wunderbar,

Den ewig Gottes Güte
‚Mit ungeahnter Pracht -
Dem, der ihn nicht betrübte,
Ils Erbtheil hat vermacht

Eine ſchöne Chat.

unſterbliche Meiſter der Muſik, Iojeph

Der große
in Qondon, und zwar auf 1'/2 SJahre. Bum Theil hatte
ihn die Begeiſterung ND Verehrung der Engländer dahin—
— geführt, die ihın große Summen anboten, wenn er zu ihnen
fomme und Muſik ma
Theil auch Hatte ihn jein böfes Weib fortgetrieben, das
Mmit Geiz und Habſucht/ übertriebener Verſchwendung für
fich und maßlojer Siferfucht iOm DAS Qeben und das freie,
jreudige Schaffen oft gang UND gAt verleidete. \
In London erfuhr Hayon, WD immer er ſich zeigte,
die hoͤchſten Auszeichnungen, felbſt vom königlichen Hof, der
wollen aber nur einer That Haydus gedenken,
nur Zeugniß von ſeinem Anſehen bei Dden

jondern noch mehr von jeinem wahrhaft edeln
Hekzen gibt.

Hahdu Hatte in einer Geſellſchaft evzählen Hören, daß
— der Mufikalienhändler Napier, melcher eine Jaͤmilie von
zwölf Kinder 3zU ernähren hatte, unberſchuldet in ſo miß-
liche‘ Berhältnifje gerathen jet, _Daß ihm nichtS mehr ubrig
Öleibe, alz die Schrecken des Schuldgefängniffes. Schwei—

che und

Wir
welche nicht
Engländern,





Schön am nächſten Morgen fand er ſich in Napiers

Wohnung ein

in ältlicher, gramgebeugter %mm„empfifig ihn.

Ich bin Joleph Haydn! —

Wer ſollte Sie nicht fennen 2“ unterbrach Napier ſich
verbeugend.

„Gut! Ich möchte mit Ihnen ein kleines Geſchäft
machen. :

Der Mufikalienhändler ward kreideweiß. ;
Was könnte ich wohl beſonders fomponiren“, fuhr
Haydn fort, „Das die Engländer recht in Enthuſiasmus ver⸗
jeBen würde? : — 4—
Napier beſann ſich einen Augenblick.
Wie der Deutſche für ſeine Alpen ſchwärmt, ſo der
Engländer für ſein Schottland: ſchottiſche Lieder.“ *
Sie haben mir genug gejagt. Ich mache Ihnen den
Vorſchlag. daß C fünfzig Lieder componire, welche Sie
dann in Ihren Verlag nehmen! ;
Napier rieb fich verlegen die Hände.
„Sch bin leider nicht in der Lage — ;
Ah paͤrdon! IhH vergaß, Ihnen zu ſagen, daß ich
den Stich der Lieder beforge.“. — Der andere athmete auf.
Und das Hoͤndrar?“ Bei dieſen Worten ſah er ängſtlich



genheit wollen wir ſofort Atedigen.
! Mir hat Gott das Glück
Sie haben zwölf

Auch dieſe Angele
Herr, geben Sie mir Ihre Han
perjagt, ein Kind mein Eigen zu nennen;
Kinder. Ich bin von Gott nach langer Dbitterer Armuth
mit Glücksgütern geſegnet. Sie ſind aus dem Reichthume
ohne Ihre Schuld zur Armuth niedergeſtiegen, welche Ihnen
die Liebe zı Ihren Aindern doppelt ſchmerzlich werden
läßt. Wollen wir nun einen kleinen Vergleich machen.
Ich leihe Ihnen mein Talent, und Sie laſſen nüch an
Dept. Glucke theilnehmen, Sie und die Fhrigen von drücken—
der Sorge zu befreien. Gott gebe meinen Liedern ſeinen
Segen und. hat er dies gethan, Danır bezahlen Sie mit dem
Ertrage Ihre Schulden, und fällt noch ein weiterer Gewinn
ab, dann ſchenken Sie Ddie eine Hälfte davon mir und die
andere ihren Kindern

Napier zitterte vor freudiger Erregung.

„Alſo habe ich nicht umfonſt um Hülfe.
hetet !“ rief er, gen Himmel ichauend. DaS 1
Segen auf Ihr Qeben - niederfallen, was Sie an m
meiner Familie thun!“

„Mein lieber Freund, maͤchen Sie nich
des Erſtaunens, wenn das Chriſtenthum in einem M

ſich lebendig zeigt!“
Gaydn eilte. heim und eomponirte die ſchottiſchen
Lieder mit einfacher Zuſtrumentalbegleitung, deren Abſatz

daß Napier nicht nur aller Schul⸗

ein ſo bedeutender war,
den und Sorgen ledig ward, ſondern auch unſer Meiſter
prar erhielt. Wie ein Kind

ſelbſt noch ein kleines Hon

freute er ſich ob dieſer guten That; aber im Stillen betete
er doch oft, ſeine Frau möchte nichts davon erfahren,
* müffe Naͤpier am Ende nöch alles Geld an ſie heraus⸗
zahlen

zu Gott ge⸗
oll wie reicher
ir und

t iele Worte
enſchen



gend hHatte er zugehört und Ddann nach der Wohnung des
Armen gefragt.



Wie jede gute Handlung, ſo fand auch dieſe ihren


 
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