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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 27 - Nr. 30 (6. Juli - 27. Juli)
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ochenbrilagt


Pfälzer Boten.





Sonntag,




— —












— — — —



al

"tioffo und die Briganken von Garfagnana.

/ Gne Epijode aus der Geſchichte Ferraras im 16. Jahrhundert.
Dem Italieniſchen nacherzählt von Philipp Freidank.
Schluß.

/ „Was zieht Dich denn eigentlich ſo unwiderſtehlich in
eſellſchaft dieſer Elenden?“ forſchte Arioſto beharrlich
E „Die Freiheit? Du beſitzeſt ja nicht einmal dieſe,
Frau Dein eigen nennen ZU duͤrfen! Die Gleichheit?
e 08 mir in8 Geficht zu Jagen, daß Du dieſe Elenden
f Deines Gleichen betrachtelt. Die Gewißhet daß in
Geſellſchaft nux dem Verdienſte der erſte Platz zuge—
wird? Lächerliche Phraje. Welches Verdienſt ift eS,
{ defjen BZaccone bei der Wahl zum Hauptmany Dir
oͤhen wuͤrde, weil Du die Satzungen der Genoſſenſchaft.
8— hätteſt. Weißt Du, womit ſich der unwürdige

] One beſchäftigte, als ich als euer Gefangener zur Grotte
eopt wurde? Er {tahl mir meine Börfe und hütete
° jeOr mwohl, den Genoſſen uur ein BWort voN feinem
1 en Raube mitzutheilen, noch viel weniger denſelben mit
;g[en zu theilen. Ihr habt eine Genoſfenſchaft gebildet,
* alles alz Gemeingut beſitzen und benüßen ſollte.
114 ijt aber, wie ich eben gezeigt, Daß jeder für ſich
4 t und für ſeinen Nutzen jorgte und die Genoſſen m
4 Antheil betrog. Wo bleibt da Dder gemein]ame Ge⸗

* Wenu nun noch der Zweck eurer Genoſſenſchaft ein
e gewejen wäre! Ihr haͤbt das Unmögliche durch uner⸗
ee Meittel möglich machen wollen, und deswegen haben
* Satzungen am Eigennutz eurer Mitglieder Schiffbruch
1 n müffen.“ *

41 Matheo antmortete immer noch nicht.

il „ Matheo“, fnhr Arioito fort, „c3 E imm
ützufehren. Niemals, wird ſich Dir eine günſtigere
[ tnheit bieten. Du bift tapfer und geicheit, und wie ich
|it“ ortebt Dhabe, Heldenhatter Aufopferung fähig. Du
IN T qund müßt wieder eine ehrenhHafte Stellung in der
s“‘id)üd)en Gejellichaft einnehmen . . .“
te eine Bewegung.
en 2“ rief freudig Ariofto.
Matheo, ſeinen Kopf ſenkend.








































er noch Zeit
Ge⸗

4 Matheo mach .
„Du nimmft an, Math

Ich lehne ab,“ erwiderte

7 8 mein Herr.“
2 „So fahre hin in dein Verderben, Wahnwitziger, möge
i nicht zu ſtrenge mit Dir ins Gericht gehen!“
4 Nach wenigen Minuten zeigte laules Freudengeſchrei
74 —— Maͤtheds bei ſeinen Genoſſen an.
2 Der göttliche Dichter, oder um ihn bei dem Titel zu
?fgibet“en, den ihnı der Herzog von Ferrara verliehen hatte,
4 Gouverneur der Provinz Garfagnana und Commandant
14 Vejte Caftel-Nuovo, beeilte fich, die Todten wegſchaffen
aura in Sicherheit bringen zu Laffen, Dann frg er
[& deiden Offiziere, welche die beiden Abtheilungen Dder
Walcn befehligten, ob der Zufall ſie hierhergeführt habe.
A „Die lange Abwejenheit Eurer Sreellenz,“ erwiderte
1




dem Ufer des Serchio angelangt, als wir einen dicken
Manı erblicten, welcher un$ von weitem ſchon Nothzeichen
machte. Wir beeilten unſere Schritte und vernahmen aus
deffen Munde die hohe Gefahr, in welcher Eure Exeellenz
ſchivebten. Da der dicke Maun nicht im Stande war, uns
zu folgen, ſo mußzten wir Uns darauf beſchränken, von ihm
eine genaue Ortsbeſchreibung augzuforjchen und . hier
ſind wir.“
„Das war gut gemacht, mein Tapferer; was werden
wir mun beginnen?“
„Dieſe Elenden ſofort angreifen und ſie vom Erdboden
vertilgen. Es ſind zehn Mann, glaube ich Wir zählen
dreizehn, Euer Exekllenz eingeſchioſſen. Da Sie ohne
Zweifel die Führung ſelöſt übernehmen werden, ſo kann
* Kamerad zu feiner Abtheilung wohl wieder zurück⸗
kehren.“ ; ;
und Du?“ frug Ariofto den anderen Offizier.
Ich? Ich nehme die zehn Mann, welche hier ſtehen
und bringe mit dieſen die zehn Räuber lebendig oder todt
in die Gewalt Eurer Ercellenz. “
Ich ſehe gerne,“ ſagte Ariofto zu dem zweiten Offizier
(ächelnd, „daß Du in gleicher Staͤrke mit. den Räubern
fämpfen möchteſt! Aber es liegt nicht in meiner Abſicht,
Biut zu vergießen, ſondern es liegt mir ſehr viel daran,
die Näuber lebendig in meine Hand zu befommen.“
Wozu?“ frug verwundert der Offizier. „Srxeellenz
werden die Schurfen doch baumeln laſſen, und unter ſolchen
Umftänden werden ſie vielleicht lieber den Tod durch unſere
Soldaten den durch Henkershand vorziehen.“ .
„Habe ich Dir geſagt, daß ich die Räuber hängen
laſſen werde?“
Was wollen aber Exee
anders anfangen?“
Die Raͤuber ſcheinen eben einen Entſchluß gefaßt zu
Haben,“ rief Arioſto und deutete mit der Hand auf das
Hauflein derſelben.
Dies war in der That der Fall;
rangirten ſich in Keilform und marfchirten dem
der Schlucht zu, der auf den Serchio mündete.
Der Bffizier lachte hell auf.
Die Spitzbuben ſind wirklich muthiger, als ich ge—
glaubt habe Wir bieten ihnen ein Gefecht auf ebener Erde
an und fie ziehen vor in der von den Unſrigen befeßten «
Schlucht zu kämpfen, in welcher alle Bortheile auf unſerer
Seite {ind.“
Auf ein Zeichen Ariofto’s

llenz mit dieſem Teufelsgezüchte

die zehn Räuber
Ausgange

ſetzten ſich die Abtheilungen,
welchẽ die beiden Ausgänge bejebt hielten, ſowie die zehn
Mann, welche ſich um ſeine Perjon geſchaart hatten, In
coͤncentriſche Bewegung gegen die Räuber.

In wenigen Minuten war Matheo mit ſeinen Genoſſen
vollſtaͤndig umzingelt und die Sage des kleinen Häufleins
hoffnungslos Plötzlich fommandirte Arioſto mit droͤhnender
Stimme: „Halt!“ Daͤnn ergriff er eine weiße Parlamentär⸗
flagge, ſchwang dieſelbe um jein Haupt und ging zur Ueber⸗
rajchung der von ihm befehligten Tluppen allein auf die
Rauber zu.



eine der Offiziere, „veranlaßte uns, die Veſte zu ver⸗

und einen Streifzug 3 unternehmen. Da wir wußten,

6 8 die Banditen dieſe Schlucht unſicher machten, ſo wählten
$ fie al Biel unferer Excurfion. Kauni waren wir an





Die Banditen waren nicht weniger erſtaunt, blickten


 
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