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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 18 - Nr. 21 (4. Mai - 25. Mai)
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Wochenbeilage zum yſaler hoten.
— 20. Beideiberg, Sonntag, 18. Mai. 1890.















halb ift auch das geheimnißvolle odes auch unheim⸗
die heuligen Ichwarzkünſtler in Laris. liche Wirken Bernheinm’3 in Aller Mund und wird
Ja,/ Schwarzfünfiler, in unjerer Zeit des amtlich | von Gelehrten und Ungelehrten eifrig beſprochen. Im
verbreiteten Naterialismus und des Unglauben8. Aber Gemeinderath rügte Cochin, daß man in den ſtädtiſchen
die Schwarzkünitler treten heutzutage als Gelehrie Auſtalten die Kranfen zu {olden Verſuchen mißbrauche
anf. Der Hupnotismus 1nD die fogen. Suggeftion ſtatt jie zu heilen. Dersleichen fünne Mr unheilvoll
überwuchern aͤlles: die Aranfenitube wie den Gerichts auf deren leibliche und geiſtige Verfaſſung wirken.
jaal. Seit Jahren iſt eS ſchon mehrfach vorgekomuien, | Der RKadicale Brouſſe erwiderte, diefe Berfuche und
daß Perſonen freigeſprochen ywurden, weil naͤchgewiſen deren Veröffentlichung ſeien vortrefflich, da ſie bewieſen,
' wurde, ſie hätten die ihnen zux‘ Laͤſt gelegten Ver⸗ der Menſch habe keinen freien Willen.
gehen nicht aus eigenem Millen, foudern ünter der Zu welchen Folgerungen aber gelangen wir da?
Ginwirfung eines fremden Willens vollbracht. Zum | Heute will man die Wuͤfenſchaft' an Stelle des
Beweife wurden un Iuftizpalaft, unter Beifein von | Chriftenthums ſetzen. Sambetta hat das Schlagwort
Richtern und Aerzten, ent]prechende Verſuche vorge⸗ Her wiffeüſchaftlichen Republtt ausgegeben, in den Par⸗
nommen. Damals wurde dieſe Milenzwirkung bet lamenten wird von der Wiffenſchäft als der Höchiten
MKerfonen hervorgebracht/ die ſich im ſogen. Hypnotifchen Gewalt gefbrochen, vor der ſich alles, vorab die Kirche,
Schlaf befinden. Jetzt iſt die „Wilfenfchaft“ weiter beugen müſſe Die jebigen Herrſcher ſehen, daß ihre
vorgerückt. Der Profeſſer Bernhehn aus Nancy hat Golt Leugnende Neufchule eine Mehrung der jugend⸗
dieſer Tage im Hotel Dien vor zahlreichen Aerzten, lichen Verbrechex im Gefolge hat. Sie greifen daher
Richtern und auch einigen Schriftitellern (Alexander | mit heiden Händen nach der durch Bernheim {0 auS-
Dumas, der ganz beſonders daͤrauf erpicht ift) eine nehmend verbeſſerten geheimen Gewalt der Kunſt der
ganze Reihe überrafchender Erſcheinungen hervorge: | WillensS-Gingebung, um das ſteigende Verbrecherthun
yufen. Er bedarf des hhpuotiſchen Schlafes nicht | zı erklären. Wie erwähnt, find Hier ſchen Fret—
mehr, um die Leute etwas glauben zu maden,. Dr. ſprechungen erfolgt, wen das Gericht ſich überzeugt
Bernheint trat u. @. auf eine Fraͤnke zu, ſagte ihr | zu häͤben glaubte, der Angeklagte habe unfreimilig,
auf den Kopf zu, ſie ſei geſtern aufgeſtanden, habe | unter dem Druck des eingegebenen fremden Willens
ſich angekleidet, fet in den Fardin des Pantes gegangen, gehandelt. Wohn wird dies führen?
wo {ie einem Bekannten Dbegeguete, Die Kranke Sehr bezeichnend iſt die Meinung des Hauptes
leuguet anfaͤnglich, geht aber allmählig auf die Aus- | Dder natırralijtichen Schule, Zla: „Bon Hypnotismus
jagen des Profeßors ein, behauptet alles, was dieſer will ich nichis wiſſen. Ich wache keinen Sprung in
ihr vorgeſagt. Noch wehr; Die dem Willen des | das Unhekannte. Seiner Zeit wohnte ich magne⸗
Frofeſſors unterworfene Frax yerrennt fich ſo ſehr tiſchen {pivitiftifchen und Hupnotijdhen Sitzungen bei,
in ihre Behauptung, daß ſie dieſelbe auch zegen ihn welche yon Slade und den Dr. Gibier geleitet wurden.
vertheidigt. Auf die MNemerkung. Bernheuns: Ich Mir i{t daher eine unwillkürliche, unheiniliche Furcht
haͤbe Ihnen den Sedanken deS Musgange3 eingegeben“, + ND der unbedingte Entfchluß geblieben, mit der-
antmwortet ſie mit der Befchreidung der Perſon, die | aleichen mich nicht weiter abzugeben, in meinen Werlen
fie auf ihren vermeintlichen Ausgang gefprochen Haben dieje neue Wiſſenſchaft nicht z berückſichtigen. Sind
will. Lun kommen die audern Kranfen des Saales | die gemachten Nerjuche beweiskraftig? Ich will andere
un hefräftigen au voller Ueberzeugung. Die Frau | Bewetle der MıllenzZ-Cingebhung. Man gebe doch
fet geſtern gusgegaugen gewefen. Bernheim ftellt ſie | einem dummen Menſchen SGentie ein, oder verwandle
zur Rede, ſie erwiedern Mlle, daß ſte vor dem Divektor eine Raͤuͤlippe in eine ſanftuüthige Frau. Für mich
— $e8 Kranfenhaufes dieſen unerlaubten und deshalb | jind diejentgen, welche der Eingebung ſo ſehr unter⸗
ſtrafbaren Ausgang bezeugen würden. liegen, daß ſie den freien Willen verlieren, eben ſolche
Bernheim ubl feine gehetmnißvolle Wirkung mit | Ausnahmen, wie die amefifhen Zwillinge und der
den Fingern auß. Während er mit einem Finger | fünfbeinige Hammel. Die einfache Phyſiolgie erklärt
irgend eine Stelle des hehaarten Theiles des Kopfes | uns die Dinge hinreichend, ohne des Hypnotismus zu
berührt, Hut die belreffende Perſon (allesS, wWaS er hedürfen. Wenn ich audh zugebe, daß ein pollkräf⸗
haben will, ohne daß er ein Work zu ihr ſpricht, ein | Liger Menſch einen gewiſſen Sinfluß auf einen Schwäch⸗
Zeichen macht oder auch nux DDL inr gefehen wird | Ling HD, ein {tarfblütiger den Blutarmen beherrſcht,
Die Glieder bewegen und Irümmen ſich frampfhaft-| fo gebe ich diraus nidt zu, daß dieſer Etufluß
nach allen Richtuigen, der Körper, der ein Theil | Femanden zu einem Verbrechen treihen kann?
desfelben, wird ſtarr und unbeweglich, wie vom Schlage Bola befindet ſich hierbet in auffallender Ueberein—
gerührt; oder das Geſicht wird Leichenhaft leblos,/ uin ſtimmung mit der gefunden Wiſſenſchaft. Magnetis⸗
aleich darauf im verzerrtes Laͤchen auszubrechen u. f. 0° | MuS, Hyprotismus, Suggeltion (WinenzZ-Cingebung)
Sie herührte Perſon iſt vollſtändig ein willenlofes | ı. f. w. find Dielfad) mur eine Folge der durch die
Werkzeug, gehorcht nur dem Willen des Berührers, | ungläubige Wiffenſchaft geſchaffenen Geiſtesÿde! Man
Hut und vermag Dinge, welche fie freiwillig niemals | hat der Höheren Weltordnung, der uͤberfinnlichen Welt
zu Stande bringen wuͤrde. entfagt, will auch un keinen Preis zum Giauben zu⸗
Da eine Menge bedeutender fachkundiger Männer | rückfehrenm. Herz und Gemüth hleiben dadurch leer,
den Vorführungen Bernheim’S heimohnt, und die Sache während der Verftand vor ungelöften Raͤthſeln ſtehen
fehr ernſt nimmt, iſt kaum ein Zweifel möglich. Des⸗ bleibt. Da greift man zu den geheimen Wilfſenſchaften




 
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