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geheimen Naturkräften, um dieſe Löſung zu finden,
ohue dadurch ſtttlich gebunden zu werden! Der un-
freie Wille, mit Hypnolismus und AWillenS-Cingebung,
überhebt aller Verantwortung, entſchuldigt jede Ver—
irrung, jedes Verbrechen. Es bedarf kaum der Erin—
nerung, daß Anarchiſten. Communards, Radicale aller
Art den geheimen Wiſſenſchaften oft ſehr ergeben
ſind. K. lksztg.)

Zer ſprechende Hund.

; In der Reſtauratton zur „SGlode“ erſchien eines

Abends ein Herr mit ſeinem Pudel.

„Berzeihen Sie, mein Herr,“ ſprach der Wirth
mit höflicher Berbeugung, „Hunden“ iſt der Eintritt
nicht geſtattet.“ ;

„Mein Pudel iſt aber ein wohlerzogenes Thier;
er wird Niemanden läſtig werden und ſtill auf dem
4 Platze ſitzen bleiben,“ antwortete der

err.

„Ich bedauere, aber ich darf keine Ausnahme
machen.

„So müſſen wir uns denn wieder entfernen,
Caro!“ ſagte der Herr, zu ſeinem Pudel gewendet.
„Schade!“ „Schadel“ wiederholte der Pudel.

„Wie! — wa—a—8 2“ rief der Wirth und einige
Gäſte zugleich, welche das Wunder vernahmen.

Der Beſitzer des Pudels machte Miene ſich zu
entfernen.

„Der Hund ſpricht?“ fraͤgte der Wirth.

„Ja! icc ſagte Ihnen bereits, er ſei ein wohl—
erzogenes Thier.“

Damit griff der Herr nach der Thürklinke.

„Ich bitte recht ſehr,“ ſprach der Wirth im
devoteſten Tone, „fuͤr einen ſo gebildeten Hund gilt
das Verbot nicht.“

Es war ihm ſofort klar geworden, welch ein
Vortheil für ihn darauz erwachſen könnte, wenn das
4 feinen Gäſten zur Unterhaltung dienen
möchte.

„Alſo bleiben wir,“ ſagte der Herr kaltblütig,
zog ſeinen Paletot aus, hins ihn an den dazu be—
ſtimmten Ständer auf, befahl dem Pudel durch einen
Wink, das Kleidungsſtück zu bewachen und nahm an
einem Tiſche Platz, der mit Zeitungen und Journalen
belegt war.

„Ein Glas Bier! rief er dem neugierig hinzu—
tretenden Kellner zu. Dieſer beeilte ſich, den Befehl
zu erfüllen. Der Herr vertiefte ſich in die Lectüre
einer Zeitung.

Nach einer Weile begehrte er die Speiſekarte und
beſtellte, nach flüchtiger Durchſicht derſelben, eine Cote⸗
lelt und noch ein Glas Bier. Beides wurde ihm ſo—
fort gebracht.

„Sie haben da einen ſehr merkwürdigen Hund,“
redete ein fein gekleideter Herr, im ruſſiſchen Accent,
den Beſitzer des Pudels an. ;

„Sie finden e& merkwüreig, daß mein Pudel
ſpricht?“ antwortete Herr Molinari, denn alſo hieß
dieſer. „Ich finde es vielmehr merkwürdig, daß noch
Niemand auf den Einfall gekommen iſt, ſeinen Hund
das Sprechen zu lehren, waͤhrend man doch oft genug
Papageien und Staaren dieſe Kunſt beibringt.“

Das iſt wahr,“ entgegnete der Ruſſe, „aber noch
nie hörte ich einen Papaget oder Staar, ſo deutlich,
ſo menſchenartig reden. — Hat es Ihnen viel Mühe
gemacht, das Thier ſo weit zu bringen?“






Freilich wohl, aber wie der Schimmel unter D
Pferden, ſo Mt der Budel unter den Hunden M
klügſte Thier. Drei Monate hHabe ich gebraucht, Y
das erſte Wort zu lehren Dann ging es rajdher U
jetzt verſteht er mich ganz gut und antwortef mM
wenn auch ziemlich einſilbig.

„Caro!“ fügte Herr Molinari hinzu, ſich M
ſeinen Budel weuͤdend, „willſt Du diefen Knochl
haben?“

„Bitte,“ antwortete der alſo Gefragte und na
ſich ſeinem Herrn, die Gabe in Empfang zu nehml

„Staunenswerth!“ rief der Ruſſe aus. „Sag
Sie, mein Herr! würden Sie den Hund wohl ve
kaufen?“

„Nein, mein Herr! Sie begreifen daß man {
von einem Schüler dem man ſo viel Zeit und MM
geopfert hat, nicht leicht trennt. — Es würde m
wohl auch Niemand einen Preis bieten, der mich dal
verleiten könnte.“

Welcher Preis könnte ſte wohl verleiten?“ | 8

Statt der Antwort wendete Herr Molinari S
ſeinem Pudel mit der Frage zu: c

„Caro! was ſagſt dır dazu? Soll ich dich v& 10
kaufen?“ qı

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„Nicht verkaufen,“ antwortete das kluge Thiel
Dem Ruſſen leuchteten die Augen.
2 gebe Ihnen fünfhundert Rubel für di
und.
Herr Molinari ſchüttelte den Kopf.



„Sechzhundert — GSiebenhundert — A w
*
„Nein, ich verkaufe den Hund nicht. Nicht wahl IC
Caro, wir bleiben bei einander 2“ *

„Bei einander, entſchied Caro.
Tauſend Rubel,“ rief der Ruſſe, z0g ſein Tafhel] M
buch hervor, öffnete es und begann die Scheine aufl Q
zulegen. *
Herr Molinari ſchien unentſchloſſen. „Tauſe
Rubel ſind eine ſchöne Summe,“ ſprach er, —










— der Hund iſt mir doch mehr werth.“ 2
„Sie können ſich einen andern Hund wied X
dreſſiren.“ de

„D! einen Caro finde ich ſo leicht nicht wi
der. Und welche Mühe, welche Zeit würde es mW hı
koſten!“ ; 14

Ich lege noch zweihundert Rubel hinzu,“ ſij
der Ruͤffe, noch zwei Hundert⸗-Rubel-⸗Scheine den W
reits aufgezählten beifügend.

Molinart. warf einen fragenden Blick auf feind 4]
Pudel. €

„Nicht verkaufen,“ ſprach Caro deutlich.

Sämmtliche Gaͤſte waren verſtummt und richtete
ſammt dem Wirth und den Kellnern, ihre Aufmer
ſamkeit auf die ſeltſame Verhandlung.

Herr Molinari ließ den Blick von dem Hun
auf die daliegendeu Rubelſcheine und von dieſen wied!
auf den Hund ſchweifen. ;

— „Micht verkaufen,“ wiederholte Caro im bittel N
den Tone. 4 $

Der Ruſſe legte ſtillſchweigend noch einen — n u
einen — und nbeh einen Schein dazı. — Dann jted*
er das Taſchenbuch ein.

Es war ſein Ultimatum. 4

Herr Molinari ſprang von ſeinem Stuhle * €
raffte, ımit frampfhafter Geberde, die Scheine 3K 1
fammen, jtecte fie DHaftig in feine Brufttafche UM|




 
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