Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

DOI Heft:
Nr. 35 - Nr. 39 (7. September - 28. September)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0131
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext



i_ie[' f 2













iit —
4 36
[


1890.





M e
e& Cin Ehrenkranz für die barmherzigen
—— Schweſtern.

7
* Woenzeller Sonntagsblatt und Dder AHriftliche
( beides proteftantijdh-conjervative Blätter, hatten
N &n den barmherzigen Schweſtern auszufjeßen. Nun
wie wir dem Luzerner/Vaterland! entnehmen,
lil 16* als der Direltor des evangeliſchen Kranken-
2 * Niehen-Baſel, Herr Prediger Kägi, für die An—
* in die Schranken. Dieſer kompetente und in
onden Kreiſen hochangeſehene Mann

2 I Nfer anderm: „Der Antheil Dder barmherzigen

AT
gen ſ 08 Appenzeller Sonntagsblatt ahnen läßt Sie
ſi t in der weiteſten Toleranz in paritätiſchen Läudern,
1 %en ſo bereit, dem Evangelifchen ſeine Bibel, die
e &l Calfen, als mit dem, der gar kein religiöſes Be-
ötigt, von „Neligion“ nicht zu reden So Viele,
rteä“\“_nben Tagen ſich um Kirche und Religion nicht
c‚fi„ Q Jehen auf dem Krankenbett zum erſten Mial, wo—
'qr‘\‘ebe Gottes ein Menjchenkind treibt und befähigt.
ide Schweſter, die Tag und Nacht auch die
lten, mühevollſten Dienſte ohne Murren und
* 4 heinbar ohne zu ermüden, verrichtet, ſie iſt für ſo
* jn Cihe wirkamere, einflußreichere Vertheidigung
4 Liebe, als alle Pfarrer und berühmte Prediger,
2 au eigener Erfahrung Ddie An-
ga widerlegen, daß die barmherzigen Schweſtern
* auf das „Bekehren? ausgehen oder ſich ein
* verdienen wollen In der Liebe zum Heilande
sn urzel zu ihrer Thätigkeit; die Zugehörigkeit zur
17 8 Cmeinde aller Heiligen, fie iſt das erſte Ziel ihrer
‚o Den laͤcherlichen Vorwurf genannter
s ji le barmherzigen Schweſtern drängten ſich in pro—
e Ortſchaften ein, fertigt Pfarrer Kägi mit Au—
er bisher wenig bekannten Thatſache ab: Als
4 4 ſel vor zwei Jaͤhren die heftige Typhus-Epidemie
” Irl , fanden fich abſolut weder Diakonijfen noch andere
42 mehr, außer für Privatpflege, aber nicht eine
it 8 Pilege ! Hilfe brachten die barmherzigen Schweſtern!
* in Nelleicht Hre Schuld wenn ſie auch in evangelifche
M n „eindringen“ ? Sie folgten nur dem an fie er—
e iej Rufe um Hilfe!“
e} ‘\’{en trefflichen Worten möchten wir nochmals folgende
erkenuung beifligen, welche der bekannte pro-
© Dichter . G. Fiſcher in Stuttgart vor Kurzem
flarteit einer barniherzigen Schweſter widmete:
Den 1 haft die Gattin mir, die ſterbenskranke,
4* Kindern ihre Mutter, Du gepileat!
M wenn ich nun mich frage, wie ich danke,
Thränen faft iſt mir das Herz bewegt.
* haſt mit Wachen Beten, Händereichen
2 * ſchweres Auit verwaltet Tag und Nacht,
Aner Selbſtentſagung ohne Gleichen
bangen Aenaſte ſchwerſte überwacht.
nun die Kranke auf der Beffrung Wege,
' du Dich And'rer Leiden zugekehrt,























4,
8

















Und haft, fo oft bedürftig eig’ner Pflege,
Selbſt jeder Labe Stärkung abgewehrt.

Zwar wir verſtehen Dich Du Troſt in Schmerzen:
Dich reizt nicht irdiſch zugedachter Lohn;
Denn DichH erquickt im gotterfüllten Herzen
Des Himmels Herrlichkeit auf Erden ſchon.

Und die Verheißung iſt zu Dir gedrungen:
Der Palmenzweig der Pilgerfahrt iſt Dein;
Dich krönt das Wort, das einſt vom Kreuz erklungen:
Du wirſt mit mir im Paradieſe ſein

Mich aber und die Meinen laß bezeugen,
So rühmend un8 ein Wort des Danks gelingt,
MWie wir vor einer Willenskraft uns beugen,
Die nur der Menſchenliebe Werk vollbringt.

„Ihr Bauleute von Babel,“ *) — fragt der ſelige
Cardinal⸗Erzbiſchof von Geiſſel in einem ſeiner Hirtenbriefe
— kennt ihr das Herz einer gottgeweihten Jungfrau?
Wißt ihr zu würdigen was in ihrer Bruſt vorgeht, wenn
ſie das arine, verwaͤhrloſte Kind, das ihr fremd iſt, den—
noch, als wäre es ihr eigenes, mütterlich in warmer Liebe
unterrichtet und erzieht; wenn ſie, ſelbſt unbefledt an
Tugend, in einen Abgruͤnd von Schande und Verſunkenheit
hinabblickt und die darin Gefallenen mit Schweſterhand
emporzieht, wenn ſie den Armen Brod und Kleidung zu⸗
trägt und ſeine dürftige Kammer ihm zubereitet; wenn ſie
einſam in den nächtlichen Stunden am Bette des Kranken
und Sterbenden ſitzt und neben der aufmerkſamen Ohſorge
für den Leidenden ihre Gedanken und Gefühle, von Glaube
und Hoffnung getragen, ſich theilen zwiſchen dem ſo kurzen
Erdenleben, das der Sterbende zu verlaſſen im Begriffe iſt,
und zwiſchen der Ewigkeit, welcher auch ſie über kurz oder
lang entgegengeht? Nein, das wißt ihr nicht; aber
wir wiſſen es, und wir ſegnen alle dieſe Jungfrauen und
ihr Wirken.“



„ *) Heute würde er vielleicht fagen : Ihr Brüder vom Evan⸗
geliſchen Bund!“

Ein Kirchenbau.

Es war eines Abends im Winter 1467, da ſaßen zwei
gute Freunde zu München in Ehren beiſammen. Es waren
das der Baunieiſter Jörg von Halsbach und der Zimmer—
meiſter Heimeran. Sie tauſchten miteinander ihre Pläne
und Gedanken aus. Jörg von Halsbach mar der beſte
Baumeiſter von München, aber er war beſcheiden und
drängte ſich nirgends vor, und ſo kam er auch ſchier zu
keinem Auftrag. Wenn er nun erfuhr, Der oder Jener
baue eine Kirche, ſo freute er ſich herzinnig, daß wieder
Etwas zur Ehre Goͤttes geſchehe; im Stillen dachte er aber
zugleich! Wäre dir nur auch ſolch ein Werk beſtimmt!“

So ſaßen die Freunde beifammen, und Meiſter Joͤrg
zeigte ſeinem Freunde einen prächtigen Kirchenplan, Blatt
um Blatt, Zeichnung um Zeichnung, ſchon fertig, und man





































 
Annotationen