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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 40 - Nr. 43 (5. Oktober - 26. Oktober)
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——

Nr. 43,

— —

— —

Sonntag, de 26. Oktober. 1890.

— S————————



— —



haben — träumeriſch, regungolos, gleichgültig, ja glanz—
los faſt.

So mochten einige Minuten vergangen ſein, als ſich
dem Sinnenden von der Galerie H’DYrleanz aus ein junger
Raͤnn näherte.

Dieſer junge Mann, kaum funfundzwanzis Jahre alt
hatte nur einen Arm, war, bis zur zußerſten Sorgfolt ele—

gant gekleidet und trug das Band der Ehrenlegion IM
Knopfloche.

Sein Auge blibe, ſein Antliz war gebräunt, jeder
Zug desſelben kühn und ſebenswuͤrdig man ſieht der—
aleichen ſtolze, ſebensfriſche Koͤpfe auf berühmten Schlachten⸗
bildern

Beim Anblick des Träumers brach er ſofort in ein helles
munteres Lachen au8.

Jener Aſchreckte aus ſeiner Zerftrenung empor.

Ach, SEugen, endlich! Ich erwarte Di ier ſchon.
ſeit hundert Jaͤhren!“ begann er halb ſcherzend, halb ver⸗
drießlich.

„Eharwant!! entgeguete der Angeredete {ächelend, —
„und um Iich von den ceutnerſchweren Phantaſien emer
Lorückenden SEinjamfeit zu ſchützen, immi{t Du ein Douche⸗
HaD nuter freiemt Himmel! Indeſſen derzeihe wir, daß 1
ſo ſpät Fomme, ich hatte mich durch tauſend Finderniſſe bis
zu Dir durchzuſchlagen 4
Wie? Wo waͤrſt Du?“

Man fragt. dergleichen einen pe ſionierten Hauptmanıt
nicht. D Treund, wie i{t Baris ſo groß und die Zeit ein
ſo flüchtiges Gut!“

Daz ließeſt Du mich dieſe halbe Stunde vergeſſen.

Verzeih mir, aber ich mußte au zehn Ortea Viſi
machen, beyyr ich zu Dir gelangen konnte. Man läßt nüch
nicht zZU Athem fommen. ”

Armer Freund, vr Puebla Belagerer, In Paris Be⸗
laͤgerter NKom Regen in die Traufe, haha!“

„Und doch beneidet un3 die Pariſex Jugend!!

„Dem Helden gehört die Waͤt! Ihr Soldaten tragt
ſelbſt in Paͤris über unſere ſtolzeſten Salonhelden den





















Ein Brama in der uft.

Aus der Zeit Napbleons 3600
T ;

Eiines ſchönen Zages ſchlendexte An einem Nachmittage
in junger Herr im Palais Royal neben der Fontaine auf
und nieder.

Seine elegante, graziöſe Haltung, die tadelloſe Toilette
verkuͤndeten den Cavalier und Stutzer der vornehmſten Salons
zes franzbſiſchen Kaiſerreichs.

— Aul den erften Blick war leicht zu erkennen, daß der
junge Mann eln QuftwandelnDer, foͤndern ein Harrender
ſei, — eine gewiſſe Ungeduld in den Bewegungen, raſtlos
mher ſchweifende Blicke, leicht zaſammengehen Brauen
und feſt aneinander gepreßte Lippen yerriethen ſelbſt dem
gedankenloſen Laien in der tieffinnigen Kunſt des Beob⸗
aͤchtens vur allzu dienſtfertig, in welches Stadium der Ge—
duldaprobe wir ZU treten im Begriffe ſind.

Dieſe untrüglichen Anzeichen einer abſchiednehmenden
Langmuth offenbarten ſich denn auch zu Genüge an dem, ſeit
einer halben Stunde ilikmuͤdlich auf und quzederjchreitenDen
Cavalier, der, wie ſeines Gleichen, gewohnt die Straßen von
Paris im zierlichen, Leunerbeſpannten Coupe zu durchfliegen,
nach und nach fämmtliche Foltern der Ungeduld durchzu⸗
koͤſten ſchien— Bietet gleich da? Palais Koyal Zeritreuung |
genug, Dligen auch in den anmuthigen Gaͤllerien dieſes wunder⸗

baren, erinnerungsreichen Schloſſes aus zahlloſen Schmuck⸗
käſtchen, ſonſt Magazins genannt. die verführexiſchen Schätze
eines zaͤuberiſchen Luxus wie dienantenfunkelyde Träume
perſiſcher Märchen hervor was Hat der verwöhnte Pariſer
Dandy damit zu ſchaffen? Er ſieht hier HU unſaubere ber⸗
witterte Steinmallen; da? Fute Gajjengedränge mit ſeinen

Werktagsgeſichtern ſeinem plumpen Ueberſtürzen, ſeinex un—

ſchönen Haſt verlegteihn, ſtatt ihn zu zerſtreuen; 3U ſeinen
ariſtokratiſchen Sinnen ſpricht HUr das glänzende Durchein-
ander im Foyer Her italienijchen Oper pder auf der Prome—
nade von QonghHampS-.

Zum hundertſten Mal ſchritt der junge Mannn DON
der Fontaine ZUMW Cafe De {a Rotonde und von dort
zurück zur Fontaine, ein Gemiſch von Unruhe und Verſtim⸗
mung Hämmerte leiſe in den feinen, geiſtvollen Zügen
ſeines durch eine zarte Bläſſe lelancholiſch angehauchten!
Lutlitzes auf.

Er * 4* ** vor der Fontaine und ſtarrte
ange in den pärlichen afſerſtrahl, defſen kaum ſichtbarer IN ; — (L 4 afant, —
e —— Was willſt Su? Jeder Er ola macht ungenn ſam,
Staubregel Seug SE 5“.“%}% für mein —— Glück — * — — zu
Feſſelte dieſer armſelige Springbrunnen magnetiſch viel!“








*
Bahr als Invaliden hochſtens, Freund. Mein 301
ſchoſſener Arm iſt der einzige Trumpf, den ich auszuſpielen

habe.“
Und ich wette an dieſem verlorenen Arm hängt



manches verlorene Herz!





seinen Blick, den zU andern Stunden weder die praͤchtigen Du redeſt rivol!“
Vaſſerkunſte von Verſailles noch St. Cloud zu löcken ver— 309 * * vor Deinem Taͤdel! Doch ſage in
mochten? aller Welt, was hat Dich bewogen⸗ nich bierher IU rrom⸗

In Wahrheit, unſer Held ſah ſo wenig die raſtloſe, melen, hierher 3U dieſer uuͤglückliche Fontaine, die eWIg
glitzernde Tontaine, 10 WENIG er die winzigen RBerlchen 1918 weint, weil ſie ſich eig _ ZUM Mittelpunkt feulimentaler

StaubregenS auf ſeiner Wange Hıhlte — 4 — tief in Ge- Rendezvous hergeben muß?
Danfken verſunken, Gedanfen, die jein Gemüth aufs Lebhafte⸗ „Die Rochbendickeit, Freund, — deun das Diner iſt
ſte zu bemwegen ſchienen, üuͤd ſeine braunen Lugen ſtarrten eine Koihwendigker!

den Springbrunnen A, wie ſie in dicfen Augendlick⸗ die Ah. ich begreife, und Da Die beſten Gaſtgeber das

ganze Melt mit all ihren Wundern würden angeſtarrt alals Koyat beherrſchen —




 
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