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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 40 - Nr. 43 (5. Oktober - 26. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0160
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„Erraihen !“

Und woher iſt Dir ſo pötzlich der erhahene Einfall
gekommen, mit mir heute dinieren gu müfjen? Geſteh' nur,
Du haſt mich, wie alle Deine Feunde, in letzterer Zeit ein
wenig vernachläßigt. Foltert Dich Abtrünnigen indeſſen
mwahrhafte Reue, ſo fomm in meine Arme, das heißt in drei
Viertel derſelben, und ich will Dein Gaſt ſein, fei's auch
nur auf zwanzig Schüſſeln und gefrorenen Eliquol!“

Lieber Euͤgen, ich weiß weder von Vexnachläffigung,
uach Reue, doch ich habe mit Dir. von ernſten Dingen zu
reden.“

„Von ernſten Dingen? Dann müſſen wir freilich eſſen
gehen Ich kann über ein Stündchen verfügen, Freund Arthur
— Wohin führſt Du mich?“

„Ich denke zu Verry, deſſen Reſtauration die beſte iſt.“

„Gut gehen wir zu Verry.“

Die beiden Freunde ſchritten Arm
der Pariſer Reftaurants.

„Bleiben wir nicht wo alle Welt ſitzt! ſagte Arthur
beim Eintreten in den Tembel jener, denen Gott der Bauch
iſt. — „Kellner, wir müſſen ein Extrazimmer haben und
in fünf Minuten das Auzerleſenſte Ihrer Küche!“

Ein Zimmer für den Herrn Baron von Ranſay!“
näſelte der Herr des Hauſes mit nachläſſiger Miene hinter
einer hoch aufgethürmten Byramide von auserleſenem Obſt
und Eebaͤck Hervor, dem RKellner zu.

Der niedliche Miniaturſalou
ſchwellende Fauteuils empfingen die jungen Cabvaliere und
in wenig Augenblicken prangte vor ihnen eines jener lucul⸗
liſchen Diners, die man ur in Paris findet.

Man nahm die köſtliche Suppe mit Befriedigung, die
raͤthſelhaften Zwiſchenſpeifen mit Genugthuung, das indiſche
Geflügel, die Mayonaifen, Paſteten, und zahlloſen, lieblich
duftenden kleinen Raffinements der Küche, von denen unſere
Weltweisheit ſich nichts träumen läßt, mit Bewunderung hin,
ſchlürfte vom Champagnex Nofe und tauchte Biskuit, ſo
leicht und zart wie verzuckerte Sonnenſtäubchen in das per⸗
ende Naß.

Man ſcherzte und lachte,
ſich nicht jene eruſten Dinge,
haite.

Er gab ſich indeſſen der Heiterkeit nicht völlig unbefangen
und unbedingt hin, es mwar, al3 eb etwas auf ſeinen Her⸗
zen laſte, welches Nichts in Vergeſſenheit zu lullen vermochte,
d er ſchien nach dem ſchicklichen Augenblick zu haſchen,
der ſeine tiefſinnigen Empfindungen zu Tage foͤrdern und
Im Gelegenheit geben fonnte, di? Aushelaſſenheit des
Freundes ein wenig Herabzuftimmen, ihn für die ernſte
Mittheilung, die er für ihnin Bereitſchaft hielt, empfänglich
3u machen

Der junge Offizier dagegen war in
doch Parifer Weltfind genug, die kaum
lichkeit ſeines Gefährten ihrem vollſten
errathen

Kommen wir ihm zu Hilfe! dachte er.

Ex wiſchte daher mit der Serviette die Biskuitſtäub⸗
chen, einige Champagnertropfen und ein Lächeln, alles in
einem, von der Lippẽ

Arthur,“ begann er bedaͤchtig und
ruhe, die nur dem zu
den ſonſt nichts drickt
ernſten Dingen zu reden?“

„Allerdings!“

„Gut. Ich muß Dir bekennen,
denn ſeit bierzehn Taͤgen ſchon habe
Dir ein Gleiches zu thun.“

in Arm zum Könige

des Etabliſſement und

und noch immer offenbarten
mit denen Ranſay gedroht

glücklicher Laune,
fichtbare Unbehag-
Umfange nach zu

mit einer Seelen—
eigen wird, der fein geſpeiſt hat, und
„Arthur, Dır haſt mit mir von

daß mich das freut,
ich die Abficht mit










Du! Was koͤnnte
Ernſthaftigkeil {timmen.
„Eine Deiner Thorheiten!“

„Ach das wäre!“ So vermag ich
mein Freund. Dı ſetzeſt
Und welcher meiner Handlungen haͤſt
Mißbilligung zugewendet!“

(Fortſetzung folgt)

Dich, den lachenden Kriegsgott, zur

mehr über Dich, als
mid) in Sritaunen.
Du Deine väterliche

Nutzbarmachung und Konſernirung kranker
Kartoffeln

Nachdem es heute keinem Zweifel mehr uxterliegt, daß
die diesjährige Kartoffelernte nicht nur der Menge nach
weit unter d i i
auch noch große Mengen, durch den Kartffelpilz angegriffen,
werden zur menſchlichen Nahrung ü
Aufhewaͤhrung geeignet ſein werden, — gilt es, raſch zu
überlegen, in welcher Weiſe ſie dem volljtändigen Berderben
entzogen werden fönnen und dem Entſchluſſe auch raſch die
That folgen zu laſſen.

Daß groͤßere Kartoffelbrennereien
ſie kaufen, iſt wenig vahrſcheinlich; erſtere darum nicht,
weil ſie vollauf damit beſchäftigt find, ihre eigenen franten
Lartoffeln zu verarbeiten, und letztere ſie im vorgeſchrittenen
Krankheitsftadium Kkaum brauchen fönner, weil die Stärke⸗
ausbeute eine geringere iſt und ſie auch nur ein minder—
werthiges Produͤckt liefern. Es bleibt deshalb nur ein
Drittes — die Nutzung bezw. Konſervirung der Kartoffeln
als Viehfutter übrig.

Die beſte Methode, dies auszuführen,
diejenige von Prof. Sul. Kühn⸗Hallẽ, welcher empfiehlt, ſie
zu dänipfen und darauf in Gruben einzuftampfen. Da dies
aber in recht vielen Wirthſchaften mur ſchwer oder gar
nicht ausführbar iſt, weil e8 an geeigneten Dämpfvoͤr⸗
richtungen fehlt, ſo verdient die der Kühnſchen Methode am
nächſten {tehende: „des Einſäuerns der Kartoffeln in rohem
Zuſtande?, wie ſolches Herr mi Bing Düppel in Nr. 77
der deutſchen Landın. Preſſe vom 24. September beſchreibt,
die vollſte Heachtung. Herr Bing meint, daß auf keinent
Gute eine Dder mehrere cementirte Sruben fehlen jollten,
um in gefährlichen Kartoffeljahren ſofort mit dein Einſäuern
vorgehen zu köuneu Jede zweifelhafte Miete jede ange—
frorene Kartoffel, die nicht mehr verkäuflich iſt, kann in
nachſtehender Weiſe noch inimer verwerthet werden Drohen
Hackfruchtmieten raſch zu faulen, und man fanır ficher fein,
daß Kartoffelmieten, welche kranke Kartoffeln enthalten,
immer über kurz oder lang faulen, ſo müffen die Knollen
gewaſchen und eingeſäuerl werden. Drohen die Mieten
raſch zu faulen, und man fann nicht fofort mit dem Ein⸗
ſäuern beginnen, ſo läßt ſich daͤs Verderben der Mieten
dadurch aufhalten, daß man die Kartoffeln auseinanderwirft
ſo daß diefelben höchſtens handhoch liegen; in diefeni Zu⸗
ſtande halten ſich die Kartoffel noch längere Zeit im Freien,
ſelbſt wenn ſie vom Kegen, Schnee oder Froſt betroffen
werden. Ich ſäuerte im Herbſt 1889 eine etwa 1000 Etr.
faſſende, bereits ſtark faulende Miete und fütterte diefes

oder Stärkefabriken

iſt zweifellos

tadellos gewordene Futter ipm Mat und Juni 1890 an
ZUgochfen.“ Die Arbeit des Waſchens und Einſäuerns

wurde bvon 18 Leuten in 3 Tagen ausgeführt Drei Mann
wuſchen pro Tag 2—300 Centner inkluſive Aufladen, je
nachdem die Kartoffeln mehr oder weniger

Hin und
es genügt, beim̃ dritten

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