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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 44 - Nr. 48 (2. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0171
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*




























1

— — — — — —

Nr. 46. Sonntag, den 16. November. 1890.

T — — — — —

gr

p ; S ; ;

2 in der Luft. Arthur ferner ſo lieben, wie es ſich ſeiner Frau geziemen
ſ 4) * Napoleons 4* — Jetzt mo meine Seele Jich ſchaxdernd 4 ihm
%l _ Die Stärke, die Entſchloſſenheit diejer Seele war mur wendet? Kann ich lädhelnd ihm die Hände Ddrüken und
——— ı bewältigen, {jie beganı fich allmählig ‚von ihın in die dunklen Augen ſchauen wenn es in mir flüſtert:
* ö S ; . u Arthur, an Deinen Fingern klebt das Blut meines Vaters
uem klar und entſchieden In dieſen reizenden Zügen — 4 * ers,
%l Dederzufpiegeln und nahın ihnen die kaum erſt angehauchte * 4 ſi * * * i H
Leiche — — „für nuch i

%l Gtolz und Feſtigkeit beherrichten die blaffe Stirn, ihre Ales dahin, Alles! Und er — follte er Ruhe, Zufrieden-
4 7 heit, Glück an meiner Seite gewinnen? Nein! nein!
06 b‘f)malen's„tppen umzog‘ wieder jene fühne Ausdruc, Dder Düfteren Schatten gleich würden wir nebeneinander wanfen
Mjsen blafierten Parijer zu imponieren gewußt , hatte, und | Dilteh Heinliches Rücheln ” Dekügen ! Die @aé)tue[g


4 Lerlieh, ihre Blicke flammten, — die Tropenblume hatte
5 en mächtigen Thau von ihren Wangen abgeſchüttelt.

‚E3 muß J0 jein!“ murmelte ſie vor fich hin.

1 Sie erhoͤb ſich und überſchritt einige Male raſch das


Zimmer.
Dann trat ſie zum Schreibtiſch zurück und ſchellte.
Ihre Zofe erſchien.

„Bünde im Kamin ein Feuer an!“

„Sin Feuer? fragte das erſtaunte Mädchen.

Sogleich! Was ſtehſt Du und gaffſt?“

Im Juli.

Du wirſt die Gefälligkeit haben, mir ſogleich zu ge⸗
horchn!“ entgegnete die Herrin in gewiſſermaßen gereiztem

one.

Das Mädchen beeilte ſich — nach wenigen Augen⸗
blicken praffelte ein luſtiges kleines Feuer im Kamin.

Doͤlorks trat zum Kamin und · ftarrte in die Gluth.
Einige Minuten vergingen, die ſchöne Spanierin war
in tiefes Sinnen vexloren.

Sie trat zum Schreibtiſche und plickte kummervoll die
Halberlofchenen Worte an, welche ihr Bater unker jenen
Brief ſchrieb, den er Arthur diktirte — ihre Energie ſchien
von Neuem gebrochen.

„Bater! Bater !“



; begann ſie fieberiſch ſchluchzend und
ihre Thränen floſſen wieder — „hätteſt Du in Deiner
Sterbeftunde geahut, welchen Jammer Du über Dein armes
Rind heraufbefhwören werdeft, Du hätteſt Deine zitternde
Haͤnd ſiuken laͤſſen, ſtatt jene entſetzlichen Worte zu ſchreiben!
Werde ich mich emporraffen können und ausführen, was
ich mir gelobte, wenn der Augenblick gefommen, Aber es
ijt uͤbermenſchlich, was ich ausführen J0l — übermenſchlich,
4 ich bin doch nur ein ſchwaͤches Weib, und ein liebendes
eib !“

Dolores ſank in einen Seſſel und verbarg ihr Antlitz
in die Haͤnde, Thränen perlten durch die bleichen, ſchmalen
Finger ; ſie weinte bitterlich.

So ſaß fie ſtundenlang, c& war als ob ein Krampf
durch ihren Körper ginge, der ihr Herz 3zU zerreißen drohe.

Endlich ließ ſie die Hände ſinken, ihr Auge war trocken,
ihr Antlig bleich, doch ruhig.

Es muß jein!“ ſagte ſie faſt tonlo®. — Armes



*


Herz, eine Welt voll jüßer Freuden erſchloß ſich Dir, und
aun ſoliſt Du brechen, Du träumteſt von einen Himmel
auf Erden, bevor der Brief kam! Ich Fönnte dieſen Brief
vernichten, doch werde ich auch mit ihm die Kenntniß jener
furchtbaren Vergangenheit zerſtören können? Kann ich







laſtet auf ſeiner Seele, wie ihre Kenntniß auf der meinen,
und unſere heiligſten Enipfindungen würde ſie zu Grabe
tragen !“

. „Es muß ſo jein!“ fuhr ſie mit wachjender Euergie
ihre Seelenangſt befämpfend fort — „Hinweq mit den ſüßen
Träumen vom Frühling, Liebe und Glückſeligkeit! Was bin
ich ohne ihn, den ich ſchaudernd mur zu nennen waͤge?!
Mein Entſchluß iſt gefaßt!“

Ihre Blicke leuchteten, ihre Züge wurden feſt, beinahe

ehern 4 5 ;
ie erhob ſich mit raſcher Bewegung und eilte

Schreibtiſche. 55 *

Eine verhorgene Jeder ſprang unter dem Drucke ihrer
Finger, ein geheines Fach Öffnete ſich; ſie nahm ein Päckchen
Briefe Ddarau3 hervor, die Ranſays Handſchrift trugen,
preßte heiße Küſſe auf ſie und das Medaillon, und —
foͤrt ging alle® in die Flammen

Ein Seufßzer entbebte ihren bleichen Lippen, als ſie
Bild und Brief hell auflodern und verglühen ſah.

Dann drückte ſie ihre Hand auf das Herz, ihr ſchönes
Antlitz verrieth keine Spur einer Aufregung mehr, ſie
Hatte auggefämpft, und alles war ſtill im klemen Gemache.
Dolores fank von Aufregung überwältigt in einen Seſſel
und fiel in Schlaf.

Sie erwachte, als die Geſellſchafterin den Baron von
Raͤnſah einführte.

Lächelnd empfing ſie den Braͤutigam.

Nur ein Weib verſteht es, mit gebrochenem Herzen zu
lächeln, ja zu ſcherzen.

Du fommit ſpät, jagte ſie — „Du wußteſt ja, daß
ich heute mit Dir in gefährliche Regionen fahren werde, in
denen die Kühnheit ſogar der Geſchicklichkeit nachſtehen muß.“

Hat man hier Feuer angezündet? Es iſt etwas in der
Luft? Womit parfümirſt Du Deine Salons?“

Ait alten Papieren! Aber wir müſſen jetzt fort,
mein Freund Man darf eine Menge nicht warten laſſen,
die ihr Vergnügen bezahlt.

Die Dienerin ergriff ein reizendes Florentiner⸗Hütchen
und einen weißen Shawl, deſſen zartes Gewebe wie Silber⸗
wellen niederfloß

Geſtatte mir noch, Dir etwas zeigen zu dürfen.“

Wie, mein Freund??

Arthux antwoͤrtete nicht, er |Oritt zur Thüre, Öffnete
ſie und rief ſeinen Diener, der beim Portier gewartet hatte.

Der Diener erié)ien mit einem umfangreichen Carton
und verſchiedenen kleinen Etuis. Der Baron öffnete ſie.


 
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