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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 44 - Nr. 48 (2. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0170
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Menge Kriegsſchiffe bauen und Lanonen und audere Herr⸗
lichkeiten nach Herzensluſt kaufen, ohne erſt die Steuer⸗
ſchraube anziehen 3U müſſen. Der Gerichtshof kam zur
gleichen Anſicht. wie das Schöffengericht unDd verwarf die
Berufung der Staͤalsanwaltſchaft mit der Begründung, daß
Guttzeits Kleidung laum auffälliger ſei, als die der Ruder—

elubiſten und Radfahrer, deren Auzüge bisher doch nicht

verboͤten worden ſeien.
Der groͤßte Soldat des deutſchen Heeres. Der
Garde-Negiment zu Pots⸗

Hauptmann V, Rhisiow vom 1.
danı war betanntlich ſeit Jahren der größte Soldat des

deutſchen Heeres. Seit einigen Tagen hat ſich dies indeſſen
geändert, denn bei der Leib Kompagnie des LGarde Re⸗
giments zu Fuß iſt jetzt ein Freiwilliger eingetreten, welcher
bedeutend größer iſt als Hauptmanın D. Plüskow. Während
Letzterer? Weter B Gentimeter mißt, hat der nen Frei⸗
willige, ein Rheinländezx, die Niejenarüße von 2 Meter
95 Centimeter. Seit dem Zaͤhre 1850 hat das 1. Garde⸗
Regiment nie wieder einen jolchen großen Soldaten gehabt.
Damal8 war es ein gelexyter Förſter, welcher nach altem
Maß die Größe von 26 Zoll Hatte. In Folge dieſer
Größe kam der Mannn nicht zum Haͤrde Jäger⸗Bataillon,
fondern zum 1. Garde-Regiment, mußte aber 4 Sahre
dienen. Man mußte für ihn nicht bloß eine Extramontur
beſchaffen, ſondern auͤch eine beſondere Bettſtelle, eigenen
Schemel, eigenes Faſchinenmeſſer uſw. Die Rieſenftiefel
dez Maunes werden heute noch in der Montirungskammer des
1. Garde-Regiments aufbewahrt. FÜr gewöhnlich wurde der
Rieſe mur zu DOrdonnanzzwecken verwendet . Ur bei Paraden
ein Reih” und Glied und erregte mit Der hohen hiſtori⸗
ſchen Blechmübe, auf dem rechten Fluͤgel ſtehend, ungeheures
MAufjehen. Bei einer Parade im Luſtgarten zu Potsdam
paſſirte es einmal, daß der große Mann die Aufmeckſamkeit
des Kaiſers von Rußland erregte. Sr ließ ſich denſelben
vorftellen, und Prinz Rarl von Preußen hob dabei den
Fuß des Manne3 in die Höhe, um dem Zar deſſen enorme
Größe zu zeigen. Dabei verlor nun der Rieſe das Gleich—
gewicht, ſchlug nach hinten über und riß auch ſeine beiden
Hintermänner nuit fich, denn Ddamals flanden bei Paraden
die Truppen noch in drei Gliedern. Trotz ſorgfältiger
Pflege — der Rieſe erhielt beſondere Koſt und alle Tage
mehrere Quart Biet — ſtarb derſelbe noch während ſeiner
Dienſtzeit an der Schwindſucht. Auf den jetzt eingetretenen
Rheinländer hat man nicht nöthig, derartige Rückſichten zu
nehmen, da derſelbe hei ſeiner Größe einen ſehr kräftigen
Körper beſitzt.

Ein origineller Trinkſpruch den der leider allzu
früh verſtorbene Komponiſt des Barbiexr von Bagdad!,
Peter C orn efiu83, bei der Feier ven Franz Liszt’S Ge—
burtstag im Jahre 1854 ausgebracht hat, ſchlöß nach einer
RKeminiszenz der Dresd Btg.“ mit folgender Strophe:

Soll ich Euch den Namen Ddeuten,
Deſſen Klang uns heut vereint,

Dem des Ruhmes Glocken läuten,
Der durch alle Zeiten ſcheint.

@, 3,E 3, 2! Wer nannte
Schöneres Symbol für’s Schöne?
Hört, ob ich es recht erkannte:

Liszt Iſt Schöpfer Zarter Töne!
Liszt Iſt Sporn Zur Thatentfaltung,
Liszt Iſt Seichten Zopfthums Tödter,
Liszt Iſt Seiner Zeiten Träger,
Qi3zt Iſt Seines Zeichens Titan,
Liszt Iſt Süßen Zaubers Trunken,























Humoriſtiſches

— Wegen eince3 Rotelett38.
Ein Milionär in Brajilien, Baron Zereau, WAr ein Geiz⸗
hals in @einigfeiten, aber n_ericbmenberiicb in großen Dingen,.
die viel SGeld Kofteten. Zu jeinen Eigenthümlichteiten gehörte e5,-
den Kellnern nie ein Trinkgeld zu gewähren, und infolge deſſen
waren ihm jämmtliche Kellner und Aufwärter in den Hotels 3
Rio de JaneirD, IN denen er verkehrte, nicht grün. Eines MorgenS-
frühſtückte der Nabob in Maux’ Hotel; nachdem er ein Kotelett
verzehrt, beitellte er ein zweitesS, „Herr Baron“, jagte der Kelner
boShaft, „cS ijt bei un3 nicht jiblich, dasjelbe Gericht zweimal 3
jerviren.“ „So?” verfegte der Baron, itand auf und verlie
den Saal, Zehn Minuten ipäter traf er Mieder eiN. „Kenner“,
rief er. Der Obderkellner mußte Lommen. „ habe ſbeben dies
Hotel _gefaq‘i_t und bin jeßt hier ©ebieter, UNDd da ich nde, daß
Sie die Oäite nicht nach- deren Wünichen , bedienen, jo entlafle
ih Sie auf der Stelle! Entfernen Sıe üh!” Dann rief er
einen andern Kellner : /Bringen, Sie mir nodh ein Kotelett!”
* *

7 SGenügender Srund.

Hausfrau: Ader wie kommt es, daß Zhr ſo plötzlich hei⸗
rathen wollt ?”

_Dienitmädden: . „Sa, denken Sie fich, gnädige Scau, mein
Bräutigam hat beim Rreisichießen dieſe zwei ſchonen Lampen
gewonnen !”

*
*

24 . Das CEho.

Wirxth (zu den Gäilen); „V elleicht macdht e& Ihnen Spaß,-.
meine Herren, Ddie Atuſtik dieſes _@auleä zu erproben ; er hat ein
ganz vorzüglihes Scho. Wenn einer der Herren ein paar Worte
recht laut rufen wolte, DaS Echo würde {ofort Antwort geben.”

Gaͤſt (ruft): „INn dieſem Hotel ſind die Tijchweine mäßig”

Das Echo: Ic einemſbia

* *
/ Derfkürzeke Wiß.

M.: „Wie Heht’3?®

B.: „Wie HetS.” ©

*
_ D ⏑4 —

Die Gnädige BL IM Salox und fpielt eine Stelle au dem
@Mavierauszug Des „Barlival”. (ößlich iritt die Köüchin en -
„SGnädige Srau, Sie fajien dieles Weotiv faſſch auf; geftatten
Sie mir, daß ich e$ Ihnen einmal nori}fiele 4

*

Ein Geheimer Raͤth der ein ebr beftiges Temperament be-
ſaß fonnte ſich einit mit jeinem Bedienten Über eine Kleinigkeit
nicht verſtändigen. Bin iich verrücdt oder Du ?” juhr er endlich
den Bedienten an. — „Sie werden doch keinen verrücten Be⸗
dienten halten!” erwiderte ruhig der letztere

* *

Ein Künſtler LKieß i an einem kleinen Hofe hHören. 3 er
geendet, trat der Zürf zu ihm und lagte: „Sch habe Liszt ge>
Hört.“ — Der glücliche Birtuos madhte, eine WBerbengung, — „!
habe Zhalberg gehört“ — Der Aünftler bücte d wieder —
„aber ſo wie Sie, habe ich noch keinen — Ichwigen jehen !”

Die Statuten des — zu R. “ errichteten Sterbefafjen-

vereing heninnen mit den Worten: „Da es fehr wenis Menſchen
gibt, die ſich jelbſt begraben bönnen. —

* *
Vorſoralich.

Wirthin (am Tage vor Bfinglten ZUr Tochter, die den Kuchen-
teig anrührt): „Keli, IDW {ieber a paay Sier und an’ Butter IM
den Kuchen — dahint” zieht n Wetier auf; wenn MOTBEN die
Stadtbagafch’ nit rauskimmt, müfn wirn allein eſſn!



Berantwortlicher Redalteur: Zulius Jecker in Heidelberg.





Druck und Verlas von Gebr. Huber m Heidelbers


 
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