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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 27 - Nr. 30 (6. Juli - 27. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0103
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Nr. 2













Arioſte und die Briganten von Garfagnana.

‚Cine Epilode aus der Geſchichte Fertaras im 16. Zaͤhthuͤndert
Dem Italieniſchen nacherzählt von Philipp Freidank



7. Zortfetzung

* Laura wurde mit einem leichten Dolche bewaffnet, und
Dald fehte man ſich in Bewegung. Der abgeſetztè Räuber-
@ubtmann nahm die Spitze der kleinen Colonne, Dderen

Mrum Laura bildete. Recht3 und Kinkz marſchirte Arioſto
der ehemalige Student und die Nachhut bildete, wenn
&Y?n bei einer ſo geringen Zahl fich {o ausdrücken darf

athed.

2 Die Bande Zaccone’8 berathſchlagte noch,

1 der vier Tapferen nach der naͤhen Feſtung erfolgte.
* Laͤuber begriffen jofort die Bedeutung und den Zweck
* Durchbruchberfuches und wieder begann es Steine auf
— Zruppe zu regnen. Matheo und Arioſto wuͤrden

€ durch Steinwürfe verletzt; der reichgeftickte Hemdkragen
1ofto’8 farbie fich roth und gleichermaßen das raͤuhe Ge—

als der Auf⸗

7 8 Matheo’3. Laura wandte ſich fofort zu Ariofto und
* 4 mit Hexzensangſt, ob er ernfthaft berwuͤndet jei. Die

d)e“f)ägitige Verwundung Matheo's ſchien das junge Möäd-
4 nicht bemerkt zu hHaben. Das düftere Antlitz Matheo's
Ukelte, ſich noch mehr, als er die zärtliche Sorgfalt
ras für Arioſto benierkte, doch nun waͤr Teine Zeit
® folche Dinge weiler nachzugrübeln.
8 Inziviſchen hatten die vier Vertheidiger den Abhang
Plateaus erreicht und ſetzten muthig ihren gefahrvollen
fort, doppelt gefährlich bei der Uebermacht der Ver—
BZaccone’8 Auhänger richteten nun ihre Hauptan⸗
© auf die „Nachhut“ Matheo, ſo daß der Hauptmann
entſchloß dieſem zu Hülfe zu eilen. Dadurch erhielt
Junge Mädchen die / Vorhut“ und die Geſtalt der Ver⸗
pigungsdlon wurde ein Dreieck Steinregen auf
Anregen folgte, doch wurde keiner der Begleiter Laura’s
s Neue verletzt.
n Am Fuße des Abhanges angelaugt, ſah ſich die Schutz⸗
* des jungen Mädchens aufs Neue umzingelt. Man
M loß daher zur erften Marſchordnung zurückzukehren
* dieſem Augenblicke benutzte Matheo die günſtige Gelegen—
or m Zaccone einen Stein mit foldher Gemwalt an den
8 zu ſchleudern, daß er laug hinjchlug. Dadurch verlor
006 achfolger Pacchione's das Bewußtfein, und feine Leute
en ſich alle Mühe ihn wieder inz Leben zurückzurufen.
i Vorwärts, vorwärts!“ mahnte Arioſto. „Benützen
ieſen merwarteten Aufenthalt zu unſerer Rettung.
© haben eine glückliche Hand gehabt, Kieber Matheo.“
2 Einen Blick ſtolzer Freude warf Matheo auf Laura,
2 wieder tiefer Trauer Platz zu machen, als er be-
dr te, wie zärtlich die Augen des jungen Maͤdchens auf
fattüchen Geftalt Ariofto’8 ruhten.
Y Die Frift, von welcher vorher der Dichter ſprach,
* $rie leider nicht lauge. Zaccone hatte inzwijchen das
en wieder erlangt und gab in blinder Wuth den
* l zu einem allgemeinen Angriff mit Schwert u. Dolch.
t infernaliſchem Gebrülle und geſenkten Köpfen ſtürzie



— ———



ſich die Bande auf die kleine Truppe Pacchione’s, welche
Laura ſofort in ihre Mitte nahm.

Dieſer Angriff verlief für die Leute Zaccone’8 ſehr un—
glücklich. Vier der Räuber erlagen dem Schwerte der Geg⸗
ner und bildeten eine Att Wall um das kleine Häuflein;
leider hatte auch Pachione eine ſchwere Wunde erhaltewu,
welche ihın den Weitermar]ch unmöglich machte.

„Saßt mich hier liegen,“ bat der ehenialige Räuber⸗
hauptmann Ariofto mit betwegter Stimme; „ich bin cuch
nur Tältig, ohne euch helfen zu koͤnnen. Beniübet den
Schrecken dieſer Elenden, um das Ufer des Serchio zu ge⸗
winnen An der Stelle, wo ſich der Fluß etwas verbreitert,
findet ihr eine Furth, welche an den unter der ſeichten
Vaſſerfläche ſichtbaren Felſen leicht zu erfennen ift. So-
bald ihr einmal auf dem jenſeitigen Ufer angelangt ſein
werdet, ſeid ihr ſo gut wie gerettet. Mathed kennt auch
die engen Fußwege zur Vefte, ‚in welchen die Neberzahl
eurer Gegner gar nicht zur Geltung kommen kann

Wie man ſſich denken kann, lehnten Arioſto und ſeine
Genoſſen es auf das Entſchiedenſte ab, Bacchione zuU ver⸗
Uaſſen, obwohl dieſer nochmals feine ganze Beredtjamfkeit zu
dieſem Zwecke aufiwendete. -

Fuͤr mich hat das Zuxückbleiben gar keine Gefahr,
denn nieine ehemaligen Genoſfen habeu es uur auf Laura
abgejehen. Laßt mich alſo hier, ich bitte eruſtlich darum.
Fene Elenden werden gar nicht verſuchen, meinem Leben
ein Ende zu machen, und wenn doch, ſo werde ich mein
Leben theult verkaufen. Daͤduͤrch werde ich eurer Flucht
noch im Tode Vorſchub leiſten?

Der Kapitän hat Recht,“ ſagte Matheo.

Da trat Laura in den Kreis der Männer und ſagte:
„Ich werde nicht leiden, daß ihr Pacchibne meinetwegen
verlafjet. Weshalb auch? Die Briganten haͤben bereits
ſechs der ihrigen verloren und wir haben erſt einen Schwer⸗
verwundeten. Harren wir alſo au und vertheidigen wir
uns bis zum Toͤde Was mich betrifft, fuͤhr das helden—
hafte Mädchen in ſeiner Rede fort, waͤhrend ein ſtolzes
Lächeln ihre Züge verſchönte, ſo werde ich nicht Iebend in
die Hände der Räuber fallen.“

Mit enthuſiaſtiſcher Begeiſterung beugten die Verthei—
diger Laura’s ihre Knie voͤr dem tapferen Maͤdchen und
ſchworen, ihr bis in den Tod zu folgen. Paechidue konnte
ſich ſeiner Lerwundung wegen an diefer Huldigung nicht
Etheiligen; er mußte ſich! darum begnügen, Laura mit
Wärme die Hand zu drücken.

Das Gefecht war nur unterbrochen, es drohte jeden
Lugenblick mit erneuter Heftigkeit wieder auszuͤbrechen
Ariofto und Matheo baten das junge Mädchen, fich in der
Nähe des Verwundeten zu halten, dasſelbe erflärte aber
rundweg! daß es ſich an der Vertheidigung ſeines Lebens
actid betheiligen wolle.

Nach dieſen Worten ſtellte e& ſich, den Dolch in der
Hand zwiſchen Matheo und Ariofto.

Dieſer Anblick machte auf die Leute Zackone's einen
ganz eigenthümlichen Eindruck. So viel MuthH mit hin—







 
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