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Genoſſen entfachte wieder ihre Wuth auf das Höchſte.
einen Wink Zaccone’S ſtürzten ſie fich auf’s$ Neue auf
kleine Häuflein. |

Das Haͤndgemenge war fürchterlich und Laura wurde
von ihren Vertheidigern auf einen Augenblick getrennt, was
BHaccone benübte, fie zu ergreifen Ein Schrei des jungen
Mädchens rief Arioſto und Matheo

Auf
das

Schwerte Bahn ge-brochen und gelangten zu gleicher Zeit
bei Laura an. Die Schwerter der Beiden waren. im Be-
griffe ſich in die Bruſt Zaccone's zu ſenken als derſelbe
Loblich hinten über fiel. Das tapfere Mädchen hatle ihren
Gegner mit dem Dolche getödtet.

Plötzlich erhob ſich ein gewaltiger Lärm, und die
Banditen zerſtreuten ſich. Erſtaunt über einen {o plötzlichen

Rückzug, blickten Arioſto und Matheo um ſich.

Das enge Thal, in welchem der ſoeben beſchriebene
Lampf ſtattfand, bejaß nur zwei Ausgänge: den einen,
durch welchen die Räuber eingedrungen waͤren, und den
andern, der zum Serchio führte. Jeden dieſer beiden Aus⸗
gänge hielt ein Detachement von fünfzehn Soldaͤten beſetzt,
Deren hlauke Panzer in der Sonne blitzten und in deren
Mitte das Banner von Ferxara wehte. Diefe Mannſchaften
gehörten zur Beſatzung Caſtel-Nuovo. RS

„Hierher, Soldaten,“ ſchrie Arioſto mit Donnerſtimme,
indem er ſeinen Mantel, welcher ſein reiches Hofkleid be—
deckt, abwarf.

Von jeder Seite eilten je fünf Mann zu Arioſto, welche
die Räuber vor ſich hertrieben.

Da nun jede Gefahr heſeitigt war warf Arioſto einen
Blick auf ſeine Kampfgenoſſen. Paechione hatte außer der
im erſten Kampfe erhaltenen Wunde eine zweite, weit ſchwerere
in der Nähe des Herzens erhalten. Er war indeffen bei
vohem Bewußtſein und ſchien Gott für die unerwartete
Hilfe zu danken, welche er zur Rettüng Lauras geſchickt

atte. —

? Was den armen früheren Studenten betrifft, ſo haͤtte
derſelbe wie ein Löwe gefämpft und war wie ein Held ge⸗—
fallen. Arioſto bedeckte den Todten mit ſeinem Mantel u1.
ſprach ein ſtilles Gebet für ihn. Er ließ ſodann aus Baum-
zweigen zwei Tragbahren herſtellen, die eine für den Todlen,
die andere für den Schwerverwundeten. Als Wacchione
auf der Trage gehettet war, winkte er Arioſto zu ſich heram.
Der Dichter willfahrte dem Wunſche des Sterbenden.

„Mein Herr“, ſagte mit verloͤſchender Stimme der ehe—
malige Chef der Briganten, „bitte laſſen Sie auch diefe
junge Dame naͤher trelen und bleiben Sie beide allein bei
mir Ich werde Sie nicht lange aufhalten,“ fügte er mit
melancholiſchem Lächeln hinzu

Als Ariofto und Laura ſich an ſeinem Lager befanden,
erhob er ſich mit der größten Anſtrengung foweit, daß er
ſich auf die Ellenbogen ſtützen konnte.

„Mein Herr“, ſprach Pacchione mit dem letzten Reft
Liner Kraft, „Die arme Laura hat Niemanden mehr auf
dieſer Welt, als Sie Sie beſaß einen Vater , . . . aber
num . iſt ſie gänzlich Waiſe.“

Bei dieſen Worten ergriff der Sterbende die Hand des
jungen Mädchens, preßte fie an ſeine Lippen — und mit
einem Seufzer hauchte er ſein Leben aus.

Laura warf ſich auf den wieder auf die Bahre zurück—
gelunkenen Körper des Verſchiedenen und rief voll Schmerz:
Allmächtiger Gott, Sie {ind . .

„Sei ſtille,“ mahnte Arioſto fanft. „Der Todte hört
Sie nicht mehr und mur andere könnten Ihre Worte ver-
nehmen. Wir aber wollen dieſes unglückſelige Geheimniß
in unſern Herzen verborgen tragen.“

Als er ſeine Aufmerkſamkeit auf ſeine Umgebung lenkte,

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Hatteır ſich die Dinge folgendermaßen entwickelt:
Soldaten hielten nöch immer diẽ beiden Ausgäng
Thales beſetzt und die zu











während nicht weit von ihm entFernt der Reft der Ranl
einen Klunpen bildete und anfcheinend Kriegsrath pflog: ]
7 2 dieſem Augenblicke näherte fich iHır dijteren BAAM
atheo. ; |Y
„Matheo“, ſagte Arioſto, indem er ihm die Hand reihn
„Deine Tapferkeit don heute macht Dein Verbrechen 4
geltern. wett. IO werde dafür Sorge tragen, daß Dir IN
Führung einer Kompagnie des Herzogs von Ferrara HON
tragen wird
‚ „Dafür iſt es zu ſpät,“ erwiderte Matheo. „A

Eines könnte mich wieder in die menſchliche deſelifliill
Arückihren Aber ſprechen wir nicht. mehr 4
Die junge Dame iſt außer aller Gefahr . . ſie bedal
meiner nicht mehr . .“ K

„Laſſen Sie mich fortgehen.“

„Ich will mich wieder mit meinen Kameraden 4 A
einigen,“ antmortete Matheo, indem er mit der Hand “‘‚‘‚
die neun Räuber zeigte, welche den Reſt der Bande Faͤchh
ones bildeten

„Aber dieſe werden durch meine Soldaten vernicht! }
werden. “ |

‚ „Sut, dann werden wir zuſammen {terben.“

Es iſt noch keine Stunde, als dieſelben Leute 2
nach deinem Leben trachteten,“ warnte Arioſto. —24

„Nicht nach meinem Leben, fondern nach dem Beſi
dieſes jungen Mädchens“ W

„Und errötheſt Du nicht ſelbſt über Dich, mit folcht!
Banden Gemeinſchaft zu pflegen?“

Matheo zögerte.

(Schluß folgt)

Ich weiß am Weg die Brücke,
Den rohrbegrenzten Teich;
Die hohen alten Eichen

Sind dort an Epheu reich.

Sie ſchatten das Kapellchen,
Von Steinen altersgrau,

Ein Bild der Schmerzensreichen
Steht in dem kleinen Bau.

Für euch iſt Er geſtorben,
Der Sohn auf Meinem Schoß,
O wie iſt Meine Liebe,

Wie iſt Mein Leid ſo groß!“

Die Kinder bringen Blumen
Und flüſtern ein Gebet,

Sie wiſſen, warum klagend
Der Wind im Schilfe weht.

Lur flüchlig grüßt ein Wanderer,

Der ſchnell vorüber zieht;

Er will das Glück erjagen,

Das ihn doch immer flieht.
Clemens Auguſt Schlüter.



ja
e

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