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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 40 - Nr. 43 (5. Oktober - 26. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0154
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Stückes im vierten Alte (der Wahnſinnsſeene) wehrere
Schauſpieler im Zuſchauerkaume Platz nehmen, welche
von dort aus mit lauter Stimme Keaͤns Spiel kritiſiren
und ſchließlich verlangen, er ſoͤlle die Bühne verlaſſen. Bei
dieſer Scene erhob ſich nun nachdem „Deutſchen Tagebl.“
ein auf dem Balkon fitzender Polizeiſergeant, ſetzte ſeinen
Helm auf und gebot den - vermeintlichen Unruheſtifter
ernſtliche Ruhe
Ein moderner Ahasver. In Odeſſa langte dieſer
Tage, wie von dort geſchrieben wird, ein ganz ungewöhn⸗
licher Tonriſt an. Es iſt ein Spanier, Baron Deroult-
Alſcenſo der unter dem Einfluffe einer krankhaften Manie
Her infolge von Excentricität nicht anders ſchlafen kann,
als in einem Eiſenbahnwaggon (nota bene wenn der Zug


Ber in einem Omnibu8wagen. Seit mehr als vier
Jahren führt er ein derariiges nomadiſches Leben; ſeit
mehr als vier Jahren hat er in feinem Bette geſchlafen;
in Odefja per Dampfer angelangt, reiſte er um 11 Uhr

Lachts nach Mostau ab; von dört geht er nach Peters⸗
aurg ı. ] m. /



* Jiterariſches.
Der Vetter vom Rhein Kaͤlender für 1891. Preis
30 - Pig. Verlag von Chr. Schömperlen in Lahr.

— alter Befannter diejer „Wetter vom Mhein“; all-
jährlich Kehrt er bei unS ein und von Wweitem. erfennen wir ihn


Titel „Erinnerungen aus dem Schwarzwald“ Selbiterlebtes aus
feiner Ingendzeit, und zwar aus Ddem Revolutionsjahre 1848.
Daran reihen fidh ernite und Heitere Erzählungen in volfsthüm-
licher Sprache, darunter eine föltlide Humoresfe im Pfälzijchen

ialelt. von D, Barad. Die Weltbegebenheiten erthalten die
pichtiaſten Sreinniffe des vergangenen Jahres. Der Kaͤlender
hat viele und ſchöne Bilder, unter anderem das Ulmer Münfter.
Auch on nüßlihen Mittheilungen laͤßt er es nicht fehlen, {o daß
er als ein richtiger Bolkzkalender empfohlen werden kann.

Aus den Eiſenbahnbeſchwerdebüchern

m Schlaffoupe zwifhen Köln und YBerlin traumte mir
%o!g?nbeä: S0 iuchte Cmin Pajcha, fand aber nicht ihn, Jondern
ein furchtbares KRhinvzero3, welches mit wüthendem Gebrüll auf
mic) loeſtürzte und mich zerfiampfen wollte. In diejer {oOrec-
lichen Lebenzaefahr wäre es mir eine wahre Wohlthat gewefen,
— hätte die Nothleine ziehen lönnen. Warum Dbefindet
ſich eine ſolche nicht am Kopfkiſſen in Dden Schlafwagen? Hier
thut Reform dringend Voth. Nöth el, Geſchäftsreiſender

*
Auf der Fahrt vom ſüdlichen Poſen nach Berlin machte ich
die Wahrnehmung, daß mein Tajchenfompaß fakfch zeigte. I
jereive dies den Stahlichienen zu, welche zweifelloS eine ftörende
Ablenkung der Magnetnadel bewirken. Könnten die Schienen
nicht aus anderem Material gebaut werden ?

Dr. %. € Dant.

*
8
© fuhr in der vorigen Woche zu einem Gaſtſpiel nach
Auf jeder Zwijdhenitation pfiff die Lokfomotive. Ich
finde das im Höchften @rade unfchiclich; Ddie Lokomotivführer
jollten mit dem Pfeifen warten, bi3 i gefungen habe.
Eva Zremolini, Sängerin,

*

Bitte, für beſſere Zeitungsleitüre hei den Eijenbahn-Kol-
posteuren zu jorgen! AUuf der Station Erfurt verlangte i ver-
geben3 die „Chicago-Zimes“, Da ich an diefes Blatt gewöhnt
bin, jo berührte e& mich {hmerzlidh, den ganzen Tag umbher-
fahren zu müfieni%ohne — * Aick in die neueſten
Nachrichten von Chicago werfen zu können. .

* Ralph Smart, U.S. A,

In den Fage8jhnellzug Berlin—Köonigsberg vermißte ich
einen vegetariſchen Reftaurationswagen.



Zwiſchez Botzdam und Wannfee eyplodirte in mein&ik
gepaͤck einẽ Bulver-Kifte. Bitte — den Schaftn“
zu beftrafen, der mir erlaubt ‚Hat, . {o gefährliche Subſte
Koupee mitzuführen. 2

Humoriſtiſches.

e
[

{ Hmmer adreft. J
Sieutenrant (am Ende des Monatz zum —
— Zwanzigmarkitüc, aber recht MMg

obann: „Herr Leitnant, das is ja nur e BweepfenlM 0

* * AA
; Kindermund. 4
„Aber, Aeldris Du haft ja Deine Augen noch aUC A
— „Warum follt” ih denn nicht, Du Närrchen ?” — 0r
— doch geftern gefagt, Du Hätteft — In
Schweſter Helene geworfen! —A
*
. Die MadHt der Sewohnheit
Etin alter Drojchenkutjher I. Klaffe war ßeicf;er}‚f“tgtit
worden. AlS er feine erfte Kahrt madht, dreht er iM Y M
heitsmäßig um und fragt: „SFahı'n mer nach der j
lieber verr?? 1
* * * ſge
Ma B {tab. ; i
M.: „Was macht denn unjer Freund Huber ?“ }
. „Danke, der iſt furchtbar mager geworden,
Menich; dır bift nicht dit und ich bin auch dünn, abet IM
dir, der iſt dünner alg wir beide zuſammen! *

* *
w Steiftnidt{idadenfrod. ß
„Hbr’ einmal, da iſt ein Rind in ein Sa
fallen ; ale Rinder Haben darüber gelacht, nur ich nicht
„Warum denn nicht, mein Herzchen !“ (
Ich war ja das Rtgb‚ das hinelaftcl. Nama!?

*

. Umidrieben. |
„„Ei, woher haben Sie denn diſen Schirm mit de (
SGrifi?“ „Der iit mir geftern im Wirthahaus vertaufcht iln
„Ad fo; nunm dann hHaben Sie wohl keinen {hlechten D
madcht ?“ „Sreilich nicht; denfen Sie jio, weldhes Glüc M
meinen eigenen Schirm 3ufällig zu Hauje gelaffen.“

*
Der tluge Zakob.
Lehrer: „SJakob, wie wirft Du es — um ml Ar
Schweiter gleich zu iheilen, wenn Du unter einem Ba {
Yepfel Liegen jiehit, und Di diejelben nehmen darfit ?“
iFatob: „No b’halt i zwoi for mi und gib meiner *iM
Din!” ; f

„ . Sehrer: „Nein, das ift nicht richtig, Du mußt ſo {
daß jedes von Euch beiden gleich viel befommt.“ |
Jakob: „Dann werf. in no n’ runter.“

*
‘ — ‚3001l0gijdhes8. le
„ Der Heine Hans (im Thiergarten): Vater, waru I
man dieſe Thiere eigentlich KXameele ?“

Herr Süffle: „Warum! Weil ſie's 14 Tage ohne

aushalten fönnen !“ A }

Kleines wikoerßandutßz *

Das im beſten Mannesalter {tehende und entfegli 18
nehme Fräulein v. B., welches während des SfenzZ ihrel

nachbar, einen Föriter, mit franzöfiihen Redenzarten 4
fucht, erhebt fich, alS die Tafel aufgehoben wird, mit den ! i
Aicht wahr, Herr Foͤrfter aucdh Sie find fvoh, daß
nuyante Diner vorüber ift? Ih wenigitenz bin MI
fatiguce!” — „Das hab’ ich lang ſchon g’mertt, Gnadig! |
S’ fad ſan — 1 geh auch * 1
*

Freundesrath. N
Herr KAnidemeyer hat foeben einen Mahnbrief al 4
ſumigen Schulduer begonnen, da tritt ein alter ‘öefan"‚; 8
ihm ein und ruft ihm über die Schulter fehend: 8 —
fönnen Sie denn einen folden Spigbuben, der werth ift,
— mit „Hochgeehrier Herr“ _anreden!“ 4
wie en i ihn denn titulieren?“ „Schreiben Sie doch el




Verantwortlicher Redakteur: Sultus Jeder in Heidell





Xohlbrei,- 7
Mitglied, des EB_egeiué für natürliche Lebensweiſe.
* *



Druck und Verlag von Gebr. Hu ber in Beidelberb
 
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