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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 40 - Nr. 43 (5. Oktober - 26. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0156
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*

Zohn. Haydn componivte noch zweihundertdreißig ſolcher
Sroder, welche thım reichen Gc wvinn trugen, .

} JWazZ er aber an Napier gethan hatte, brachte ihm
nicht nur die Bewunderung, jondern däs Herz der Eng⸗
fänder entgegen.

Hır Maria Himmelfahrt 1796 nahm Vater Hahdu
Abſchied von London Und kehrte, an Ehren und Golde reich,
nach Wien zurück. Hier Fanıte ihn Jedermann, pries ihn
und Lobte ihır; aber daß ihm eine öffentliche Auerkennung
zu Theil gewordeg wäre, davon iſt keine Rede Er kompo⸗
nirte in dieſer Zeit ſein größtes Werk, Die ıunerreichte
„Schöpfung“, und in furzer Zeit machte dieſelbe die Reiſe
durch die Welt und wurde mit riefigem Beifall überſchüttet.
Das muß ein ganz übernatürlicher Menſch jein“, ſagten
Sie Leute, „Dder ſo eine Muſik machen fann; Die kommt
wie au3Z dein Himmel heraus.“ Und als der alte Napo⸗
{eom am 24. Dezember 1800 in Paris zum Theater fuhr,


ſollte und als plötzlich dicht am Wagen eine Hoͤllenmaſchine
explodirte und riugsum Jerderben und Zerſtörung anrich—
tete, Da preßte Napoleon der unverletzt entkommen war,
die Lippen zuſammen und rief: Vorwärts, immerhin, ich
will Haydus Schöpfung nicht verfehlen!“ und hörte dieſelbe
bis zum Schluſſe an.

SIn Wien aber, wo durch die franzöſiſchen Kriege viel,
entieglich viel Armuth und Elend eingekehrt war, ließ
_ Haydn ſeine Werke, vOr Allem die SOÖPfUNg, aufführen,
ſo oft es geſchehen konnte, zu guten Zwecken für das Volt
für die Armen, die Invaͤliden uſw. Und ſo konnte er in
furzer Zeit die für die damalige rieſige Summe von 33 169
Gulden den Armen Wiens Übergeben, die er mit ſeiner
Mufik ihnen zuſammengegeigt und geſungen hatte.

Wasz er nach ſeinem Tode hinterließ, war nicht ſo
viel, als dieſe einmalige Summe! Das waren Broſamen,
die der fromme Tonkünſtler freigebig von ſeinem durch
Gottes Gnade überreich beſetzten Künſtlertiſchen den Armen

abfallen ließ!

o ift heute ſolch ein Künftler !

Wohl ſpricht man von Malern und Muſikern, die ſich
Millionen erworben haben und reich geworden ſind —
—— aber für die Armen haben unjere modernen Künftler,

die dem Bater Haydır kaum das Waſſer bieten können, kein
Herz; und wenn ſie auch etwas thun, dann ſind ſie doch
nicht ſo demüthig wie Vater Haydn, deſſen Linke nicht
wußte, was ſeine Rechte that.

Welches aber war Hahdus Lohn von der Stadt Wien?
Heutzutage vergöttert man gerade in Wien die traurigjten
und vorfommenften Abwege der Kunit; den abſcheulichen,
aller Sitte und Zucht baren Malex Makart, der nur das
Fleiſch malte und der Unzucht dadurch Vorſchub leiſtete,
Fergoͤlterten ſie, verkpelttiche Damen riſſen ſich um ihn und
um die Ehre, von ihm gemalt zu werden, und er bekam
Ehre, Geld, Orden und Auerkeunungen aller Art in der

verjudeten Stadt.

Und Haydn, der fromme,
was erhielt er?

; Naͤchdem er jene Rieſenſummen für die Armen, die er
allein zufammenmuficirt hatte den Stadtrath übergeben,
fuͤhlte dieſer ſich endlich auch bemüßigt, ihm eine beſcheidene
Ehrenmedaille zu ſchenken! Das iſt der Dank dieſer
Welt. 5 aber haͤtte darauf nicht gerechnet, er lebte
für ein höheres Ziel, und Gott im Himmel hat ihm ſicher⸗
lich 1000fach zurückerſtattet, was er den Armen gethan hat

geniale, wohlthätige Haydu,







Maria, die Schützerin der Kinder.
Noch vor wenigen Jahren war’s, da ſtand in BayernS/dor
Hauptſtadt eine fromme Mutter vor ihrem einzigen Sohneh
der ſie nun zur weitern Ausbildung verlaſſen ſollte, Band
und weh ward es der Mutter ums Herz, dachte ſie doche
der vielen Gefahren, denen ihr liebes Kind nunmehr werd! 2
ausgeſetzt ſein Doch, ſo hoffte ſie, Maria, der ich meinen [let
Sohn ſo oft anempfohlen, zu der ich ihn beten geleht!
wird ihn ſchützend nahe ſein und in dieſem Gedanken 8
fie um den Hals des Sohnes eine Medaille vom heiligelle
Herzen Mariä. Der Sohn 309 fort. Doͤch ſchon nadfkı
furzer Zeit war er abgewichen vom guten Wege. Er bel
trat die Lahn des Lafter8, und rafch ging’8 aufihr weiter, bil
zwei Verbrechen ihn ſchließlich zur Flucht nöthigten. Er eilll!
über's Meer nach Amerika. Aber ein neues Verbrechen naͤchil
ihn gar bald auch von dort wiederflüchtig Nach Europa —
gekehrt, begab er ſich nach Italien Dort ſtieg er bei Ne/At
apel den Befuv hinan, um durch einen Sturz in Ddel M
Schlund des feuerſpeienden Berges ſeinem Leben ein Endhe
zu machen — Doch, o Herz, was pochſt Du laut znl
heftig im Innern des mißrathenen Sohnes? Er will ſich
hinabftürzen, aber er kaun e8 nicht. Er greift auf *
Bruſt, um ſeines Herzens Pochen zu ſtillen und 4
ſeinen Händen Hält eı die geweihte Medaille. Dort hith
ſie noch wie ſie ſeine gule Mütter ihm umgehangen, alh
er fromm und unſchuldig von ihr fortzegogen. Sein
Augen ſehen ſie, und eine helle Thräue perlt auf dieſelb
nieder. Bon bitterem Reueſchmerz durchdrungen, eilt &!
fort nach Deutſchland zur lieben Heimath. Aber dort hatilll
Kummer und Gram ſchon lange die gute Mutter ins ftill
Grab geſenkt. Dorthin trieb e& den reuigen Sohn, 8
fniete er nieder und befeuchtete mit ſeinen Thränen dill
Blumen, welche liebende Hände aufs Grab gepflanzt. DV
gelobte er Bejjerung, und was er verſprochen, das braͤchtl
er zur Vollendung in der Gnadenkapelle der Muttergotte⸗
zu Altötting. Noch im Jahre 1867 ſagte er als Moͤnch
des Kloſters Monte⸗Caſino in Italien:

„Seit Maria Kind geworden,

Iſt Sie die Schützerin der Kinder!“
























Allerlei.
„Sch verdauke dem ehemalig!N
Arnault“, ſo ſchreibt Anrelial
Sonntags-Plauderei im Matill
wie ſie mir Zidler oder LSoinilh
nie verſchaffen konnten! Die Daͤmpforgel wiegt alle Werll
Paul de Kock's auf. Sie erlebte nur eine Borftellundit
hHätte aber beinahe 200 Menſchen das Leben gefoftell
Donnerftag den 11. Iuli 1863, 4 Uhr Nachmittags, naͤcht
dem die Waheurennen beendet maren, der Mann mit Dl
Kugel die Kunde um die Rennbahn gemacht und der falſchl
Blondin den Eierkuchen hinausgetragen hatte, den er a
Sem Seil 50 Meter überm Meeresſpiegel gebacken hHatte, ıX
Mrnault : „Die Dampforgel!“ Man jah nun einen Damp!
keffel auf Kädern hereinrollen. Derſelbe wurde durch &M
Pferd gezogen. was anfangs komiſch wirkte. Ueber DOM
Feffel erhob. ſich eine Reihe Pfeifen, ähnlich wie bei DA
RBansflöte. Der Erfinder ſchirte das Zeuer und drehl
dann den Hahn. Sofort ergoß ſich der Dampf in fämml;
liche Orgelpfeifen auf ein Mal. Nein! Solch ein Lail
hat noͤch niemals die Ohren eines Menſchen getroffen. K
Sturm, kein Erdbeben, kein Kulcanauzbruch haben je aul

Die Dampforgel
Direktor des Hippodroms
Scholl in ſeinex neueſten
Stunden der Heitexkeit,





nur die Haͤlfte dieſes Getöſes herborgebracht! Stellen ©



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ntz, 4 (

Hefull
 
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