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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 31 - Nr. 34 (3. August - 24. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0124
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Lohn der Barmherzigkeit. jeiner Sattin reichten hin, um ihm die Sache zu Adı,

; i * Ohne eine Bemerkung zu ma en, nickte er dl
„ Benige englijhe Meilen weftlidh von der Hauptftadt entt)fernte ſich Die and)genef)me Kühle *
liegt, etwa einen Büchſenſchuß von der Straße entfernt, ein Stübchens, die erquicenden Erfrifchungen, welche milſ

prächtiges Landhaus, umgeben gon herrlichen Gärten, ** d dall
‘Barfan[agen,_ wohl gepflegten Wieſen und fruchtbaren * — 4 — 4* * 14
Feldern Die reizende Villa war der gepoͤhnliche Aufent— jo geftärft, daß fie ihren AWeg fortjeben zu Fönnen veln
haltsort einer der reichſten und angejehenften Familien der 4 Herzlichiten @anfe%beöeugunögeu wollten Mln
‘ Grafjchaft, Dder Familie L, . Ujährlich beim Herannahen verabjchieden. Doch Frau L. machte Einwvendung e
der beſſern Jahreszeit Vrließzen Herr und Frau L. die vibe fei zu groß, die Straße jeOr ftaubig. und det
Stadt, um bis tief in den Spätherbit hinein auf ihrer Ört noch weit. &Einbringlic{) bat fie, Die SchwefterN
Villa zu weilen. Die Eſſchen Eheleute lebten wie andere mir bleiben; morgen fönnten fie ja' mit völlig dich
ehrenwerthe Leute der Grafjchaft; lie erfreuten fich ihres ftellten Rräften ihre Reife fortfeben. Die OrdeMr.
behäbigen Wohlſtandes, ohne durch irgend etwas beſondere jagten endlich zu. — MUber auch am folgenden Fagl e
Aufmerkjamfeit zu erregen. Ueber ihre religiöjen Anſichten nicht® aus beröißeiterreiie. Das Wetter war nmgn
ließ 1i nicht viel jagen. Beide waren 3wWar in der metho⸗ Gewitterſchauern waren auf Ddie Ddrückende Hige M
diſtiſchen Sekte geboren und erzagen; ob ſie aber auch Frau &. wußte diejen Umfitand ſo Zefchickt gelMiax
thatſächlich noch dekeuntnißtreue Mitglieder der Methodiſten! 2* daß ihre Gäfte fich entihlojfen, au -
gemeinde waren, fonnte faum mit @icf)qrr)eit behauptet weilen Tag auf der Billa zuzubringen. Ö 4
werden. _ €S verlautet {ogar, Herr &. Defleide einen Poſten Was mochte der reichen Ö!D?et[)obiftin ein ſolches 4
in einer Freimaurerloge und halte auf keine poſitive Religion für di armen Ordensfrauen einflößen? Sie wußte M
etwas 2 2* nicht, fand aber ein wahres Vergnügen daran, ANit
Vor ungefahr zehn Jahren war cS, Da wanderten an mit jolcher Aufmerfjamfeit zu bflegen, al3 feien M
einem heißen ?ommertage zwei 4 Ordensfrauen leiblichen Schweitern. — Am dritten * endfich N
die Straße daher, welche an dem L’i hen Landgute vorbei= | 7: 5 —*
führte Die frommen 244 waren auf * Reiſe jchiedeten fid) die Ordensfrauen, — —
begriffen, um Almoſen für ein zu errichtendes Waiſenhaus



reichen Almoſen für ihr Waifenhaus beſchenkt morden M

N ’
N | A ] Wie gern, würde ich, fügte Ddie Meltere ihrer KAMte
zu ſammeln. Vermuthlich hatten ſie an dem bezeichneten — — * gütigen — 4
— manchen fauern Saug gethan. Das mochte im Andenken geben; allein, wir fönnen mur verſprechtll
Verein mit der drückenden Schwüle ihnen das Gehen auf * SE — * 18
4 QAndit jehw.‘ Deichtwetlih ntachen: Bein und Ihren Herrn Gemahl in unſer armes Gebet
y ‚JiauDigen Xanbdftraße jehr befchwerlich machen; beide ſchließen. Eine kleine Medaille von der heiligen
Hoͤttes darf ich wohl nicht anbieten? D gewiß/ antlle

wankten nämlich gar mübhjam einher. Jetzt waren ſie in

die Nähe der Billa gefommen und bogen auf den breiten die Dame; ich liebe die Mutter unjeres N
Dame; S }

Nun, ſagte die Schweſter, danı bitte ich Sie, dil

Liesweß ab, welcher zu dem ſtattlichen Wohnhaufe führte.

Vahrſcheinlich woͤllten fie auch die Loſchen Cheleute zu daille auz Verehtung ageaen die ſeligfte Sunafzau (

; ; ; * Jungfrau
Sunften ihres Waiſenhauͤfes anfprechen; doch e3 am t;agelt; %aburc[? mb’%eg 2 auch 4* —* 160
erinnext werden, welche Sie zwei

G Ordensſchweſtern erwiefen haben. Frau L, verfpra *
10 Bitie gern zu gewähren und entließ ihre Gäſte untel ( di

mittelſt der kleinen Reiſetaſchen und ſtieg die Stufen hinan, — — vergangen. Der Winter HaM

unı für die Erſchöpfte eine kleine Labung zu itten eingeſtellt und e8 war wieder Sommer gewordDen ; ]‘
Dem Dienſtmädchen, welches die Hausthür öffnete, gann Frau L. zu Fränfeln. Die Sache ſchien anfandl
mochte wohl der Anblick eines Ordenskleides nicht beſonders geringer Bedeutung, doch ſchließlich meinte der Da
willkommen ſein; der DBittenden Schweſter wurde wenig— S könne wohl eine bedeukliche Wendung nehmen.
ſtens die Antwort: „Warten Sie hier, ich will esder Tages — Herr L. war eines unaufſchiebbaren Geſ
Herrſchaft melden“, in einem nicht gerade reundlichem halber nach M. verreift — fühlte ſich die Kranke v
Zone gegeben. Doch es bedurfte einer Meldung nicht; ſehr unwohl. Sie heauftragte einen Boͤten ſofort zur
denn eben trat Frau bereus jelbit auf den DHaUSflUr | 3 reiten und den Axzt Herbeizurufen. Der Bote “ln
F‚)lnf}ligf ſomit konnte die Schweſter der Herrin der Villa aber noch einen zweiten Auftrag; er ſollte ſich ull
perſönlich ihr Anliegen vortragen. Undigen,, ob nicht ein fatholijcher Geiſtlicher geneiſh
Wie antwortete Frau L, ihre Gefährtin iſt ohnmächtig der Krauken einen Beſuch zu machen. — Ein fatgl
geworden? Daun darf ſie aber nicht draußen in der Sonnen- Prieſter zu der methodiſtiſchen Frau L.! Dieſe Na
gluth bleiben Mit diefen Worten ſtieg ſie die Freitreppe hinab, ſetzte das ganze Dienftperfonal in Erſtaunen.
faßte die Erſchöpfte liebreich bei der Hand und geieitete ſie Der Bote eilte zur Stadt und richtete ſeine f
in’S Haus Dort wies ſie den beiden Schweitern ein | aus. Faſt gleichzeitig mit dem Arzte kam der
freundliches Stübchen an, befahl einer Dienerin, frifches | der katholiſchen Haͤuptkirche an. Der Arzt IM
Vaſſer hexeinzubringen und 39g ſich dann in taktvoller ſuchte die Kranke, fand den Zuſtand recht redenklich! i
Beiſe zurüc, Ddamit die Ermiüdeten ungeſtört ſich einige | ordnete einige Mittel und verſprach möglichſt bald w
Bequemlichkeiten gönnen fönnten. Nach einiger Zeit erſchien zukommen Nachdem der Arzt ſich entfernt hatte, fan
Frau L, wieder mit der Dienerin, welche allerlei Erfri. lange Unterredung zwiſchen Frau L. und dein Pfarreſl
ſchungen, Brod, Milch, Honig und eine Schale duftender Wa3 da verhandelt wurde, koͤnnte natürlich Niemand W
Erdbeeren auf den Tijch ftellte. Mit herzlichen Worten | man glaubte aber, die Unterredung habe Frau L fell
ermunterte ſie dann ihre Gäſte, ſich auch etwaͤs zu laben. friedigt, da ſie den Pfarrex in ihrem eigenen Wagel
Auch Herr L, war unlerdeß von dem ungewohnten Beſuche der Stadt zurüdbringen ließ, obgleich doch um D
unterrichtet worden. Er trat in das Zimmer, ſtutzte An= | Stunde die Poſtkutſche von der kaum zehn Minuten 4
fangs beim Anblicke der Ordensfrauen; doch ein paar Worte ſeits der Villa liegenden Halteſtelle abfuhr. Der KW

4


unterſten Stufe niederließ Ihre Gefährtin beugte

beſorgt über ſie, ſtützte den muͤden Körper, ſo gul es ging,






 
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