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haltung mit ihr führen konnte, als wenn ich zwei
Perſonen vor mir gehabt hätte. Die beiden Perſonen
löſten einandex ab, ohne die mindeſte Kenntniß von
einander zu haben. Jeder Zuſtand beſteht für ſich
und nimmt, wenn er eintritt ſofort den Faden der
Unterhaltung da wieder auf, wo er ihn bei ſeinem
letzten Verſchwinden haͤtte fallen laſſen. Alles hängt
lückenlos zuſammen, das Gedächtniß funktionirt regel—
mäßig; nur zwiſchen den beiden Zuſtänden ſelbſt be—
ſteht nicht die mindeſte Verbindung. Ein ſolcher
raſcher Wechſel iſt gewiß äußerſt feltfam.“ Die
Pſycho⸗ Phyſiologie wird wohl noch Längere Zeit dazu
brauchen, um die Urſachen dieſer Erſcheinung zu er—
gründen, allein an der Thatſächlichkeit der letztern
dürfte kein Zweifel mehr vbwalten.
Wer das fogenannte „zweite Geficht“ kennt, was
auch trotz aller Angreifungen volle Thatſache iiſt,
wird zugeben, daß es Nanches auf Erden gibt, wo—
von unſere Schulweisheit ſich nichts träumen läßt.











Vermiſchtes.

— Die letzten Tage am Hofe Naho-
leons IIN Der zweite Band der Souvenirs intimes
der Madame Carette, der geweſenen Vorleſerin der
Kailerin Eugenie, der in Paͤris ſpeben erſchienen ift,
umfaßt die Empoche vom Juli bis zum Septemher
1870, das heißt von der Kriegserklärung bis zum
Zuſammenſturze der kaiſerlichen Regierung. Man
findet hier nux wenige intime Züge des damaligen
Hoflebens, der Kailer war bei dem Heer, die Kaiſerin
bräſidixte dem Staatsrathe, düſtere Verwirrung
herrſchte in den Tuilerien! Ab und zu findet man
trotzdem in dem Buche eine kleine, für die Stimmung
am Kaiſerhofe höchſt bezeichnende Anekdote, So wird
erzählt, daß Napoleon den Plan gefaßt Hatte, dem
Oberſten Stoffel, der als Militär-Mttache in Berlin
weilfe, den Kapitän Hepb an die Seite zu geben.

nach Compiegne gefommen, um dort vor ſeiner Ab—
reiſe Infiruktionen entgegen zu nehmen, Es waͤr in—
mitten einer Reihe von Feſten. Auch der Herzog
von Gramont war anweſend und dieſer fagte zu
Hepp: „Ich gratulire uns zu der Wahl, die man
in Ihnen getroffen, denn Sie, mein lieber Kapitaͤn,
rerden wohl kein ſolcher Unglücksrabe ſein, wie
Dherſt Stoffel, der Alles ſchharz ſieht.“ Oberſt
Stoffel, der aufrichtige Mittheilungenm einſchickte,
wurde der Unglücksrabe genannt, und wenn man den
Kaijer mißgeftimmt fah, hieß es bei Hofe Tofort:

troffen. Als die erſten Niederlagen des Heeres
befannt wurden, wollte man, ſo erzählt Madanıe
Carette, beweifen, wie glorreich man fie {elbft im
Unglüc halte, und ſo wurde eine Subjfription er-
Öffnet, um den Marſchall Mac Mahon einen Ehren-

der Gräfin Agnado, als die Marfchallin Bazaine
dort eintraf. Sie unterzeichnete ebenfalls einen {tatt-
lichen Betrag und rief: „Was wird man erft für
den Sieger thun, wenn man den Beſtegten {o be-
Iohnte !” ©3 war dies anı Tage nach Reichshofen,
‘ wo bekanntlich Mac Mahon geſchlagen wurde. —
Aus einer früheren Epoche fammt folgende Anef-
dote: Als Prinz Peter in Folge des Prozeffes wegen














ſiedeln woͤllte und ſich an ſeinen dort lebenden 0
Bruder Lucien wendete, ſchrieb ihm dieſer:
Sie das nicht, mein Bruder, das Leben eined
liſchen Unterthanen iſt ſehr theuer. Wenn 2
irgend ein Uugluͤck zuſtoͤßt, fo laͤßt man Sie W
was mein ganzes Leben derangiren würde, del
Bruder eines Gehenkten dlürfte ich den Klub nict w
beſuchen.“ 2

— Das mißverſtadene Ayport’l.)
Gelehrigkeit eines Pudels hat einem Schlächterl ı
in Berlin eine arge Verdrießlichkeit bereitet. *
ſagtem Meiſter kam dieſer Taͤge, wie das„D. D“
{QOreibt, ein Gerichtsvollzieher, ber deffen Gintzll
Meijter fchnell die mit 40 Mark gefüllte Gell ,
unter das Sopha warf. Dieſen Wurf mncbteg

als eine Aufforderung betrachlen, feine Kunftfdoru
zu zeigen, denn fchrell fuhr er unter das Olr
apportirte die Geldtaſche und ließ fie ſich willll
dem Gerichtsvollzieher abnehmen. Als der 2
den verdußten Vieifter verlajfen Hatte, foll diefeld
nem gelehrigen Pudel eine hübfche Belohmung f
fannt haben, deren Empfang von dem Vierfüßlt!
lautem Geheul quittirt wurde.






























































Jumoriſtiſches. *

Gpei „Sorderungen“.) Zwei Advokaten uır
nordhöhmiſchen Stadten, ſo erzählt das Prager Abendblatt! e
irgend etwas mit einander auszufechten und der eine von
Hennen wir denfelben Dr. A, forderte den zweiten, Dr. IMS
Zweilampf. 3Zu Dr. B, begab ſich daher ein Cartellträßfahl
Dr. A, und vunſchte mit ihm die Bedingungen des Dgr
beſprechen. Er fand fehr kuhle Aufnahme, und Ddie Fo
wurde entſchieden zuxuͤckgewieſen! Dafür. erhielt aber der %
fräger amı nächften Tage eine Forderung des Dr. B, d
oſt zugeftellt, nämlih — eine Liquidation für eine ftattgef‘
Beſprechung.

Gruchtbare Gegend.) Finanzbeamter ; 2
hier herum ein gutes Wachathum? — Landwirth: OD j&
fonſt nichts wächft, wachſen doch die Steuern! .

— (Verdächtiges AusjehHen.) N: Wie gefällt 4
mein Freund,, der Studioſus Saufer? — B,! Er fieht A
ſüffiant au8, — ———

— (Wenigftens cetwas.) In Marienbad ſpielte 4
dem dicken Schulze faſt täglich Stat, — Ach der! Hat M
jetzt abgenommen. — Sa — mir das Geld. j

— Schlag auf Scohlag.) Herrzur dame: SI M
nich beim Schreiben zumweilen weiblicher Organe, nafl% .
Sänfefüße, Dame zum Herrn: Und ich bediene mi *
Leſen zuweilen männlicher Organe, nämlich der Efelsoh

Ach 1o0.) Scch doch dieſes Schlachtroß. — E
dürre Klepper ein Schladtroß? — Nun ja, ein 8
Schlachten *

— (Der erfte Zar). _ Lehrer: Welches war DAr
Zar? — Schüler: Belfazar,



Auflöſung des Räthfels in voriger Nummel ‘
Ceder.
Richtige Auflöſungen fandten ein:

nna Kreutzer/ Secenheim, Adam Schorf, *@9”““ öl}
Georg Miltner, Doffenheim, Zohanues Götzmanu/ 2 ili

{











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Sorten 4
luhölzer


 
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