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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 9 - Nr. 13 (2. März - 30. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0032
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ſo „ſchrecklich! und fo „ungeheuer“ glüclid — Ddenn,
nicht wahr, ihr Unglück war für ſie und für viele
Andere eine Lehre geweſen, und ihr Peter, der Aller—
beſte, er nennt ſie ſein Weibchen und er wird ſie be—
ſchützen, ſo lange er lebt.

Und ſeht — Peter iſt mit Grechen mal eben
auf einen Augenblick dem Gewühle entlaufen und in
die Scheune gegangen, dieſelbe Scheune, wo Gretchen
die Rache jenes häͤßlichen Weibes bezahlen mußte;
und als fie darauf nöch eben im Vollmondſcheine
am Dahlienbeete ſtehen blieben und Gretchen die
Stelle zeigt, wo daͤs gelbe Zigeunerweib ſie belauſcht
haben muß, da fühlt Peter noch einen heißen Wunſch
in ſeinem Innern. Seht, er pflückt den ſchönſten
König Dabid“ vom Strauche und, indem er ihn be—
frachtet, denkt er und ſendet dabei ein Gebet zum
Hinimel: Daß nochmal ein Menſch, wie Jener, wo—
von die Blume den Namen hat, kommen möge, mit
ner Schleuder in der Hand und 'nem Stein drin,
ſo dick wie ein Mühlſtein, womit er allem Irrthum
und Aberglauben den Hirnſchädel zerſchmettern möge
— und ſteckt er die Blume an Gretchens Buſen.

Was iſt leicht verdaulich?

Dr. Kleuke hat in ſeinem „Chemiſchen Koch—
und Wirthſchaftsbuche? eine wiſſenswerthe Zuſammen⸗
ſtellung, wie viel Zeit die üblichen Speiſen bedürfen,
um verdaut zu werden, veröffentlicht. Wir wollen
zu Nutz und Frommen unſerer Leſer und Leſerinnen
feine Aufzeichuungen publiziren. Es bedarf darnach
zum Verdauen:

1 Stunde: Gekochter Reis. Reis iſt alſo die—
jenige Nahrung, die fich gekocht am leichteſten ver—

daut.

1 GStunde 30 Minuten: Geſchlagene Eier,
Gerſtenſuppe, gebratenes Wildpret, weich gekochte
Aepfel und Birnen, Ohſt als Mus gekocht, gekochter
Lachs und gekochte Forelle, Spinat, Spargel, Sellerie,
durchtriebener Erbſen und Bohnenbrei, Gerſtenbrei,
Hafergrütze.

1 Stunde 35 Minuten: Gekochtes Gehirn ge—
kochter Sago.

2 Stuͤnden: Gekochte Milch, rohes Ei, gekochte
Gerſte, gebratene Ochſenleber, gekochte ſaure Aepfel,
gekochter Stockfiſch.

2 Stunden 15 Minuten: Fiſch, ungekochte Milch,
gekochter Truthahn.

2 Stunden 30 Minuten: Gebratener Truthahn,
gebratene, wilde Gans, gekochtes Lammfleiſch, ge—
bratenes Spanferkel, geröftete Kaxtoffeln, in den
44 gekochte Beetbohnen, große Bohnen, Erbſen,

inſen.

2 Stunden 45 Minuten: Pndding von Eiern

und Milch, geröſtetes zartes Rindfleich, Hühner⸗Fri⸗
kaſſee, Auſtern.
„ 3 Stunden: Wetch geſottene Eier, geſchmortes
Hammelfleiſch, roher Schinken, Beefſteak, gebratenes,
mageres Rindfleiſch, gebratener Barſch, Steinbutte
und Scholle, Kuchen.

3 Stunden 15 Minuten: Ochſenbraten, Roaſtbeef,
gelochte Mohrrüben, Salate, Kohl.

3 Stunden 30 Minuten: Gehratenes Schweine—
fleiſch, friſch geſalzenes Schweinefleiſch, geſchmolzene

dder gebratene Butter, hart geſottene Eier, alter Käſe,
friſchẽ Bratwurſt, gekochtes Rindfleiſch, eingeſalzenes



42 —

Rindfleiſch, gekochte Kartoffeln, gekochte weiße Rüben,
Hammelfleiſchſuppe, friſches Weizenbrod, gekochter
Weißkohl, gekochter Merrettig, gekochte Zwiebeln.

3 Stunden 45 Minuten: Gekochtes, fettes Rind⸗
fleiſch, Butterbrod mit Kaffee.

4 Stunden: Gekochtes und gehratenes zahmes
Geflügel/ Hammelbraten, Kalbsbraten, Rindfleiſchſuppe,
geſalzener Lachs, trockenes Brod mit Kaffee.

4 Stunden 15 Minuten: Wildes Geflügel,
Schweinefleiſch mit Gemüſe gekocht.

4 GStunden 30 Minuten: Gekochtes, zartes
Hammelfleiſch, friſch geſalzenes Pöckelfleiſch und
Sauerkraut.

5 Stunden: Sehr hart geſottene Eier, gebratene
Rauchwurſt, zäher Kalbshraͤten, gebratenes altes
Hammelfleiſch, gekochte Sehnen, Haute, Därme,
Ochſentalg, Steinohſt, Kirſchen, Pflaumen, Roſinen,
Maͤndeln, Pilze, Nüſſe, Hilſen und Hülſenfrüchte.

6 Stunden: Altes Pöckelfleiſch, gebratene Neun⸗
augen (eine Art Fiſche) und gebratener fetter Aal.

Auͤs dieſer Keberſicht geht alſo für Hausfrauen
die Lehre hervor, ſchwächlichen Leuten nichts vorzu⸗
ſetzen, woran ſie über E Stunden mit der Verdau⸗
ung zu thun haͤben. Zuſatz von viel Oel, Fett und
Saͤurẽ erſchwert die Verdauung, dagegen wird die⸗
ſelbe geföroert durch Zuſatz von Salz, Gewürz
7 Zimmet, Senf) alten Käſe, Rettig, Zucker
und Wein.

Vermiſchtes.

— Album unfreiwilliger Komik nennt
ſich eine Sammlung von humoriſtiſchen Annoncen,
Druckfehlern und Stilblüthen, von welcher der erſte
Band bei Richard Eckſtein Nachfolger Gammer und
Runge, Berlin) erſchienen iſt. Die zwergfellerſchütternde
Wirkung dieſer Zuſammenſtellung dürfte aus einigen
Zitaten am beſten erſichtlich ſein: Eine Annonce in
der „Berl. Ger.-Ztg.“ lautet: „Magen-⸗ und Lungen⸗
leideüde werden ficher beſeitigt.“ — In der „Sanger⸗
Ztg.“ empfiehlt Jemand „Aale, Schleie, Rieſenſpargel,
lebend und geräudhert“. — Das /Bahreuther Tage⸗
blatt“ kündigk einen Prinz⸗Regenten⸗Marſch an: „kom⸗
ponirt und dem Prinzen und Regenten Luitpold aller⸗
durchlauchtigſt gewidmet“. — Das /Hildb. Wochenhl.“
erzählt: „Die beruͤhmte Hofſchauſpielerin Clara Zieg—
ler iſt in „Iphigenia auf Tauris“ von Goethe mit
der zur gleihnamigen Oper von Gluck zur Aufführun
gelangt“. — Im Limb. Wochenbl.“ ſucht „eine faſt
kinderloſe Familie“ ein freundliches Logis. — Im
„Tagebl. f. d. Prov. Heffen“ ſucht ein Hausmebger
noch einige Kunden zum Schlachten“. — In den
brgan. Beftimmungen f. d. öſterr. Armee im Felde
1878 findet ſich folgende Stelle: „Die Verpflegung
der Armee beſorgt eine aus Naturalien und Schlacht⸗
vieh zuſammengẽſetzte Verpflegungskommiſſion? —
Die „Eichsf. Ztg.“ meldet: „Unter den jungen Hühn⸗
chen des Lehrers D. iſt eines, welches mit einem
Fuße das Lebenslicht erblickte? — In der „Saale⸗
Ztg.“ werden „50 minderjährige Schafe! zum Ver—
fauf ausgeboten. Im ungariſchen Reichstage *
der Abgebrdnete Köröſſg gelegentlich der Debakte über
die Malrikelführung! „Die Matrikel muß es in Evi⸗
denz halten, wer geboren wird und wer nicht geboren
wird. Und ſo weiter in 770 einzelnen „Leiſtungen“.

— Feiner Kniff. Ein Kaufmann in einer
Provinzialſtadt Norddeutſchlands hinterließ 100, 000








 
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