Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

DOI Heft:
Nr. 9 - Nr. 13 (2. März - 30. März)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0040
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext



W

Stärfe, der Nährſtoff, des andern Tags auf dem
Gefäßhoden, und zum Kochen kommt die Holzfaſer
ohne Kraſt. Lotte bereitel viel Salat und ſonſt
allerlei Grünes; denn ſte weiß daß dieſe Grünſpeifen
das Blut reinigen, den Leib erfriſchen und ſehr nahr—
haft ſind. Sie bereitet alle dieſe Gerichte fauͤber und
richtig: ſo 3. B. wäſcht ſie die Salatkoͤpfe ganz und
pflückt dann die einzelnen Blätter in die Schliffel, da
ſorder Milchſaft in die Speiſe und nicht in den Hof
fommt. Die Salatmilch iſt ja das Beſte am Salat.
Gar wunderbar verſteht es Lotte, in die Speiſen
eine prächtige Abwechſelung zu bringen. Alle Tage
etwas anderes und doch ſtets nahrhaftes, richtiges,
und ſo iſt Lotte's Tiſch ein froher, gemüthlicher und
kräftiger. Lotte arbeitet nach der Kegel, nach der
Uhr; pünktlich zu Tiſch heißt es, und da ändert nichts.
Lotte weiß ſehr gut, daß das pünktliche Eſſen vor
allem, geſund und kräftig macht, pünktlich zu Tiſch
deshalb Menſch und Thier.

Lotte verſteht es, mit wenigem viel auszurichten.
Lotte hat einen Küchenplan, ihre Vorräthe find wohl⸗
geordnet, und Jahr aus, Jahr ein ſorgt fie zur rech—
en Zeit für Einbringung und Aufbewaͤhruͤng der
Nahrungzmittel. Obſt wird gedörrt, Gemüſe geht bei
ihr nicht aus und im Januar und Februar wird
Fleiſch geräuchert und Das Pöteln macht ſie
zwar ungern, da Pökelfleiſch Nährſtoffe verliert, aber
es wird ſehr gern — und ſo macht Lotte die
Vode mit. Lotte’S Vorrathskammer iſt eine wahre
Muſtervorrathskammer; nicht mur iſt ſie reichlich ge—
füllt, ſondern alles ſteht in ſauberſter, ſchönfter Ord⸗
nung. Hanne hat keine Vorraͤthslammer; ſie holt Tag
für Tag die Waare beim Kaufmann und hat eben,
wie ſie ſagt, keine Schererei und keinen Plack mit dem
Finmachen und dem Hewahren. Freilich geht es bei
Hanne /ſpack! zu, die Leute werden ſelten ſatt und
ſind auch nicht mobil und kraͤftig. Die Küche bildet
nun einmal den Mittelpunkt des Lebens und ein Volk

mit vollem Magen findet nicht einmal Luſt zu Krakehl
und Tollheiten.





50



Vater klagt und jammert, daß die Preiſe für
wirthſchafkliche Produkte ſo niedrig ſeien, ſo x44
trag geben; nun, ſo tritt du mik ein, damit e& %ı
werde, hilf du an deinem Theile, daß in der
in der Hauswirthſchaft Orduung waͤlte, daß
Sparſamkeit und richtige Wirthſchaft die —
der Familie eine beſſere und dabei doch billigel .
Geh hinaus in die Welt und lerne, lerne fochen. G
mir, es bringt dir Segen über Segen für’2 4
Leben. Der Frauen wichtigſte und erſte Kufgah
und hleibt die Küche zu beſorgen, die Familie *
und kräftig zu ernaͤhren. Folge mir, Liebes BAU“
mädchen, folge meinem Rathe: lerne kochen.

Lfali.










Jer Bommertag in der
Von K, C.

Gortſetzung)
Aus dieſer Strophe erkennt man xeutlig!
Zuſammenhang der an Mittefaſten am 4. Sonnad ı
40tägigen Faſtenzeit gefeierten Sommer⸗Ankuͤndigl
die wieder der franzöfijhen mi care&me mit Y
Blumenfeſten entſpricht, mit den mittelalterlichen 1
nachtszügen überhaupt, bei welchen auch volkot ;

liche dramatiſche Aufführungen ſtattfanden, wobei
ſich vermumnite, oder naͤch pfaͤlzer Auzdruck 4
putzelte Daher heißen die vermummten Geſt *
Butzelbär oder Bußemann, gleich den wandel
Tannengruͤn⸗ bezw. Strohgebilden des Sonimertll
Daß aber an Mittfaflen, dder wie e& au I
der goldenen Roſe des Papſtes hieß, Foldfaſet 4

ſchon im Mittelalter allerhand Zauberfpuck zetii
und zur Unterbrechung der langen Faͤſtenzeit Gell

gehallen wurden, berichtet der Chronift 8






2




des Siegreichen, Mathiaz von Kemmat. Nad) Y
ſeien im 15. Zahrhundert die nachtfahrenden SA
Unholde und Hexcn „in der Goltfaſten“ zum HU
tanzplatz auf die Angelgrub gefahren, ein noch 8
nanntes Thal am Huühner- vder Hinterberg hei 4
helmsfeld, in deſſen Naͤhe auch ein „Angelhof“ fienj
Eine beſtimmtere Nachricht aus der Zeit *
dem 30jährigen Krieg bekommen wir aus dem Yı
brauch des Sommerempfanges oder Sommerhol® 5
zu Reichenbach bei der Bergſtraße.
Auf Lätare zogen die jungen Burſchen!
Nädchen aus den umliegenden Dörfern zur 54
ſäule auf den Felsberg und „holten den Somm®
D, 9. ſie fuchlen dort Grünzeug im Wald für das D
Sommer repräſentirende Sinnbild. 1
Dieſe „Wallfahrt zur ſteinen Säul“, WD 4
auch ein Tanzplag im Wald hergerichtet war, wl
danials vom Amlmann zu Heidelberg (der Feil
war damals pfälziſch verboten, weil nachträg
zur Lachtzeit jedesmal eine große Zecherei in 1
Wirthshäufern ſtattfand (vgl. v. Cohaufen und *
ner im ,Heffiſchen Arcohiv“ Band XIV. Seite 14%
Der Zag des Sommerholens war überhaudf —
ganz Mitteldeutjchland die quarta dominica quadl f
gesimae, alſo faſt immer im März, während *

*







2



7



——

*



*) Ginjender dieſes trägt dies hier nach zu ſeinen 44
Jahren 1869—70 in Wirths Archiv für Geſchichte von HA
berg veroͤffentlichten (mit X. und C. C. gezeichneten) %uff“‚%‚;g‘
Band I S, 192—198, II S, 36—42 und II S, 63—68 44
da3 Sommertagsfeſt und Gegenſtände der pfälzer Topograf 4
Die damals eingegangene Zettſchrift erſcheint jekt wieder, 4

*





Liebe Bauerntochter! Täglich hörſt du, wie der

ausgegeben von A Mays und dem Einſender bei Guſtad g
in Heidelberg (vgl. die Anzeige im Pfälzer Boten Nr. 63)-



 
Annotationen