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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 14 - Nr. 17 (6. April - 27. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0052
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Bemerkung. Scheffel weilte vom Ende der fiebenziger
Jahre an im Sommer und namentlich im Herbite, wo fein Sohn
SFerien hHatte, meiftens auf feinem Sandgute „Seehalde“, zu dem
e aud) noͤch die Mettenau, eine ſchmale Landzunge, mit gleichfalls
einenm LZandhaus, Hinzu erwarb. Dieſe etwas Fiefliegende Land
zunge wird fajt alljaͤhrlich bei der Frühlingsjhneefdhmelze unter
Raͤffer gefebti. Der etwas alemannijch hartkopfige Meijter do⸗
fephuS halte mit den gleichfall® eigenfinnigen Reidhenauer Nach⸗
barnı wegen Des Fijcherrecht3 ſchwere Kämpfe auszufedhten, Die
jahrelang dauerten und endlich durch ein beruhigendes Wort
des Herrn der Mainau, Sr, K, GHoheit den Großherzog von Ba⸗
den, beigelegt murden. Die im Gedichte geſchilderte Begebenheit
beruht auf einer Thatſache.

Der Berfaffjer.

Der Scheffelbund verfolgt den Zweck, das An—
denken Zof Viktor von Scheffels zı ehren Gergl.
MNereinsitatuten &$ 2) und ſucht dieſen Zweck zu er⸗
reichen:

a) durch ſolche Veranſtaltungen, die dem Lamen
Scheffels Ehre maden (Drucklegung auf Scheffel be-
zuͤglicher Werke, Vergrbßerung des Bundes-Archivs
und MujeumS 20.);

b) durch Pflege der Scheffel-Crinnerungen, ins—
beſondere in monumentaler Richtung;

c) durh Ausſchreihung von Scheffel-Preijen für
Epos und hiſtoriſchen Koman und Ueberſetzungen von
Werken Scheffels;

d) Gewährung von Scheffelſtudienbeiträgen für
Studenten und Künſtler.

Der Jahresbettrag für ordentliche Mitglieder be⸗
trägt 2 M. Für die einzelnen Gegenden des deutſchen
NMaterlandes werden Mandatare, d. h. Vertrauens⸗
perſonen ernannt, die ſich die AuShreitung des Bundes
angelegen fein laͤſſen. (Für Baden Denlſchland hat,
wie wir fruͤher in unſerem Blatte berichteten Prof.
Stöckle in Schwetzingen, Verfaſſer der neueſten Scheffel⸗
Biographie die Obmannſchaft übernommen. Mn in
find alle Einirittserfärungen und ſonſtigen Anfragen
zu richten. Derfelbe verfendet auch auf Berlangen
gerne die Statuten, D, R.) Die rege Theilnahme
an Ddem „Gedenkbuch“ und das erſtaunlich raſche
Machzthum des Vereins ſtellen demſelben ein gutes
MRrognoftikon. Moͤge auch bet uns, als in den
engeren Vaterlande des allverehrien Dichters, die
FTheilnahme an dem ſchönen VBereine eine recht zahl—
reiche werden, damit unS nicht der vorwurf trifft,
der Dichter des Trompeter, des Ekkehard und des
Gaudeamus werde in der Fremde mehr geehrt, als
in ſeinem eigenen Vaterlande! Müöge der Wahrſpruch,
den das Scheffel⸗Gedenkhuch? als Deviſe trägt, auch
bet uns ſeine Zugkraft üben!

die vermögende Frau.

Das runde, vor Erregung Hochgeröthete Geſicht
ununterbrochen mit dem Taſchentuchẽ fächelnd und
ſchwer athuiend, ſchob ſich eine korpulente Dame in
den Anklaͤgeraum eines Berliner Schöffengerichts, 100
fie ſich ſtöhnend auf zwet Stühle niederließ. „Um
Zotteowillen bat ſie deu Gerſchtsdiener, „bringen
Sie mih bloß en Schluck Waſſer, ich bin durch det
4 raußen uf'n Koͤrridor janz aus die

onftantenanze jekommen, det i8 ne Sünde un ne
Schande, det ſo cene det fertig bringt, eenen in dieſe
Bucht rinzubriugen. Ihr Wunſch wird erfüllt und
ihr Nervenfyftem ſcheint ſich nach dem Genuſſe des
Wafſers auch beruhiat zu haben, als der Gerichtshof





eintritt. Borf.: Sie ſind die Wittwe Emma H.. ?
Anugekl.: Wittwe, Rentiäre un Hausbeſttzerin,
err Serichtahof, waͤt denken Sie blos mir, det id
al8 vermöjende Frau ’rin muß. — Präf.: Die Ber-
mögenZverhHältnijje fommen hier gar nicht in Betracht,
höchſtens wenn eS ſich um die Feſtſetzuug einer Geld⸗
ſtraͤfe haͤndeln ſollte. Sie find der Körperverlekung
der unverehelichten Johanne Meier angeklagt des
war wohl Ihr Dienſtmädchen? — Angekl.: Ja die
Itächens, die Mächens? wat die eenen zuſetzen fönnen,.
Det jeht über’t Menfhenmögliche, Da ſchreihen ſie
immer von die Sozialdbemokraten, aber jejen die Dienſt⸗
mähchen ſind det noch reine Engel, aber an ſie traut
ſich Leener nich rian, wit die halten ja ſo ſojar die
Soldaten. Det da die Regieruag ſich nich mal mang
legt, det kann mir blos wundern. Vorf.: Sprechen
Ste blos nicht ſo viel Ueberflüſſiges ſondern bleiben
Ste bet der Sache. — Angefl: Ik habe früher en
großet Jeſchäft jehatt, aber eher werde ick mit fünf
Schlächterjefellen fertig, als mit 10n Racker von
Mächen. Jetzt habe ick mir ne Uferwartfrau jenommen,
die jeden Tag ine Mark und die halbe Koſt kriegt,
det wird mir ja dheier genug, aber ick habe vier
Stuben, die kannn ick nich alleene rein halten. Ich
möchte blos wijſen, wenn ick keen Vermögen hädde —
Rorl.: Hoͤren Sie mal,- Frau H,, denken Sie, Sie
ſind auf dem Markt? Sie ſollen ſich hier auf die
Mnklage verantworten. Nun gntworten Sie gefälligſt
auf meine Fragen. Geben ſie zu, daß Ste das
Maͤdchen mit einer eiſernen Feuerſtange üher den
Fopf geſchlagen haben? — Angekl.: Der Zriff iſt
berluckelt gewefen, det war die Zange ans _meine
defte Stube. — Borf.: Halten Sie das denn für ein
geeignetes Züchtigungsinſtrument! Sie dürfen Ihr
Raͤdchen gar nicht ſchlagen, geſchweige Ddenn mit
einem {o gefaͤhrlichen Werkzeug. — Angekl, ; Ick möchte
61o8, det Ihre Frau Jemahlin det brave Kind nial
{o al8 Möädchen ſor Allens gehabt hädde, ick kann
blos jajen, denn wuͤßten Sie Beſchech Wir Herr⸗
ſchaften niuſfen uns doch jejenſeitig beiftehen, un wenn
man vermögend is — Vorſ Laſſen Sie uns in
Ruh mit Ihrem Vermögen. Erzählen Sie uns kurz,
wie Sie dazır gelommen ſind. — Angekl.: Ick habe
et reell yon meinem feltjen Wann jeerbt un deun —
VBor],: Ich meine nicht wie Sie zu Ihrem Geld ge—
fommen find, ſondern wie Sie dazu famen, das
Raoͤchen zu ſchlagen. — Angekl.: So, ſo, det is
natierlich wat anderes. Det Nächen 13 den 1. Oftober
aujezojen, un ick bin jewiß lut jeſen ihr jeweſen, gher
wir hHadden die Kaſerne in die Naͤhe und da wiſſen
Sie wohl Bejcheed. Alle Abeyd, wenn ick klingele,
war fie nidh vorräthig, und ick hadde ihr det woll
hundertmal jeſagt, del ick det Rumtreiben Abends uf
Die Straße durchaͤus un durchum 1ich haben wollte.
An’n Weihnachis⸗Abend hadde ick Beſuch von meinen
Schiejerſohn, wat voch en ſehr vermbjender Mann
i8, und ick hadde mir ſchon den janzen Dag mächtig
über det Mächen ärjern umüffen. Erſt ſchmelßt ſie
mir bei’t Abwiſchen ’ne teire Fhur von't Jeſims,
die jawoll Hermes vorſtellen dhat, un denn holt ſie
mir ufn Abend eenen Karpen von die Länge, een
Ding wie fon unmundiger Hering, ſaje ick Ihnen
S habe mir orndlich ſcharnirt vor Meinen Schwieger-
ſohn! Un wat fagt ſie, als ick hr Det vorhalten
dhue, det Karpen für det Jeld ville zu kleene war?
— Det wuͤrde ſchon langen, denn ſie machte fich nich
ville aus Fiſch. — Sk bin nu trotzdem nich ſo un

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