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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 14 - Nr. 17 (6. April - 27. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0056
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der Körpertemperatur dienen, müſſen nun ihrer Funktion
gemäß bei verſchiedener Temperatur verſchieden ſtark
entwicelt ſein; ſo ſinden wir, daß alle Pferderaſſen
auß waͤrmeren Klimaten ein weit zartere3, feineres
Haarfleid haben alS unfjere einheiiniſchen. Bei den
Im Norwegen und SSland lebenden Pferden treffen
wir ein DichteS, gelraͤuſeltes Haar, läuger und ſchlichter
alg im Koutinentklima. Den Temperaturunterſchieden
zwiſchen Sommer und Winter wird bei uns durch
derichieden ſtarke Entwickeluns der Deckhaare Rechnung
getragen, es findet zweimal im Jahre ein Haar—
wechſel ſtatt.

E Der Hauptwechſel erfolgt im Fruͤhjahr; weit
geringer iſt derſelbe im Gerbit, weil hier durch Nach
waͤchfen der alten und Hervorſproſſen von neuen
Haaren ein Abwerfen des vorhandenen Haarkleides
weit weniger nothwendis iſt. Beſonders der Haar-
vechſel im Frühjahr iſt uun ein Vorgang, welcher
die Aufmerlſamkeit des Pferdebeſttzers in vollem Maß
verdient. Sr ſteht im engſten Zuſammenhang mit
den wichtigften Lebensbedingungen des Thieres Stets
zeigen die Thiere mehr vder weniger Mattigleit/
größte Smpfindlichkeit gegen Kaͤlte und Naͤſſe. Eine
aroße Zahl von Kranfheiten wird in dieſer Zeit unter
Hem Bieh verbreitet. Der Köryer muß ganz beſonders
piel Teiften, man Ddarf jebt nicht allzu ſchwere und
i Arbeit von den Thieren verlangen, muß ſte be⸗
fonders gut pflegen und füttern. Geſchieht dieſes
nicht, ſo geht der Haarwechſel ſehr langſam oder gar
nicht vor ſich. Unterbrechungen im Haaͤrwechſel ſind
meiſt von den ſchlimmſten Jolgen, nawentlich bei
jungen Thieren. Warıne Ställe, fleißiges Putzen
und Anreizen der Hautthätigkeit durch Reiben mit
Stroh, mhaͤlichſt leicht verdauliche, eimeiß= und fett⸗
reiche Nahrung (Zein-Srdnußkuchen) befördern den
Haarwechfel, ſind auch die einzigen Mittel, um einen
unterbrochenen Haarwechlel zu beleben.
#it davor zu wornen, im Fruͤhjahr bei zufällig ſchöner
Mitterung die Pferde zu früh auf die Weide zu bringen
umd wohl gar Nachts im Freien zu laſfen. Ber-
ſchiedene Fälle ſind hekannt, wo die Pferde hei nach⸗
folgender naßkalter Witterung zUM zweiten Mal ihr
Minterkleid hefamen, trotz heſter Bflege. Daß dieſes
aber uiht von günſtigen Einfluß auf die Thiere ſein
fanın, ift leicht erſichtlich.

Vermiſchtes.

Aus einer ſchweizeriſchen Militär⸗
Prüfung hheilt das „Quz. Vaterland“ Folgendes
mit. Der Artillerie: Oberft fragt den Corperal:
Nehmen Sie an, das fünfte und JeOSte Geſchütz
qwürden zur Vertheidigung eineS Paſſes in die Saboyer-
berge Hinetn detachirt; Sie würden da angegriffen
und Hätten ſo lauge zu fenern, bis Ihnen das Pulver
ausginge; Sie müßten ſich aber deunoch bis auf's
Aeußerſte wehren; alletn ım in Genf ſolches zu holen,
wäre es zu weit; was würden Sie nun in dieſem
Falle thun?“ Der Forperal antwortete den Oberſten:
Da würden wir einfach uns mit den Waffen wehren,
die un8 zu Gebote ſtänden, mit Setzkolben, Aus—

diehern, Cöheln u. ]. W., wen wir ntcht mehr ſchießen
fönnten. — „Nein,“ ſagt der Examinator. „c5 müßte
weiter geſchoffen werden, ſonſt wäret ihr verloren;
wie wiürdet Jhr es aber anſtellen?“ — Keine Ant⸗




wort. „Weiß es Jemand von euch MAndern 2“ war
mmn die allgemeine Uınfrage. Alles mäuschenſtill.
„Da nähme man Schießbaumwolle,“ belehrte der alte
Haͤudegen, „ja da nähme man Schießbaumwolle und
würde mit ſoͤlcher weiter feuern.

— Der Köntg von Dahomey — ein Ge⸗
müthamenfh! In der legien Zeit brachten die
Zeitungen lange Berichte uͤber unerhörte Metzeleien
und Maffenhinrihtungen in dem Negerkönigreiche
Dahomey. Beiſpielsweiſe wurde behauplet, daß der
Foͤuig laglich mit eigener Hand mindeſtens drei
Renſchen Lödie! Alle dieſe grauenhaften Berichte be⸗
zuhen indeß auf Erfindungen der Franzoſen, welche
belaunilich mit Dahomey Krieg führen ünd die öffent⸗
liche Meinung zu Ungunften Ddiefes wohlgeordneten
Staates heeinfluffen wollen. Alles iſt gelogen oder
übertrieben: Dder Kbuig von Dahomey iſt weder ein
Tyrann noch ein profeſſioneller Scharfrichter, man
fönnte ihn ſogar einen Gemüthaämen]den nennen!
Das beweiſen die folgenden kleinen Charakterzuͤge,
deren Kenntniß wir einer ihm naheſtehenden Perſön⸗
lichkeit verdanken.

Ein Scherz des Königs. Bei einer Audienz
führte kürzlich ein Bitiſteller Veſchwerde über einen
Minifter, der ihn wit einer berechtigten Forderung
lurzweg abgewieſen habe. 2

Waͤs hat er Ihnen denn geſagt? erkundigte ſich
Se. Majeftät gnädig.

Ich folle mich zum Henker ſcheeren!“ er⸗
widerte der Petent.

„Nun, da ſind Sie an die richtige Adreſſe
gekommen!“ hemerkte der König lächelnd, zog ſen
Schwert und enthauptete den Maͤnn mit der ihm
eigenen Eleganz.

*

Ein Freund der Föflichkeit. Bei einem
Spaziergange in jeinem Vaͤrk bemerkte der König einſt
einen Mann, der ihn nicht grüßte.

„Waryum nehmen Sie den Hut nicht ab?“ fragte }
Se. Majeftät den unhöflichen Vaſallen. ?

Ich bin Mitglied des VereinZ gegen den Gruß
durch Outabnehmen,“ enlſchuldigte ſich derſelbe.

„Nun, ſo behalten Sie meinetwegen den Hut
auf, aber nehHmen Sie wentgltenS den Kopf |
ab!® gebot der Koͤnig, und als der Ungehorfame (
zögerte, dieſem Befehle nadhzufommen, ſchlug ihm Se-. &
Majeſtät mit einen Hiebe Hut and Kopf Herunter. a

*

Ein Feind der Shweichelei Als neuli k
der Hofphotograph dem Monarchen eine Anzahl Auf⸗
nahmen der höchſtetgenen Berfon vorlegte Anßerte M
ſich Hochderſelbe mißfällig über den Mangel an Aehn⸗
lichkeit.

Majeſtät/


Khotographen, der ſo gut traf, daß der fade Schmeich⸗
ler ſofort in Hochachtung erſtarb.
— Vorausbeſtimmung der Nachtfröſte!
im Frühjahr. Für den Pflanzenban iſt es wichtigr ©
mit einiger Sicherheit €S yorauzZheftimmen zu fönnel, |
wenn zur Zeit des PflanzenwachsSthums Nachtfröfte N
eintreten werden, um rechtzeitig Maßnahmen zun
Schuß leicht erfrierender Vilanzen, wie Weinrebel |
plühender Erdbeeren, Zwerg⸗ und Spalierobſtbäume 20 |






 
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