Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

DOI Heft:
Nr. 22 - Nr. 26 (1. Juni - 29. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0080
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext




„Der Kutſcher iſt der Gemeinſchaft der Schweſtern
ſeit mehreren Jahren bekannt und niemals iſt einer
der Klofterfrauen, die mit ihm reisten, ein Ungeſchick
zugeſtoßen. Ich hin die erſte der Pflegebefohlenen
DeS SlofterS, welcher derartiges pafſtet iſt Mber


mir als MRetter zugeſandt

Bet dieſen Worten überflog das ausdrucksvolle
Antlitz der jungen Dame neues Erröthen.

Nochmals ſtockte nach dieſen Worten die Unter⸗
haltung zwiſchen den beiden jungen Leuten, und man
vernahm Nichts weiter als das Saͤufeln des Mbend-
windes/ der ſich ehen zu erheben beganı.

„Vas gedenken Sie uun zu thun?“ frug der
junge Mann, indem er ſich rvefpectboll vor ſeinem
Gegenüber verneigte, welches fich erhebend, die dar—
gebofene Hand annahın. Der Wagenführer hat ſich
geflüchtet und das Pferd iſt von dem Banditen ge—
koͤdtet worden. Soll ich Sie nun naͤch Khrem Kloſter
zurücführen, oder nach Lucca zu Mutter Agathe be⸗
gleiten 2“

Es dürfte gerathener ſein, mich zu den Camal-
dulenjerinnen zurüczuführen“, erwiderte Ddie junge
Dame, „denn dieſer Weg iſt näher und gefahrIofer.“

„DasS Yt ganz meine Anficht“, BGeitätigte der
junge Edelmann, indem er zu gleicher Zeit probirte,
ob ſein Schwert noch locker in der Scheide ſaß. Nach
einem kurzen Uwblick fügte er hinzu: Ich werde Sie
nm zunäcft nach Caftel-Nırovo führen, deffen Thürme
Sie dort durch die untergehende Sonne {o herrlich
beleuchtet ſehen.“

„Iſt Caſtel-Nuovo der Sitz des Gouverneurs
dieſes Landſtriches?“ frug die junge Dame,

„ 0, Ich, hoffe dort eine Begleitungsmannſchaft
zu erhalten, welche Sie vor jeder weileren Gefahr
beſchützen wird, mein Fräulein Leider iſt mir der
Weg dahin wenig bekannt, doch werde ich mein Beſtes
thun, Sie ſicher dahin zu führen. Hoffentlich kommen
wir noch vor Einbruch der Nacht dort a“ -

In dieſem Augenblick hörten ſie den Ton einer
Stimme, der fie veranlaßte, Schutz hinter einem Fels⸗
vorſprunge zu ſuchen. Sie erblicten aber vorlaͤufig
nichts als einen dichten Rauch deffen Wolten hinter
einem Felſen hervorquollen. Etwas {päter vernahmen
ſie folgende abgeriſſene Saͤtze!

„Coͤttlicher Arioſt! Großartiger Dichter! ,
Dieje Maccaroni werden niemals fertig werden . ...

Wie bete ich dich an, dır größter Boet StalienZ . ...
Etwas mehr Barmefjankäfe dürfte nicht3 jchaden ... .
O, dn hinreißende Angelifa! Glender Zauberer!
— Und dieſe Faulpelze wollen gar nicht
FOMUNEN . 0 ı IL ;

Unjere beiden Helden blickten ſich bei dieſen
Worten erſtgunt an und der junge Cdelmanın war
bereits im Begriffe laut aufzulachen, alz hinter dem
henachbarten Felſen ein feltjam gekleideter” Mann
hervortrat.

Man denke ſich die Geſtalt eines kleinen, mit
einem langen braunen Gewande bekleideien Mannes,
velches kaum weit genug war, den {tarfen Bauch des
Jonderbaren IJudividuumS zu bergen. Schuhe trug
der Mann nicht, dafür präjentirte derſelbe ein Paar
19 großer Füße, welche einem Clephanten Ehre machen
konnten. Der Kopf des Sonderlings zeichnete ſich
ebenfo durch beſondere Dicke, wie durdh die Wohlge⸗

90

ſizer dieſer impoſanten Figur rückte in abgemeſſenel
Schritten gegen das Verfleck unjerer beiden Heldel
vor, mit ſeiner rechten Hand ein vffeneS Buch Haltendı
während er ſich mit der linken auf fein großez Kuchen

im Gürtel um die Wette glaͤnzte.
Fortſetzung folgt.)

Profeſſor Hettinger über König Ludwig Ik

In einem der
tiſchen Blätter werden Reiſeſchilderungen aus dem
Hochgebirge zum Abſchluß gebracht. Sie {tammen
auS der Feder des im Monate Sanıar Leider der⸗
itorbenen Profeſſors Dr. Hettinger in Würzburg, und
werden wohl die letzte Frucht {feiner literariſchen
Thätigkeit gehildet haben.
Shaͤtherbſt ſeine Wanderungen in Tyrol und in de
Schweiz abſchloß, galt fein letzter Gang noch dem
Beſuche des Schloffes Neufchwanftein! — Gettingel
widmete dieſem Schloffe mur einige wenige Zeilen
denen man aber die tiefe Grgriffenheit des Verfajjers
anmerit. Der Beſuch in Neufhwanftein veranlaßlt
Hettinger auch zu einer Sonette, welche weiter ver⸗
breitet zu werden verdient.

Hettinger ſchrieb:

„Sangjam ſtteg ich den Fußweg nach Neuſchwan⸗
ſtein hinauf; ich daͤchte an den unglücklichen Fürſten⸗
jüngling, den Hohenftaufen Konradin, der hler einſt
gewohnt und auf dem Marktplatz zu Neapel ſo un⸗
glücklich geendet hat; und ich dachte auch an einen
anderen, ebenſo unglücklichen Fürften, der vor wenigen
Jahren von hier gefangen hiliweggeführt in den Tod
ging. Der Burgherr zu Mitura, Frangipani, hatte
Jenen vexrathen; was iſt diefem zum Verderben ge⸗
worden?“

„In. Schloſſe ſah
bild zu Haupten des töniglichen Lagers, {abh ich zil
deſſen Fuͤßzen das Bild der Auferftehung. Ich war
tief ergriffen. Vbn ſchmerzlichen Gedanken Kbewegt,
ſchied i von da. Unten angelangt, warf ich nod
einen Blick auf die Hochragenden, von Zinnen gekrönten
Thürme. Dann ſtand ich ſtill und ſchrieh!

Einſt jah Dich, edles Reis vom Stamm der Scheyern
Fin treues VBolk, vom Iugendglanz umflojjen,
eliehter Könige, geliebten Sprofjen,

Da ging ein Jubelruf durdy’3 Land der Bayern,
Ja fo wie Dich ſah keinen Fürft man feiern,

Von Allen, die des Gluͤckes Gunft genoffen,

Schien Dir der Preis in Gottes Rath beſchloffen
Der Bayern Ruhm follt’ fidh durch Dich erneuern,

Zoch weh, was feh’ ich finſtere Geftalten,
Zu Dir aufſteigen aus ſo nächt’gen Gründen,
O flieh, entflieh den lockenden Sewalten.

Bald virſt Du nimmer ihnen Dich entwinden/
Hum Abgrund ziehn ſie Dicdh, zum tiefen, kalten,
Bei Gott wirſt Du, mein König, Gnade finden,“

Vermiſchtes.

Aus dem Circus. Vor einiger Zeit iſt
in Leipzig ein mit allerlei Illuſtrationen ausgeſtattete?
üchlein erſchienen das ſich durchweß mit dem „Cireus
henz hefaßt. Es befinden ſich nebft manchen ſtatt⸗



nährtheit der Hängebacken aus. Der glückliche Be:

lichen Keclamen viele höchſt intereffante Angaben in
dieſem Büchlein — intereffant zumal, wenn man al







— — O — — — — — — — — — — — m



— — — — —— ——— — — — — —— — —



— —
 
Annotationen