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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 22 - Nr. 26 (1. Juni - 29. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0082
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der geringen Kaubarkeit des friſchen Heues ſuchen
zu müſſen. Wie gefährlich abgewelktes Grünfutter,
halbtrockenes Heu werden, dürfte indeß bekannt ſein.
Beſonders ungeſund zeigte ſich friſches Heu in fol⸗
gendem Falle. In der Nacht vom 24. Juli v. J.
ſtellten ſich bei den Pferden des Eircus Lorck in
Lutzern ploͤtzlich ganz eigenthümliche Krankheitser⸗
ſcheinungen ein, die ſich in totaler Röthung der Au—
gen, heftigem Fieber und höchſt unregelmäßigem Herz⸗
ſchlage äußerte. Die thierärztliche Diagnoſe lautet
auf das Vorhandenſein eines/ Herzgiftes Böswillig⸗
keit war ausgeſchloſſen, die Trinkwaſſer⸗ und Boden⸗
analyſe zeigte nichts Abnormes, das Blut war frei von




gaben abſolut keinen Anhaltspunkt für die Anweſenheit
eines Giftes. Der Verdacht fiel auf das junge Heu,
in welchem durch Gähruug giftige Amidbaſen ent⸗
ſtanden ſein konnten, und wurden deshalb Fütterungs⸗
verſuche mit Anatomiepferden in Zürich gemacht. Das
Reſultat war ein poſttibes. Es dürfte hiermit die
Schädlichkeit der Fütterung mit noch nicht ausgegohre—
nen Heu eine neue Illuſtraͤtton erhalten Haben. Von
eirca dreißig erkrankten Pferden gingen nun, und zwar
die edelſten und beſtdreſſirten des Cireus, zu Gruͤnde.
* Die Anlage von Kompoſthaufen.
Die Hauptnährſtoffe, welche die Pflanzen zu ihrer
Entwicklung bedürfen, ſind Stickſtoff, Phosphorſäure
und Kali. Dieſe Stoffe werden dem Boden zugeführt
entweder durch Stallmiſt, welcher alle dieſe Stoffe
enthält, oder man hilft bei dem Mangel einzelner
der Stoffe durch künſtliche Dünger nach! Der ratio⸗
nelle Landwirth ſucht aber den Gebrauch des künſt⸗
lichen Düngers nach Möglichkeit einzuſchränken, in—
dem er jeden Dünger, der ſonſt unbenutzt bleibt, zu
verwerthen ſucht. In manchem Hofe gehen viele
Stoffe unbenutzt verloren, welche auf leichte Weiſe
in Dünger umgewandelt werden können Der durch
fortwährende Sammlung dieſer Stoffe entſtehende
Compoſthaufen iſt von größtem Vortheile für den
Frucht ⸗ und Getreidebau. Er bietet nicht nur den
größten Vortheil der direkten Ernährung der Pflanzen,
fondern iſt auch deßhalb beſonders wichtig, weil die
organiſchen Subſtanzen den Humus bilden, welcher
den Boden lockert, ihn warm und feucht hält und
ihu gleichſam chemiſch thätig macht. Durch dteſe
Stoffe wird der Luft der frete Zutritt in den Boden
gewährt. Dieſer Umſtand trägt dazu bet, daß ver⸗
ſchiedene im Boden enthaltene ſchwer löslichen Nähr⸗
ſtoffe aufgelöſt und den Pflanzenorganen zugänglich
gemacht werden. Der Kompoſt hat alſo mit dem
Stallmiſt vor allen künſtlichen Düngern den großen
Vortheil, daß derſelbe nicht nur die Pflanzen reich—
licher ernährt, ſondern auch den Ackerboden beſſert.

Humoriſtiſches.

— Border Inſpizierung. Hauptmann: Alſo, daß
Ihr's wißt/ Leute, morgen kommt der Suſpektor, der fragt Euch
aber nicht nur ſo nach dem Reglement, der fragt auch aus dem
Kopfe, z. B: Kanonier Schmelzle, jag’ Er mir einmal, zu was
hat eigentlich der Staat jein Militär z“ — Schmelzle: „D5is&
Han i immer au ſcho denkt.“ G ;

— 3Zur Spradlehre, Franzoje: Giebtis denn in der
deutſchen Sprache ſeine Accente? Deutſcher: O gewiß, mehrere,
3,.B, Dder jüdiſche, der ſächſiſche, die werden aber blos gefprochen.



9 —

— GCin Berliner Blatt bringt in ſeinem angeigentf)ed;
ein recht charalteriſtiſches Heirathagefuch, Dazfjelbe bhegin!
wie folgt: „Für ein huͤbſches/ gebildetes Mädchen von 21 Zahren⸗
ſehr Aug und gut erzogen, jüdijch aber freifinnig bis zur KW
fefſionsloſigkeit 20“ Kommentar wohl überflüffig? }

' — JIn der Menagerie, Menagertebeſitzer: Hier, 8
Herrſchafieu, können Sie den merkwürdigjten ABCE-Schübek |
diefes Jahrhundert3 jehen: Er heißt Mbraham, i{ft auz Bebt®
und reitet auf einem Cebra, ;

— Auf Ummwegen, Erinnerſt Du Dich noch, émänn‚tf)‘“'
wie wir uns zuerſt ſahen — es war im Harz — an einedW }
grünenden Abhang — ein Bach rauſchte von oben herab — CL
rauſchte ſo ſeltſam — ſo wie Seide — beinahe wie ein ieibenefi {
KUeid — Viebes Männchen, möchteft du mir nicht ein jeiden& }
Kleid kaufen? }

— Der Grübler. Student (mit koloffalem S?ater)jv
Soviel weiß ich noch, ins Examen war ich geſtern geftiegeN ! _
wenn ich mi nur erft befinnen fönnte, ob ich durchgefommel
oder durchgefallen bin.“



— Selbfterkenntniß, „Du, SIufte, warum haſt DU
denn Deine Herrſchaft gekündigt?“ — „Na, weeßt, an jo ME
Herrichaft, die ’n Mäbchen, wie mich, ſo Tange behält, Lannn DOW [
nicht dran jein,“



Auzkunft. Ein Mann fragt in einer Zeitung 2
„wie lange Aale leben und er erhielt die Auskunit: „Lang }
Aale leben ungefähr ebenſo wie die kurzen Aale.“ 1




— Orakelhaft. Patient Gzum Arzt): „Mir fehl!!
überall! Katarrh, Huſten, und reißen thut’3 midh in aleHf
Sliedern !“ — Arzt: „Da brauchen Sie gar nichtz daraus 3[
machen — der Zuftand ift ganz normal, Wer jebt hei DA}
Witterung nicht krank iſt, der iſt nicht gefund!“





— Geizige Nadhbarn. Ein Mann kam neulich in eint }
Zeitungsofftein und bettelte ſich eine Zeitung. „Sehen Sie





find alle zu geizig, eine ſolche zu Halten,“




Ein Unter]Hied. Ein junger Mann, an deſſell
Wiege die Göttin der Klugheit, Pallas Athene, juſt nicht IA
ſtanden, wird von ſeiner Familie mit einem hübfchen junge l
Mädchen verlobt, hat aber Jurcht vor den Heirathen. „Dumm/ N
fopf“, ſagt ſein Vater zu ihm, „hHabe ich denn nicht auch gehe” _
rathet?“ „Ia, das iſt aber doch ganz etwas anderes!, erWV F
derte der Sohn, „Du haſt die Mama geheirathet, während 1
ein ganz wildfremdes Mädchen heirathen ſoll!“






— m Gerichs ſaal Staatsanwalt:
Diebſtahl iſt nur eins auffallend: die koloſſale Ungeſchicklichke
mit der der Angeklagte denſelben begangen hat. Angeklagtel
ihn unterbrechend ;: „Cnt{huldigen Sie’3 für diesmal noch gütigl f
Herr Staatsanwalt, ich bin noch Anfänger,“



Rüthrel.

Bin ich nicht ein ſchöner Name

Bei manchen Leuten und Ellenwaaren,

Ich werde gar ſo viel genannt.

Lies mich mal von hintenrein,

Werd ich auch was andres ſein,

Als nützliches Thier bin ich bekannt,

Stehe bereit, meinem Herrn in der Noth zur Hand.









Auflöſung des Räthſels in voriger

Nummer:
Brod—Tod, ;

Richtige Auflöſungen ſandten ein :
Wilhelm Beierbach Heinrich Boos und Hans Weber
Heidelberg. Karl Rauſch in Neunkirchen.








— E


— — — — — mn — — — — — ——
















*













— —










 
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