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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 27 - Nr. 30 (6. Juli - 27. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0098
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Wohnung, um ſich erkundigen zu laſſen, was los ſei. Der
Kronprinz, ein Freund des Humors, kletterte bereitwillig
mit ihr treppauf, treppab, und beſchaute mit demſelhen In-
tereſſe die „gute Stube“, mie das ultima Thule, das äußerfte
Geheimniß des Hauſes Du Titre, das ihm Madame erſchloß
Er verzog auch keine Miene, als ihm Madame ihre Lüche
und alles Intime aus dieſer zeigte. Sogar mein Waſch—
lappen is reene, Prinzfen, bei mir is Allens reene; bei den


genehme Tuch beſchauen müſſen. Endlich fragte der Kron—
prinz: Warum haben Sie meinen Papa nicht gegrüßt?“ —
„So?“ meinte Madame Du Titre, „aljo der war’s ? Jeſtern
muffelte er, heite muffle ick jeſtern grüßte er nich, heute ick
nich. Morjen grüß ich wieder, weil Sie bei mir waren,
Kronprinzken!

Der König begrüßte ſie eines Tages etwas ernſter als
gewöhnlich, da ſagtẽ fie: Ach ja, e& war doch eine ſchönere
Zeit, als ihre Luiſe noch lebte! Und wieder einmal als
fie den König am frühen Morgen auf dem Wege nach
Charlottenbulg traf, und dieſer wenig geneigt ſchien mit ihr in
lauge Unterhaͤltung zu treten, da befann ſich Madame Dır
Titre, daß es der Sterbetag der Königin Luiſe ſei, und daß
der König, wie alljährlich an dieſem Tage, nach Charlotten—
burg fuhr! Ihr gutes Herz glaubte, ihm Troſt ſpenden zu
müffen. Der Schluß ihrer Rede aber lautete: „Ja, Maie—
ſtaͤteken, et is ſchlimm vor Ihnen, wer nimmt voch jern
eenen Wittwer mit ſieben Kinderkens!“ ;

Als ihr Mann ſterben wollte, wünſchte er ſeine Frau
noch einmal zu ſprechen. Die Aerzte theilten Madame Du
Titre dieſen Wunſch ihres Mannes mit Sie aber weigerte
ſich in’s Krankenzimmer zu gehen. Erſt auf ernſtes Zu—
reden des alten Heim entſchloß ſie ſich Hierzu. Sie ging
aber nur bis zur Thür, machte dieſelbe ein wenig auf und
rief dann ihrem Manne zu: „Iott Vater, wat ſoll denn
det? Du weſte doch, ick kann keene Dodten nich ſehen!“

Candwirthſchaftliches.

Von der Phylloxera meldet die „D. Weinztg “: Die
in den ſiebziger Jahren eingeſetzte Pariſer Kommiſſion


durch ausgebreitet habe, daß man die Feinde derſelben durch
das Schwefeln der Trauben getödtet hätte und da—
durch das Gleichgewicht der Natur geſtört Habe. In den
ſechziger Jahren warf man wegen der Traubenkrankheit eine
Unmaͤſſe Schwefel und Schwefelblume auf die Weinſtöcke;
wer genauer zugeſehen hat, dem wird es aufgefallen ſein,
da die kleinen ſonſt unzähligen Spinnen verſchwunden ſind,
welche früher ſammt ihren ünzähligen Geweben im Weinberge
hauſten. Dieſe Spinne mit ihren unzähligen kleinen Ge—
weben that der übermäßigen Verbreitung der Phylloxera ſ.
* Einhalt, dieſe weiſe Einrichtung der Natur haben wir
geſtört.

— —

Siterariſches.

Woerls Führer durch Oberammergau hat ſich eben-
falls wie die anderen Reiſehandbücher und Führer dieſes
weltbekannten Verlags die Gunſt des Publikums errungen
und hat in ſeiner erſten Auflage ſo reichen Abſatz gefunden,
daß bereits eine neue Auflage nothwendig geworden und
erſchienen iſt und zwar in deutſcher, franzöfijher und eng⸗
liſcher Sprache In dieſer neuen Auflage iſt das Büchlein
durch vielfache Mittheilungen Solcher die Oberammergau






Humoriſtiſches.
— Beim Kaffee.
Mariechen: Mama, die Tante iſt aber dünn.
Mutter: Das nennt man nicht dünn, iondern {Olank. ,
Mariechen (nacdh einer Weile;: Mama, aber der fiflfie_ \

Ö * *

Aus der Töchterſchule.
Lehrerin: Röschen, was iſt z. B. durchſichtig?
Koͤschen! Das Schlijſſelloch!

*
2 Der Brofaifche. 4
Einheimijcher : Nicht wahr, eine ſchoͤne Ausſicht? Y
romantijch, nirgendS ein Haus . . . f
Touriſt: Alfo auch kein Wirthshaus? Bei dieſem DUr
fürwaͤhr eine nette Ausſicht!

— m Pferdebahnwagen. }
Ein Herr, etwas angeheitert, zahlt dem Kondukteur 401
20 Pfennig
Kondukteur : Hoſtet nux 20 Pfg., bitte! 4
err : Nein, bitte! für zwei! ich habe nicht Luſt, M
Affen auf den Schoß zu nehnien!

* *
Ameritaniſcher Kunſtaeſchmack⸗
Rraftftellen, bei denen man in amerikanifchen Theatern M
ſind folgende ; — 1
Wer e8 waat, ſeine Hand an eine Dame zu legen, ®
nommen um fie zu befhüßen, ift ein Seigling!“ (Beifall.) f
„SIa, e8 iit wahr, fie hat die Gewohnheit, jich zu e
aber fie ift — meine Mutter!“ (Großes Bravo.)
„Und märe er zehHnmal ein Verbrecher — er iſt doc
VBater !” (Stürmifjcher Applaus.) **
Sprechen Sie die Wahrheit, Kadame? — „Mein 7}
ich bin eine Amerikanerin !“ (Beifallsf{alven.)
„Die Schwiegermutter iſt verbrannt, aber das Kind —
iſt gereltet (Ortanähnlicher Beifall)










— — —

Aãthſel· Ecke.
I

Bevor Du Katholik geboren,

War ein Gebet ſchon auserkoren,

Das eines Menſchen Namen führt

So Du den Schriftzug rücwärts führſt.
Beide find ja Dir bekannt

Und weiß davon im ganzen Land.



IL.
Zas erſte braucht der Schreiner,
Im zweiten badet Winter3 Lkeiner, '
Das Sanze nimmt der Rhein wohl auf
Nach Iurzem aber raſchen Lauf.

Auflöfung der Räthfel in der Ießten MNummel |
7 Sra8 - Sarg.

Regen— Neger.

Richtige Auflöfungen ſandten ein: Karl Raufch, Neuenkit
Anton Haf, AltwieSlocdh: : Georg : Hartmann, Dielheim: f
Kuhn, Waldirn; Io]- Keinhard, Heinrih Gehrig und HA
Baum von Gögingen ; Mhilipp Klein, BPlankftadt; Dstar B f
Medeaheim; Franz Ras



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