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Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

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Nr. 44 - Nr. 48 (2. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0166
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gedenken ſie, topographiſche Aufnahmen der Gegend zu
machen. Der Ballon von 15000 Kubikmetern wird mit
reinem Waſſerſtoffgas gefüllt werden und ſoll eine Tragkraft
von 16500 Kilo erhalten. Außerdem werden die Forſchungs⸗
reiſen vier kleine Steuerballons von je 50 Kubikmeter mit—
nehmen, um dieſelben zum Studium der Luftſtrömungen
über dem Pol loszulaſſen. In 4 weitern Ballons von je 350
Kbkmtr. wird der für den Hauptballon nöthige Gasvorrath
mitgeführt. Ein am Nachen angebrachter Leitanker verhin⸗
det einerſeits, daß der Bailon zu hoch ſteigt und ermöglicht
andererſeits, ihn in gleichmäßigem Abſtand vom Boden zu
erhalten. Für die Regelmäßigkeit photographiſcher Auf—
nahmen iſt dieſe Vorkehrung von Wichtigkeit. Der Nachen
beſteht aus einem Stahlgerippe, das mit Weide ausge—
flochten iſt, derſelbe iſt auf allen Seiten verſchließhar, um
die Inſaſſen vor der Kälte zu ſchützen Außer den Reiſenden
und Inſtrumenten wird derſelbe acht Hunde, einen Schlitten,
ein kleines Boot und Lebensmittel für einen Monat ert—
halten. Die Koſten dieſer auf 6 Monate berechneten Ex—
pedition ſind auf 560,000 Franken veranſchlagt.

Für Naucher werden einige Bemerkungen nicht ohne
Interéſſe ſein, die dem M. Frbl. von einem Arzte zur
Verfügung geſtellt werden, der übrigens ſelbſt ein begeiſterter
Verehker der braunen Göttin Nicotiana tabacum iſt. Das
Tabakrauchen kann, wie jeder Nervenreiz, zu einer Gewohn—
heit werden, die niemals geſättigt, ſondern immer nur noch
mehr geſteigert werden kann, ſo daß ſie uns ſchließlich zu
ihrem Sklaben macht. So weit dürfte es Keiner kommen
laſſen, der ſeine Geſundheit und ſeine Nerven liebt. Ein
maͤßiger Genuß macht uns viel mehr empfänglich für den
angenehmen Reiz, den der Tabak auf uns ausübt. Leute
die aber von früh bis Abends ihren Glimmſtengel oder
ihre Pfeife im Munde haben, ſind abgeſtumpft gegen dieſen
urſpruͤnglichen Reiz und müſſen deshalb zu immer ſtärkerem
Tabak greifen, um ſich anzuregen. Auf nüchternem Magen
ſollte man überhaupt niemals rauchen, ebenſowenig nach
großen Gemüthsbewegungen, während z. B. bei einer kleinen
Mißſtimmung, einem Aerger 2C0. eine gute Cigarre nebſt
einer guten Taſſe Kaffee vortreffliche Dienſte zur Aufheiter—
ung bringt. Am beſten bekommt die Cigarre nach einer

kräftigen Mahlzeit. Pfeifenrauchen wird im Allgemeinen
für geſünder gehalten, wirkt aber oftmals ſchädigend durch
die Hiederſchläge des Tabakgiftes, die ſich in der Pfeifen-
röhre feſtſetzen und ſelbſt bei peinlichſter Reinlichkeit ſelten
ganz vermieden werden können. Deshalb verſchwindet wohl
auch mehr und mehr die lange Pfeife, die früher als Inbe—
griff der Behaglichkeit aller Tabaksfreunde angeſehen wurde.
Kurze Pfeifen, aus denen ein milder hollaͤndiſcher, kein
heller türkiſcher Tabak geraucht wird, zeigen den obigen
Uebelſtand weniger. Cigaretten ſind nur deshalb nicht zu—
träglich, weil meiſt zu große Mengen geraucht werden,
und daͤs mitverkohlende Paͤpier austroͤcknend auf Zunge und
Gaumen, ſowie ſchädlich auf die Lunge wirkt. In ange-
rauchten Cigarren, ſogen. Stummel, entwickelt ſich leicht
eine Nachgaͤrung, ſo daß der Tabak einen ſcharf beizenden
Geſchmack erhält. Solche Cigarrenreſte werfe man lieber
weg; es iſt eine krankhafte Erſcheinung, wenn einzelne
leidenſchaftliche Raucher einen beſonderen Genuß in dem
Rauchen ſolcher Stummeln ſuchen.

Humoriſtiſches.

Ein Engländer fiet im Gaſthof mit der Uhr in der Hand
in ſeinem Bett. „6 Uhr und noch immer kammt Keiner mich zu
ueden — uerd ich noch xerſchlafen die Zeit!“

*



Ein Bantoffelheld wird in einer Abend gelellſchaft von
den bei der vollen Floſche ſitzenden Kumpanen genedt und zu
dem Yusruf gereizt : In meinem Haus bin ich ein Julius Cäjar.
— @®leih darauf tritt die Gattin des Verwegenen aus dem
Damen-Salon nebenan und ſpricht mit lauter und vernehnlicher
Stimme: Meine Herren, ich wünſche Ihnen guten Abend.
Julius Cäjar geht um 9 Uhr nad Hauſe

* *

*
. Neuer FJamilienitand.
Richter: Berheirathet oder ledia?
ZJunge Dame: Wittfräulein! — Mein Schas iſt vorige
Woche geftorben.

* *

* Lerblümt.
Prinzipal: Alſo der Schulz will nichts mehr kaufen; hat
er’3 Ihnen geradeaus gefagt?
Keiſender: des nicht, aber verblümt.
Prinzipal: Wie denn ? }
Reifender: Er ließ mich rapsſchmeißen.
* *

_ Feldwebel: Donnerweiter, Einjähriger von Hagel, haben
Sie denn nicht gehört, daß die Tiraleure ſo viel wie möglicdh
SDectubxmonor dem Feinde ſuchen ſollen? Was machen Sie denn
nun da?

— Ich übe mich in Todesverachtung, Herr Feld-
webel!

* *

*
Aelteres Fräulein ſmit zärtlichen Bliden): Ich glaube, Sie
gedenken gar nie zu heirathen Herr Affeſfor?
Aſſeſſor achdrucks vollj: OD doch, noch vor Ihnen!
* *

M.: Warum hatteſt Du denn eigentlich Deine Schwieger⸗
mutter mit auf die Sommermohnung genommen? **—
„ B.: Nun, damit ſie einſehen lernt, wie gern ich bereit bin
fie täglich an die friſche Luft zu feßen. . . ;

* *
*
. ; Reifere Zugend.
3 Arthur: Klaral — wuͤrden Sie — ktonnten Oie - —

möchten Sie — —- *

Klara: Nur Muth, lieber Arthur, was haben Sie denn auf
dem Herzen?

Arthur: Wollten Sie -— dürften Sie mir eine Cigarre-
von Ihrem Papa ſchenken?

* * *—
Bei der Kajernen-Revifion.
DOberſt: Die Strohſäcke ſind ſehr mangelhaft gefüllt.

liegt das?
Lieutenant: Zu Befehl, Herr Oberſt,
‚ Oberft: Nun wohl dann ermächtige ich die Herren Offiziere,

Stroh geliefert.
aus eigenem Kopfe ſo viel Stroh zu nehmen, als ihnen
nöthig erſcheint! \

Woran

es wird zu wenis

*

*

Sn einer Roßfleifih-Speife-Anftalt.
Sajt: Das Beefſteak kommt mir verdächtig vor —
Wirth: Wber, mein Herr —

Gaſt! Es iſt ſicher von Rindfleiid .. ..
* *

*
Sait: Sie, Kellner, ſehen Sie doch nur! Iedesmal wenn
geläutet wird, jpringt das Kotelett in die Höhe.
Kellner : Es iſt wahrſcheinlich von einem Pferdebahngaul.
2 *

*
Neberrajichen d. .
Frau: Ich ſage Dir, Mann, bei dem Anblick war ich einfach
ſprachlos! *
Mann: Alle Wetter, das will was heißen.
*

*

*x

In einem öſtexxeichiſchen Tajernenhof lieat ein Soldat ſchyer
betrunfen an der Mauer Lieutenant: I{t der Mann oHnmächtig,.
orporal? — Korporal (ein Ungar): Meld’ ich gehorjamit, Herr
Lieutenant, des net; aber Man bißl Rauſch hat er! — Ia, zum
Donnerwetter, fkann er denn gar nicht aufftehen? — Bitt’ ge-
horjamft, Herr Lieutenant, aber mit ſo anem Rauſch fönnen,
Herr Lieulenant auch net auffteh'n — net amal der Herr Major ”






Druͤck und Verlag von Gebr Huber in Heidelbers


 
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