Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wochenbeilage zum "Pfälzer Boten" — 1890

DOI Heft:
Nr. 49 - Nr. 52 (7. Dezember - 28. Dezember)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44275#0190
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


er für den Reſt ſeiner Tage keine Hoffnung auf Hlück

hege, geendet, ſchwieg ſein Gegenüber einige Augenblicke.
Es ſchien, als oh er naͤch Wörten ſuche, um das, was er
ſagen wollte, paſſend einzuleiten. Dann begann er: „Mein
befter Herr Sieinhorſt. Sie haben mir ein düſteres Bild
Ihrer Lebens ſchickſale entworfen, ich beklage es tief, daß
ein Mann wie Sie, ſo viel leiden mußte, doch eines habe
ich in Ihren Exkläͤrungen vermißt, Sie haben mir nichtz
von einem Kapital mitgetheilt, daß Sie vor nunmehr 30
Jahren rentbar angelegt.“

Eteinhorſt blickte verwundert zu dem Sprecher auf.
„Sie irren, mein Herr,“ entgegnete er mit trübem Laͤcheln,
mar nie in der Lage ein Kapital auf Zinſen auszu—
eihen.
Nicht? beſinnen Sie ſich, mein Beiter.”

Es iſt ſo, wie ich Ihnen 74
Sie ſind zu edel, um über die Angelegeuheit zu reden.

Ich bin alfo gezwungen, dies felbft zu thun. Hören Sie.“
Und nun erzählte Grauburg die Gejchichte, Ddie wir im
Anfange unſerer Erzählung kennen gelernt. „Sehen Sie,“
ſchloß er endlich, ſich erhebend, „jene Unterſtützung, die Sie
Damal8 einer armen. Wiltwe zugewendet, ift das Kapital,
doͤn Ddem ich fprach. Ich bin jener Knabe. dem Sie am Weih⸗


in der Welt zu etwas gebracht, bin ein vermögender Mann ge⸗
worden, anch meinen noch lebenden Geſchwiſtern — drei
find leider geltorben, geht es gut, und an mir iſt es nun,
Ihnen jene Wohlthat, die den Gruͤndſtein zum Beſſeren
legte, J0 zu vergelten wie ich es meiner theuern unvergeß⸗
lichen Muͤtter auf den Sterbebette verfprach. Weiſen Sie
mich nicht zurück, lieber, guier Herr Steinhorſt, theilen
Sie das Gfück, das mir und den Meinigen beſchieden Ich
habe eine Wohnnng für Sie in meinem Hauſe einrichten
laſſen, machen Sie mir und meiner Frau, die ich in alles
‚ einweihte, die Freude, Sie al8 unferen theuerſten Freund

Der Fabrikherr

unter einem Dache mit unS ZU wiſſen.“
ergriff die Hand des Schriftſtellers und drückte ſie warm.
Willigen Sie ein, willigen Sie ein!“ bat er dabei in ſolch
t)e?g‚üd)em Tone, daß Steinhorſt mit Zhränen in den Augen
zuſagte

Roch anı folgenden Tage iedelte er in das Haus des
dankbaren Fabrikherren über und al8s die Weihnachtsglocken
yon Dden Kirchthürmen der Stadt erflangen, da weilte der
aͤlte Mann unter dem lichtergeſchmückten Tannenbaum in⸗
mitten eines traulichen Familienkreiſes, deren Mitglieder
ihm das köſtliche Geſchenk der Liebe entgegenbrachten. Der
Abend ſeines Lebens war ein ſchöner, der Reſt ſeines Weges
führte durch blumige van Ddem des Friedens umwehte Ge⸗
filde und mit einem ſeligen Lächeln auf den Zügen ging
er vor zwei Jahren hinüber in das Reich der Freude, um
dort an dem ewigen Weihnachtsfefte theilzunehmen.

Allerlei.

Die Toilette der kleinen Königin. Aus Anſter⸗
dam wird geſchrieben: Diẽ Königin- Regentin hat befohlen,
daß die Meine Königin v Holland in weißer Kleidung
jür ihren Vater trauern joll. Es entſpricht dieſes Koſtüm
— einer alten Landesfitte und auch der bisherigen Gewohnheit
„ der jungen Prinzeſſin Wilhelmine, welche ſtets weiße, mit
Mufjelin oder Spitzen bejebte Kleider trug ; Im Hauſe hatte
die Prinzeſſin die Haare offen auf die Schultern herab⸗
hängen und um. den Hals eine Perlſchnur aus Bernſtein
und Zürkijen. Bernſtein am Halfe ſoll bekanntlich vor
Halsſchmerzen ſchützen und den Teint rein erhalten. Zum









Zeichen der Trauer wird die kleine Königin anſtatt der
Bruͤffeler oder ſedenen Syizen am Halje und an den
Manichetten geſtärkten Batiſt tragen, wie man ihn auf den
Kinderporträts von Velasquez ſieht oder glatte Florkrauſen
Bum Ausgehen wird die Königin anffatt Der bisherigen
; gefütterten Mäntel während Der
Trauerzeit ſchwarze, mit Bären oder Blaufuchspelz gefütterte
Sammtmäntel tragen. Als Kopfbedeckung wird Die junge
Königin für die Zeremonie den alten, weißen Spitzen⸗
ſchleier und für die Promenaden einen großen, runden Hut
in Format Ludwig XM aus ſchwarzem Filz tragen.

Humoriſtiſches.

Untrüglidhes Zeihen.
Kaufmann (zu feinem Kompagnon): „Kun mein Beſter?
Sehen ja fo verfttmmt aus?“
* ja! Mit den Erſparniſſen für dieſes Jabr iſt es wieder

Eſſig
Was will Ihre kleine übermüthige Ftau deun jeßt ſchon
oiebenm ET ; '
ſich mir noch nicht gefagt. Aber billig iſt die Sache
1

Va aber woher wifjen Sie denn das überhaupt?
A 10 geitern. Wbend nach Haus kam {topfte fie ‘ meine |
Strümpfe.“ ;

*

* *
‚ Bedenklidhe Phrate.
Zraqu (zu ibrem todtfranken Manne): Tibſt Dich Alter Inr
Himmel jehen mir un& wieder! |
_ Wrzat (leife); Aber Frau, niachen Sie ihm doch das Sterbem |
nicht ſchwer. 2

% *

*
* Auf der etſereetn

Schaffner : Bitte mein Herr ihre Fahrkarte!”

— Schön von Jhnen, daß Sie nicht „Bilet“
fondern die gute deutiche Beiprechung dafür anwenden.
dem Schaffner ein Trinkgeld in die Hand)

Schaffner: Merci!“ x N

Vom Kinderball. ;
ama habt vor Euch gut unterhakten auf dem Ball?”

Öretchen: „Köjslich, liebe Mama, das j& önite aber war der
Cyampagner.“ - . ;

or: „Cacherlih, Davon zu reden. Den kleinen SchwipzS
von den yaar winzigen Gläjern bin ic ſchon auf der Zreppe -
{o8getworden. Schändlich, und i woll,e mich morgen .ın der
Schule jo recht mit einem Kater brüſten!



ſagen
Drückt

*
*
; Bor Gertcht⸗ ; 2
Wie kommen Sie eigentlich dazu dieſen Herrn zu

Die Neußer-
ung: „Sch verſichere Sie —“ u *
läger:; „Fa, eben, deshalb — Das ift eine Jnfamie ! Der
Her ijt nämlich Ugent einer Schweine-Berlicherungs-GejeNljchaft.”
% ;

*
* *
Selbit ift der Mann. /

Tante: „Kanit Du mir woͤhi jagen, Fribchen, wer Dich ge⸗
ſchaffen hat ?”

Trigchen Geiat fußhoch über den (Erdboden): „So aroß hHat
micä iber (iebe ®ott‘ gejchaffen, das Uebrige bin ich alleine ge-
wachſen.!

Richter:

*

* c
*
Kafexnendofblüthe
Feldwebel (zu einem Rekruten, der mit offenent Munde Da
iteht): „Sefieß, der erl reiBt’s Manl auf, wie Dder jefige Dı0-
geg%g, Als er da3z Fajchinenmejjer über ſeinem Kopf baumeln
ah!



Verantwortlicher Redakteur: FÜ lius Zecker in Heidelbers



Druck und Verlag von Gebr. Huber in Seidelbers

lder






 
Annotationen