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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 4.1924

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Heft 1
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Tairov, Aleksandr Ja.: Gegen den alten und neuen Naturalismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.62257#0018

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der Bühne aufzustellen, und indem er seine Vorderräder in den Zu-
schauerraum hineinschiebt, trachtet er in denselben die Bühne zu ver-
setzen.
Der alte Naturalismus schaltete das Leben in das Theater ein. Des-
wegen war er doch wenigstens theatralisch.
Der neue Naturalismus schaltet das Theater in das Leben aus: des-
wegen ist er antitheatralisch.
»Zerstörung — der Zerstörung«, so lautet die Kampfaufgabe von heute.
Es ist nicht unsere Absicht, den Zuschauer in die Lage eines Be-
lauschers zurückzuversetzen, der dem »Skandal in der vornehmen Familie«
durch eine Türspalte zusieht.
Auch wollen wir ihn nicht in einem Gaffer der Pariser Revues ver-
wandeln, der das Theater mit der Passage verwechselt.
Die Gegenwart braucht das Theater.
Ihr eigenes Theater, aber ein Theater.
Unseren Willen und unsere Arbeit lenken wir auf den Aufbau des
Theaters. Wir wollen nicht am Leben vorbeigehen. Im Gegenteil: gierig
saugen wir alles auf, was das Leben unserer Sturmepoche uns bietet und
geboten hat.
Selbst umgebildet, sind wir bestrebt, auch das Theater umzubauen.
Das Korsett, welches uns zwingt, nur eine bestimmte Richtung in
unserer Arbeit zu verfolgen, ist uns und unserem Leben zu eng.
Weder rechts noch links, sondern stets vorwärts.
Diese Losung bestätigen wir heute mit neuer Kraft.


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