de Fiori Litho (aus dem Q-Q-Buch »Boxer und Boxen«)
MEIN KAMPF MIT TOMMY GIBBONS
von
JACK DEMPSEY
Es ist möglich, daß ich die gesamte Sportwelt in Erstaunen setze, wenn ich sage,
daß Gibbons kein schneller Denker ist. Aber ich sage noch mehr: er ist nicht
geistesgegenwärtig. Und gerade Geistesgegenwart ist es, die ihm als seine hervor-
stechendste Tugend nachgerühmt wird, als die Eigenschaft, die ihn zu einem so
aussichtsreichen Bewerber um den Weltmeisterschaftstitel gemacht hat. Und ich muß
noch mehr sagen: Gibbons ist nicht nur kein schneller und geistesgegenwärtiger
Denker, er ist auch kein geborener Kämpfer. Er ist ein Mann, der durch besondere
Verhältnisse Kämpfer wurde, doch die natürlichen Eigenschaften bringt er dazu nicht
mit, die erst den wahren Meister machen. Er besitzt nicht den wahren Kämpfer-
instinkt; ihm geht das ab, was man das vollkommene Aufgehen im Kampf be-
zeichnet. Er ist schnell und er ist clever mit beiden Fäusten; aber trotzdem er über
ein gutes Schlagvermögen verfügt, auch außerordentlich mutig und beherzt ist,
arbeiten seine Augen, seine Muskeln und sein Wille in kritischen Momenten nicht
als geschlossenes Ganzes.
Ich mache kein Hehl aus meiner Bewunderung für Tommy Gibbons. Kein
Mann, der je mit mir zusammenkam, hat so viele und schwere Schläge hin-
genommen, als es Tom Gibbons getan hat, als er in Shelby mit mir kämpfte. Ich
habe während dieses Kampfes mindestens an die Hundert der allerschwersten Schläge
bei ihm gelandet, die ich je im Nahkampf ausgeteilt habe, aber er hat sie hin-
genommen, ohne auch nur ein einziges Mal wirklich erschüttert oder merklich
angeschlagen gewesen zu sein. Ich fand sein Kinn mindestens ein dutzendmal
oder mehr mit Schlägen, in die ich dieselbe Kraft hineinlegte, wie in die Schläge,
222