Gericault Rennen in Rom (Zeidin.)
Ausgestellt in der vom Duc de Trevise veranstalten Gericault-Ausstellung
(mit Gen. des Herrn Bibliothekars der Ecole des Beaux Arts).
von
ALFRED SALALONY
Es gibt Sammelmoden. Sie werden in Paris gemacht. Irgend etwas wird
plötzlich entdeckt. Seit zwei Jahren lag die »Skythen-Kunst« in der
Luft. In der großen Sommerausstellung 1924 des Musee Cernuschi in
Paris hat*sich die Wolke entladen. Die kunstgeschichtlichen Folgen sind
noch unübersehbar, denn die Bearbeitung der Probleme läßt auf sich
warten. Museen und Sammler haben sich jedenfalls eingedeckt.
Wie so oft, handelt es sich um eine ganz alte Sache. Als man im vorigen
Jahrhundert Archäologie an Hand griechischer Texte trieb, wurde man
durch Herodot und Strabo auf die Völker des Pontus-Gebiets aufmerksam.
Funde hatten seit langem den Weg in Kunstkammern gefunden. Sogar
schon in die Peters des Großen. Vieles war beruhigend griechisch. Anderes
ließ den Anteil von barbarischen Völkern nicht verkennen. Der erste
Begriff, »Skythen-Kunst«, blieb seitdem mit allen Gegenständen der
Nomaden verknüpft, obwohl er ganz unzureichend ist. Inzwischen war die
Angelegenheit von Westen aus geordnet und klassifiziert worden. Münster-
berg hatte endlich sogar China mit den Skythen und ihren sibirischen
Verwandten in Verbindung gebracht. Daß diese Marlitt der chinesischen
Kunstgeschichte einmal irgendwie Recht behalten würde, hatte niemand
vorausgesehen. Die immer wiederholten Hinweise Strzygowski's (zuletzt
in »Altai-Iran«) überging man gewohnheitsmäßig.
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