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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 4.1924

DOI issue:
Heft 5
DOI article:
Ransome, Arthur: Trotzkij als Kritiker: Literatur und Revolution
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.62257#0557

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Nauen, Radierung (Galerie Flechtheim-Verlag)

TROTZKIJ ALS KRITIKER
LITERATUR UND REVOLUTION
Von
ARTHUR RANSOME
Trotzkij war aus seinem Sommeraufenthalt im Süden mit einer dicken Mappe
voller Aufsätze über die moderne russische Literatur nach Moskau zurück-
gekehrt. Ein Mann von seiner Geistesenergie konnte einen derartigen Gegenstand
kaum berühren, ohne dabei Interessantes zu fördern. Man war daher nicht er-
staunt, in den sodann in Moskauer Zeitungen veröffentlichten Aufsätzen Ideen zu
finden, die von keinem, der sich mit dem Studium der russischen Revolution be-
faßt, unbeachtet bleiben sollten, und wäre es nur, um die Auffassung des revolutio-
nären Führers von den Ereignissen, in welchen er selbst eine so sichtbare Rolle
spielt, kennen zu lernen.
Weit entfernt von jener Unduldsamkeit gegen Kunst im allgemeinen, wie sie
einige seiner Kameraden äußern, betrachtet Trotzkij die jeweilige zeitgenössische
Kunst als den letzten Prüfstein für den sozialen Fortschritt einer Epoche. Nach
seiner Meinung hat eine neue Wendung im mächtigen Strom der Geschichte e-st
dann erwiesen, daß sie nicht etwa nur ein kleiner rebellischer Strudel, sondern ein
wesentlicher Teil des Stromes geworden ist, wenn ihr eine entsprechende Wendung
in der Kunst parallel geht. Er meint: „die erfolgreiche Lösung der grundlegenden
Probleme, wie Ernährung, Kleidung, Beheizung und selbst Elementarunterricht (die
einen sehr großen sozialen Gewinn bedeutete), würde keinesfalls einen vollen Sieg
des neuen sozialistischen Prinzips in der Geschichte kennzeichnen; nur ein Fort-

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