Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 4.1924

DOI issue:
Heft 4
DOI article:
Rumpf, Fritz: Japanisches Theater
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.62257#0377

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

JAPANISCHES THEATER
Von
FRITZ RUMPF
Wer heute wahre Bühnenkunst genießen will, tut gut, nach Japan
zu fahren. Dort hat sich in den letzten dreihundert Jahren eine
Schauspielkunst entwickelt, die bisher in ähnlicher Vollendung vielleicht
nur in China erreicht wurde. Während aber in China der Verfall des
Theaters unaufhaltsam fortschreitet, vermochte sich Japan, wenn auch
nicht ohne schwere Kämpfe, seine traditionelle Bühnenkunst zu bewahren.
Das Hauptverdienst in diesen Kämpfen gebührt dem 1903 verstorbenen
Schikawa Danjurö IX., dem letzten Träger eines großen Namens.
Vier große Blüteperioden können wir in der Entwicklung des japa-
nischen Volkstheaters von Edo,1) das in diesem Jahre auf eine dreihundert-
jährige Geschichte zurückblicken kann, unterscheiden. Die erste Blütezeit
beginnt mit der Eröffnung des Saruwakaza2) durch den ehemaligen Nö-
Tänzer3) Saruwaka Kanzaburö und seinen kongenialen Bruder Kineya
Kangorö im Jahre 1624. Die berühmtesten Schauspieler dieser ersten
Zeit waren der Frauenrollenspieler Ukon Genzaemon und der Helden-
rollenspieler Sakata Töjurö I. Auch Kanzaburö selbst, der vor dem

!) Der alte Name für Tokyo.

2) za = Theater.

3) Das Nöspiel, ein lyrisches Drama, entstand in seiner bis heute fast unveränderten Form
im XIII. und XIV. Jahrhundert.

265
 
Annotationen