Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 4.1924
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https://doi.org/10.11588/diglit.62257#0419
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Heft 4
DOI Artikel:Fischer, Otto: Alonso de Contreras: Leben, Taten und Abenteuer
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Max Unold Lithographie
ALONSO DE CONTRERAS
LEBEN, TATEN UND ABENTEUER
Von
OTTO FISCHER
Im Jahre 1625 lud der Dichter Lope de Vega den Hauptmann Alonso de
Contreras in sein Haus in Madrid. Contreras hatte vier Kompagnien be-
fehligt, die auf den Galeeren von Genua Dienst tun sollten und in Lissabon
ihre Einschiffung erwarteten — plötzlich wurden die Truppen beurlaubt,
die Kompagnien entlassen, und Contreras kehrte ohne Dienst, ohne Stelle,
ohne Mittel nach Madrid zurück. Lope de Vega, mit dem er nie zuvor
ein Wort gesprochen, stellte ihm sofort sein Haus zur Verfügung: „Herr
Hauptmann, mit Männern wie Sie hat man die Pflicht, seinen Mantel
zu teilen." Und der Dichter beherbergte, bewirtete, ja kleidete den
Kriegsmann wie ein Bruder und Kamerad acht Monate lang. Ja, er
widmete im Zwanzigsten Teil seiner Werke ihm eine Komödie: Der
König ohne Reich.
Noch stand damals Spanien auf der Höhe einer die Welt umspannen-
den Macht. Sein König war Alleinherr der iberischen Halbinsel, er gebot
in den flandrischen Provinzen, beherrschte Italien, war durch die nächsten
Blutsbande dem Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, dem Herrn in Süd-
deutschland, Oesterreich, Böhmen und Ungarn verknüpft. Bei der päpst-
lichen Kurie entschied Spaniens Wort. Seine Galeeren führten in der
Levante mit den Türken, an der Küste Marokkos mit den Mauren, bei
den westindischen Inseln mit England und Holland Krieg. Dem König
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