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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 4.1924

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Heft 3
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Zwei Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.62257#0264

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Manche züchten rieh in Nischen treue Diener.
Fiele schlagen in der säuern Bierdunsthalle
Ihre letzten Glaubensschlachten — aber alle
Kennen im geheimen einen Mediziner. ..
Sie verleugnen nie die Geste des Servierens —
Doch sie hüten mit der Inbrunst ihrer Kräfte
Schweigend das Geheimnis ihrer Geldgeschäfte
Andrer Art als die des Trinkgeldeinkassierens.
AN DICHTER
Laßt das Feilschen mit den abgetaufenen Uhren !
Eure behirnten Häupter, ungepflegt aber geduldig frisiert,
Gleichen mitternächtlich versäuerten Huren :
Bauchwellmüde, doch immer noch ungenie —rt.
In Kleingärten sprecht ihr zu faulen Pilzen.
Die Herbstglocke läutet im fernen Wein.
Eure Gedanken (blödsinnige Vernunft) verfilzen,
Statt — prost dieser Lehre! — vernünftiger Blödsinn zu sein.
Ihr lutscht zu emsig am Faden der Fabel.
Rezepte sind gut, wenn man keine braucht.
Manche sehen kaum bis auf ihren Nabel,
Der wie ein eingeäschertes Kapellchen raucht.


Jacob Nussbaum

Stellung, 1916 (Zeichn.)

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