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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 4.1924

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Heft 3
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Marginalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.62257#0362

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Die Einleitung Strzygowskis steckt das Terrain ab: Was ist Asien und asiatische Kunst? Die
ganze Spannweite des Problems wird deutlich, die Schwierigkeiten seiner Lösung und deren Wich-
tigkeit für das Verständnis des westlichen Denkens und Schaffens. Man findet Aufsätze über
ägyptische Teppiche (Sarre), über persische Fayencen (Kühnel), über indische Kolonialkunst (Cohn),
Spezialforschungen wie die von Scherman über Dickbauchtypen in der indisch-ostasiatischen Götter-
welt, Indisches von indischen Gelehrten. Vieles zum ersten Mal Reproduziertes. Salmony schreibt
über die Plastik des hinterindischen Kunstkreises und führt die erstaunlichen Schöpfungen der
Khmer-Kunst vor mit ihrer Kraft und Ruhe und inneren Spannung, wie sie nur die ägyptische
und archaische griechische Kunst besitzt. — Im bibliographischen Anhang werden die wichtigsten
Neuerscheinungen der asiatischen Kunstliteratur besprochen.
Es ist charakteristisch, daß auch in Paris seit ein paar Monaten eine Revue gleicher Richtung
erscheint, die von Edmond Jaloux und Florent Fels herausgegebene »Revue des Arts asiatiques«.
Auch sie ist international orientiert, sie hat eine Reihe derselben Mitarbeiter wie die deutsche Zeit-
schrift, •— denn Biermanns Jahrbuch erscheint nun auch heftweise. Sie unterrichtet hauptsächlich
über die neuen Funde und die Ausstellungen asiatischer Kunst in Paris.
Paris ist und bleibt in Kunstdingen die strömende Quelle und ihr Sammelbecken, während
Deutschland begabt ist mit Methoden und Instrumenten, das Strömende zu wägen und zu messen.
In Asiens leidenschaftlicher Beschaulichkeit aber ist das Wesen beider Völker beschlossen.
ALBERT DREYFUS.


Rudolf Grossmann (Zeichn.)
Karl Wolfskehl, Dichter und Dr. phiL
lebt zur Zeit in Florenz

Anläßlich des Prager Musikfestes schreibt Adolf Weißmann in der »Vossischen Zeitung«:
»Die Tschechoslowakische Sektion der I.G.N.M. hatte zu einem internationalen Musikfest ein-
geladen. Hatte sie sich nicht zuviel zugetraut? Muß man nicht für solche vorurteilslose Wert-
schätzung aller Kunst genügend vorbereitet sein? Sie hatte gesagt: wir Tschechen feiern Smetana.
Smetana ist ein Anfang neuer Musik. Um Smetana als Mittelpunkt soll dieses Internationale Musik-
fest kreisen. Nun, ich nehme es niemandem übel, ja, halte es für selbstverständlich, daß ein jeder
die Musik seines Landes für die beste hält. Aber ich muß doch gestehen, daß ich selten einen
Boden für das Internationale so wenig vorbereitet fand, wie den Prager.
Beweise:Fragsl du einen Schutzmann auf deutsch, antwortet er dir tschechisch; fragst du ihn
auf französisch, antwortet er dir auf sch. Man möchte Deutsch verlernen, hat aber Französisch
noch nicht erlernt. Es ist weit und breit keine reichs-
deutsche Zeitung zu erblicken. O, diese Angst, die Neu-
gier mit deutschen Lettern zu reizen! Auf den Pariser
Boulevards hat jeder größere Kiosk, weithin sichtbar, die
wichtigsten deutschen Zeitungen ausgestellt. Und endlich:
die geladenen Gäste werden im Altstädter Rathaus vom
Bürgermeister feierlich empfangen. Ihrer 97 v. H., Deut-
sche und Österreicher, sprechen deutsch. Das könnte
natürlich auch der Herr Bürgermeister, selbstverständ-
lich auch der in deutschen Landen in der Musik heran-
gereifte Komponist J. B. Foerster. Statt dessen hören wir
die Herren ihre französisch abgefaßten Manuskripte mit
der groteskesten Aussprache ablesen, die mir je begegnet
ist. Hätte ich dies vorausgesehen, so wäre ich beim
Empfange bestimmt nicht erschienen. Die hier herrschen-
den Gepflogenheiten gehen mich nichts an. Ich brauche
von den politischen Gründen, die hier maßgebend sind,
nichts zu wissen. Nur das weiß ich, daß so engstirniger
Nationalismus in Paris, vor dem man sich so verneigt,
nicht zu finden ist; daß ich mich als international ge-
sinnter Mann in Paris nicht einen Augenblick unbehaglich
fühle, während in Prag chauvinistische Kleinlichkeit ver-
stimm:.
Sieben Tage M. K. T. (Moskauer Kammer-
theater). Fazit: Daß von solchem noch keine Rede
sein kann, daß vielmehr das Theater am Anfang eines
weiten und schwierigen Weges steht. Theater der Gegen-
wart heißt: Kampfbereitschaft, der Versuch, potentielle
Energie in kinetische umzusetzen. Die »7 Tage« (das
Wochenorgan des Theaters) suchen die rein wissenschaft-

liche Lösung: Autor- und Regisseur-Schauspieler-Kollektivismus. Das Zurückgreifen auf veraltet
scheinende Sujets stört nicht das tatsächliche Gegenwärtigsein des Theaters, das Anstoß und Stütze

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