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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 4.1924

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Heft 5
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Bessmertny, Alexander: Alte Bücher und Autographen: EIn Querschnitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.62257#0571

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beantworten. Seine Verächtlichkeit ist ohnedies sichtbar. Ich hatte ihm einen
freundlichen Brief geschrieben, weil ich die Katze beinahe leiden mochte, und
mitten unter den Karessen kratzt und beißt sie aufs Blut..."
Von der Dämlichkeit, die schon im dichtesten Umkreise Goethes die Atmo-
sphäre verdarb, zeugt ein Brief der Caroline Wolzogen — Schillers
Schwägerin. Sie schreibt an den Pädagogen Schindler:
„Die ,natürliche Tochter' stelle ich hoch. Die ,Braut von Korinth' war mir
immer ein widerliches Gedicht. Ueber ,Faust' scheint er mir zu streng. Der Gott
Vater im Prolog ist in einer geistlichen Tragödie keine Entweihung, ebensowenig
als der gemahlte von Michel Angelo und Raphael. Die Begnadigung durch Gret-
chens Fürbitte war das schönste Ende. Organisch verbunden wäre das Ganze
wenn nicht Ansichten und kleine Reizbarkeiten über unsre Zeit, eingestellt wären,
u. G. sich an das unausgelösste Grosse der ganzen Menschlichen Natur gehalten
hätte. So verdirbt der Blocksberg den It. Theil Fausts. Dass das Stück nie hätte
gespielt werden sollen, ist ganz nach meinem Sinn etc."
Heine schreibt über seine Taufe am 14. Dezember 1825 an Moser:
„Ich weiss nicht, was ich sagen soll, Cohen versichert mich, Gans predige das
Christenthum und suche die Kinder Israels zu bekehren. Thut er dieses aus
Ueberzeugung, so ist er ein Narr; thut er es aus Gleissnerei, so ist er ein Lump.
Ich werde zwar nicht aufhören, Gans zu lieben; dennoch gestehe ich, weit lieber
wär's mir gewesen, wenn ich statt obiger Nachricht erfahren hätte, Gans habe
silberne Löffel gestohlen.
Dass Du, lieber Moser, wie Gans denken sollst, kann ich nicht glauben, obschon
es Cohen versichert und es sogar von Dir selber haben will. •— Es wäre mir sehr
leid, wenn mein eigenes Getauftsein Dir in einem günstigen Lichte erscheinen
könnte: Ich versichere Dich, wenn die Gesetze das Stehlen silberner Löffel erlaubt
hätten, so würde ich mich nicht getauft haben."
Und am 9. Januar 1826 ebenfalls an Moser:
„Ich bin jetzt bei Christ und Jude verhasst. Ich bereue sehr, dass ich mich
getauft hab'; ich seh noch gar nicht ein, dass es mir seitdem besser gegangen sei,
im Gegentheil, ich habe seitdem nichts als Unglück. — Doch still hiervon, du bist
zu sehr aufgeklärt, um nicht hierüber zu lächeln."
Die Sammlung Meyer enthält ferner: das Originalmanuskript zum dritten und
vierten Band der „Reisebilder", einen eigenhändigen Testamentsentwurf aus dem
Jahre 1843 und den eigenhändigen Text des dritten Kapitels vom „Rabbi von
Bacherach". —
Mozart an seinen Vater (18. Juni 1783):
„Mon tres eher Pere! Ich gratuliere, Sie sind Grosspapa! — Gestern früh
den !7ten um halb 7 Uhr ist mein liebes Weib glücklich mit einem grossen, starken
und kugelrunden Buben entbunden worden; — um halb 2 Uhr Nachts fingen die
Schmerzen an -— - folglich war es mit dieser Nacht um alle Ruhe und Schlaf für
beide gethan. -— Um 4 Uhr schickte ich um meine Schwiegermutter — und dann
um die Hebamme; um 6 Uhr kam sie in Stuhl, •— • und um halb 7 Uhr war alles
vorbei. — Meine Schwiegermutter bringt nun alles das Ueble was sie ihrer Tochter
ledigerweise zugefügt hat, nun wieder mit allem Guten herein, -— sie bleibt
den ganzen Tag bei ihr. -—"
Es wäre langweilig, die berühmten Namen zu nennen, von denen Handschrift-
liches aufgespeichert ist, ohne dass es uns inhaltlich anginge. Von historischen
Autographen besaß Cornelius Meyer einen Riesenhaufen zur Geschichte Preußens.
Darunter ein vertrauliches Schreiben Friedrich Wilhelms I. an den Kriegs-

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